Farah Days Tagebuch, 18

Mittwoch, 8. Januar 2014

Schreiben, anklopfen, hoffen, dass jemand da ist
Ich, wenn ich nicht schreibe, verliere mich morgens um vier so regelmäßig, wie andere um diese Zeit Brötchen backen, erkenne meine Adresse nicht. Amnesie. Wache auf und denke: das das das. Als ob es selbstverständlich wäre, mit dasdasdas anzufangen, mit gleich was formenmüssen, kaum dass man die Äugelchen. Statt erstmal hallo.
Vielleicht
Manchmal

(Lücken)
((Gab es Sommer? Waren die Brötchen reif? Mit mir war noch nie/immer gut Kirschen essen. Aber wenigstens))
Ach, was s

Eruptiv. Eruptiv erkennen. Wie zum Beispiel, dass mir Vokabular fehlt. Frisches. Fiel mir gestern auf, als jemand im Fernseh sagte, schauen sie, dieses Haar ist schon neun Jahre alt, aber wie lebendig es wirkt mit unserem Produkt und zeigte auf eine Statistin mit langem. Als mein Vater starb, ließ ich es abschneiden, also ist meins jetzt sechs. In letzter Zeit hatte ich oft Lust, es ganz zu scheren, mitsamt der Augenbrauen. Vielleicht, es könnte ja, was für eine Erleichterung: rasend auszusehen statt verlockend. Den Anschein der Konsensfähigkeit fallenlassen.

(Hübsch: „es machte den Anschein, …“)
((Redewendungen))

– doch dann, aus Scheu vor jenen, die Chemo müssen, kann ich es nicht ausprobieren.
(Hallo.)
((Ich schwöre, eben war noch jemand mehr hier. Aber egal.))

Frisches Vokabular jedenfalls: die Haare brachten mich drauf. Weil der Animator sagte, wie lebendig es sei und der Frau durch die Springlocken fuhr. Ich dachte, mein Vokabular muss sein wie Locken. Muss schnalzen können, lang sein, gut gepflegt. Himmel, was für ein Stuss, so etwas zu denken, komplett hinkender Vergleich! Wenn ich wollte, könnte ich jeden Tag ein neues Wort lernen, zehn, wahrscheinlich hundert. Muss einfach wieder mehr Hochlit lesen, auch die betagtere. Lange her, dass
Lange her, seit
Lange her, dass ich nach innen ging wo die wilden Kerle wohnen
Plötzlich riecht es nach Feigen

6 Gedanken zu „Farah Days Tagebuch, 18

  1. wem hilft kill bill eigentlich weiter
    wenn nicht mir dann den anderen
    ansonsten keine erscheinung
    eine der anstrengensten tastaturen
    war die von außen nach innen
    von feigheit wenig spuren
    von bosheit und verachtung
    von manipulation und verführung
    umso mehr
    jetzt muß das wesentliche
    sich heilen
    und eilt zu den wilden kerlen
    eine hand zu finden
    und möglichst wenig joch

  2. wer anklopft, muß rasch auf die andere seite der tür huschen und “herein” rufen. – abgesehen davon: das mit dem kahlscheren habe ich mal ausprobiert. so lange das haar fiel, war’s lust, zu warten dann, bis es nachwuchs, eher schon frust.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.