Ich hasse Verbote.

Ich hab sie abgeschafft. War ganz einfach. Ich wache morgens auf und denke, ich kann alles tun heute. Oder lassen. Oder ignorieren. Es ist wirklich kein Kunststück, in unserem Teil der Welt ohne Verbote zu leben.
Doch nun hat sich eines zurück geschlichen sozusagen in meinen Alltag: Ich darf nicht mehr rennen. Sagt der Chirurg, der mich operiert hat. Er ist dabei ganz heiter – ist ja nicht seine Droge. So, wie der Mann aussieht, beschleunigt er nur im äußersten Notfall. Doch zurück zur Droge: Ich nenne das kalten Entzug.
Laufen Sie, sagt er freundlich. Laufen Sie stramm, aber rennen Sie nicht.
Nie mehr? frage ich.
Er schüttelt den Kopf.
Und so ziehe ich ab, gesenkten Hauptes. Das tägliche Rennen ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Jetzt soll ich also laufen? Das ist absurd. Ich versuche es, es ist absurd. Rennend hatte ich immer einen unsichtbaren Windhund an meiner Seite, und jetzt soll ich mit einer Ente vorlieb nehmen?
Ich versuche es, was bleibt mir anderes übrig? Operiert werden ist brutal. Und so marschiere ich jeden Morgen zügig durch den Park und flüstere der Ente heftig zu, sie möge sich doch wenigstens in einen Strauss verwandeln. Ich rede mit Engelszungen auf sie ein. Und tatsächlich, ihre Beine sind schon ein ganz kleines bisschen länger geworden. Glaube ich.

7 Gedanken zu „Ich hasse Verbote.

  1. da man eine droge bestenalls gegen eine andere eintauschen kann (rennen ist eh die doofste) könnten Sie ja anfangen zu kiffen oder zu koksen.
    Oder haben Sie das auch schon hinter sich gelassen?

    • Das mit dem Eintauschen stimmt. Leider. Dass Rennen eine doofe Droge ist (so lustig nach Schulbank das auch klingt) würde ich bestreiten. Rennen, wie alle anderen Drogen, ist immer genauso so doof wie der Mensch, der es betreibt…
      Ihre Alternativen, na ja, wollen Sie im Ernst behaupten, die seien praktikabel auf die Dauer? Morgens? Nee, da traue ich Ihnen doch mehr Einfallsreichtum zu.

  2. gap Eine Droge gefunden zu haben, die zu einem passt ist schon gut aber eine alltagstaugliche gefunden zu haben ist noch viel besser. Sie zu verlieren ist hart. Was nun? Ersatzdroge? Vielleicht Fahrradfahren? Ich glaube nicht, ist doch zu anders. Aber wenn man läuft statt zu rennen bleibt doch so manches erhalten. Die Umgebung z.B., der morgendliche Nebel usw. Ähnlich aber anders, es fehlt was. Lässt sich der gap schliessen? Ich könnte mir vorstellen, dass Boxen dafür gut geeignet wäre. Lässt sich auch super in den Alltag integrieren, z.B. mit einer Wii Konsole plus passender Software. Später kommt vielleicht noch ein Boxsack hinzu, wenn’s zu sehr nach Methadon schmecken sollte.
    Bleibt die Frage was der Chirurg dazu sagt? Und Phyllis?

    • Ersatzdrogen tragen die Enttäuschung schon im Namen. Fahrradfahren hat mich eh noch nie gekickt, außer, um irgendwo hin zu kommen, und Boxen? Muss ich mal drüber nachdenken. Der Chirurg würde wohl vor den heftigen Rotationen warnen, die damit einhergehen.
      Anyway. Ich weiß Ihr Mit-denken zu schätzen, Terraner. Auf mich übt der morgendliche Park in allen seinen Jahreszeit bedingten Zuständen einfach die größte Anziehung aus. Nun muss ich nur noch mein Gehirn dazu bringen, das eilende Gehen dem Rennen vorzuziehen. Hab so eine Ahnung, wie das gelingen könnte. Ich berichte wieder, wenn’s Klick gemacht hat : )

  3. Boeh. Die rennbewegung laest sich mit einem von diesen elliptical walker machinen erzielen, da kann man auch drauf rennen, aber ohne die erschuetterung des auftretens. Ich weis aber nicht, welchen Bestandteil des Rennens Du nicht mehr ausueben darfst. Ruder und stepmaschienen bieten aehnliches an, aber alles ohne Park. Hm. Rollschuhe?
    Aqua-run?

    • Die Maschinen sind ok. Werden im Fitnessstudio gerne von diesen schlimmen Frauen in Beschlag genommen, deren Mittagessen aus zwei Reiswaffeln und einer Flasche Evian besteht. Von den Männern ganz zu schweigen. Manchmal geht mir das zu sehr gegen mein empfindliches Gemüt. Jetzt in der kalten Jahreszeit werd ich aber doch wieder darauf zurück kommen.
      Aber erst, wenn die Gänse im Park abgeflogen sind!

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