Schade eigentlich. Wie sehr die Rezeption eines künstlerischen Werks abhängig von der politischen Gesinnung des Künstlers/der Künstlerin ist, ist doch als Diskussionsansatz sehr wichtig. “Säuberte” man die Kunst- und Literaturgeschichte von Rassismus, löschten wir alle aus unserer Rezeption, die sich abscheulich gegenüber anderen verhalten haben – da fielen einige wichtige Namen weg.
Ich finde nur, man/frau sollte es wissen, aus welchen Energien sich ein künstlerisches Werk speist. Deswegen tun mir meine eigenen Bildungslücken immer leid.
Muss los. Bis später.
ich finde das auch schade und denke da ähnlich. es gibt legionen von künstlern, die nicht nur gesinnungsweise an verbrechen beteiligt waren, sondern auch selbst verbrechen begangen haben. mir entwertet das ein kunstwerk nicht – der/die künstler/in ist eben wirklich kein übermensch.
aber ich mag momentan diese diskussion nicht hierhertragen…, passt nicht zum wunsch nach stille.
Dass Weinheber den Nationalsozialisten als »bedeutendster lebender Lyriker der Gegenwart« galt, ändert dessen ungeachtet ja nix daran dass er, was sein Werk betrifft, dennoch als »einer der bedeutendsten österreichischen Lyriker des 20. Jahrhunderts« (lt. Lexikon der Weltliteratur, 1997) gelten darf. Qualitätsbeurteilungen müssen das Werk vom Künstler (und ggf. dessen charakterlichen oder ideologischen Verirrungen) trennen. Auch ein Richard Wagner galt den Nationalsozialisten als bedeutender Komponist, und ist ja deswegen trotzdem ein solcher. Oder, aktuellere Beispiele: ein Cat Stevens, islamistischer Spinner, hat als Musiker trotzdem Bedeutsames geschaffen – ein John Travolta, Exponent einer verfassungsfeindlichen Organisation, trotzdem ein bedeutender Schauspieler undsoweiter, undsoweiter ..
Weinhebers(*) Biographie macht ihn als Menschen gewiss nicht sympathisch, ebensowenig wie die seiner oben zum Vergleich aufgelisteten Künstlerkollegen – was aber die Bedeutung seines lyrischen Œuvres ja nicht schmälert.
@David Ramirer Es geht auch nicht um Entwertung, nur um Einordnung, denke ich. Wenn sich ein Künstler einem Unrechts- und Gewaltregime anpasst, kann er/sie unbehelligt oder sogar hofiert weiterarbeiten. Wohingegen diejenigen, die Widerstand leisten, vielleicht um ihr Leben, ganz sicher aber um ihre Reputation fürchten müssen. Das zerrt an den Nerven, der Lebenskraft. Kann ja sein, dass Widerstand stark macht, auch starke Ideen, aber ganz sicher macht er auch irgendwann mürb.
Ich will den Prozess, in dem ein Werk entsteht, eigentlich immer wissen. Den Kontext. Es macht einen großen Unterschied für mich, ob eine künstlerische Arbeit aus einem Mitläufertum entsteht oder gar aus der Kollaboration mit einem Unrechtsregime. Oder aus dem Widerstand heraus.
Was keineswegs heißt, dass mir die Arbeiten der Nichtangepassten oder gar Verfolgten dadurch schon per se “wertvoller” wären als die der Mitläufer! Nur wissen möchte ich es. Ein Kunstwerk – sei es ein Bild, Gedicht oder was auch immer für ein Genre – zu rezipieren ohne seine Entstehungsgeschichte zu kennen ist Mumpitz. Aus meiner Sicht.
@Nömix Seh’ ich, wie Sie an meiner Entgegnung zu David Ramirer sehen können, ganz genauso.
… Na ja, f a s t.
Ich halte Travolta nicht für einen “bedeutenden” Schauspieler. Aber das sind Kinkerlitzchen…
@phyllis ich finde schön, dass sie das so differenziert sehen. der kontext kann hilfreich sein beim verstehen, er kann aber auch in die irre führen – ihn zu kennen, ist sicher niemals verkehrt 😉
@David Ramirer Ich weiß eigentlich nicht, was das bezeichnet, die “Irre”. Was bedeutet es, sich zu irren? Ich kann immer nur augenblicksweise eine Wahrheit oder einen Irrtum definieren. Kaum ist etwas Zeit vergangen, sind mehr Informationen hinzugekommen oder hab’ ich welche vergessen, stellt sich WahrheitIrrtum schon wieder ganz anders dar für mich. Und nach Ablauf einiger Jahre wieder anders.
“In die Irre führen” – das lasse ich mir gerade auf der Zunge zergehen. Was für eine krasse Redewendung. Klingt nach einer Wüste, in die man bewusst gelockt würde … doch von wem? Vom Kontext? Wer ist das?
Aiaiai, Paranoiasysteme… ; )
@phyllis die “irre” bedeutet das gegenteil ihrer sichtweise auf die wahrheit – also die linear-platte schlussfolgerung “wenn das so ist” dann ist “jenes so”… und das lege ich dann so ab und damit hat es sich. leider begegnet man dem recht oft, glücklicherweise hier bei ihnen nicht.
wieder so eine sache, die für sie spricht. von diesen dingen sollte bei gelegenheit einmal eine liste angelegt werden 😉
Mein Name der ist Speed,
ich mag’s, wenn’s in den Wadeln zieht.
@Speed Je schlichter, desto dichter! ; )
(ich habe den weinheber-text gelöscht. das passt hier alles nicht her. bitte um nachsicht.)
Schade eigentlich. Wie sehr die Rezeption eines künstlerischen Werks abhängig von der politischen Gesinnung des Künstlers/der Künstlerin ist, ist doch als Diskussionsansatz sehr wichtig. “Säuberte” man die Kunst- und Literaturgeschichte von Rassismus, löschten wir alle aus unserer Rezeption, die sich abscheulich gegenüber anderen verhalten haben – da fielen einige wichtige Namen weg.
Ich finde nur, man/frau sollte es wissen, aus welchen Energien sich ein künstlerisches Werk speist. Deswegen tun mir meine eigenen Bildungslücken immer leid.
Muss los. Bis später.
ich finde das auch schade und denke da ähnlich. es gibt legionen von künstlern, die nicht nur gesinnungsweise an verbrechen beteiligt waren, sondern auch selbst verbrechen begangen haben. mir entwertet das ein kunstwerk nicht – der/die künstler/in ist eben wirklich kein übermensch.
aber ich mag momentan diese diskussion nicht hierhertragen…, passt nicht zum wunsch nach stille.
ich wünsche ihnen einen erfolgreichen tag!
😉
Dass Weinheber den Nationalsozialisten als »bedeutendster lebender Lyriker der Gegenwart« galt, ändert dessen ungeachtet ja nix daran dass er, was sein Werk betrifft, dennoch als »einer der bedeutendsten österreichischen Lyriker des 20. Jahrhunderts« (lt. Lexikon der Weltliteratur, 1997) gelten darf. Qualitätsbeurteilungen müssen das Werk vom Künstler (und ggf. dessen charakterlichen oder ideologischen Verirrungen) trennen. Auch ein Richard Wagner galt den Nationalsozialisten als bedeutender Komponist, und ist ja deswegen trotzdem ein solcher. Oder, aktuellere Beispiele: ein Cat Stevens, islamistischer Spinner, hat als Musiker trotzdem Bedeutsames geschaffen – ein John Travolta, Exponent einer verfassungsfeindlichen Organisation, trotzdem ein bedeutender Schauspieler undsoweiter, undsoweiter ..
Weinhebers(*) Biographie macht ihn als Menschen gewiss nicht sympathisch, ebensowenig wie die seiner oben zum Vergleich aufgelisteten Künstlerkollegen – was aber die Bedeutung seines lyrischen Œuvres ja nicht schmälert.
@David Ramirer Es geht auch nicht um Entwertung, nur um Einordnung, denke ich. Wenn sich ein Künstler einem Unrechts- und Gewaltregime anpasst, kann er/sie unbehelligt oder sogar hofiert weiterarbeiten. Wohingegen diejenigen, die Widerstand leisten, vielleicht um ihr Leben, ganz sicher aber um ihre Reputation fürchten müssen. Das zerrt an den Nerven, der Lebenskraft. Kann ja sein, dass Widerstand stark macht, auch starke Ideen, aber ganz sicher macht er auch irgendwann mürb.
Ich will den Prozess, in dem ein Werk entsteht, eigentlich immer wissen. Den Kontext. Es macht einen großen Unterschied für mich, ob eine künstlerische Arbeit aus einem Mitläufertum entsteht oder gar aus der Kollaboration mit einem Unrechtsregime. Oder aus dem Widerstand heraus.
Was keineswegs heißt, dass mir die Arbeiten der Nichtangepassten oder gar Verfolgten dadurch schon per se “wertvoller” wären als die der Mitläufer! Nur wissen möchte ich es. Ein Kunstwerk – sei es ein Bild, Gedicht oder was auch immer für ein Genre – zu rezipieren ohne seine Entstehungsgeschichte zu kennen ist Mumpitz. Aus meiner Sicht.
@Nömix Seh’ ich, wie Sie an meiner Entgegnung zu David Ramirer sehen können, ganz genauso.
… Na ja, f a s t.
Ich halte Travolta nicht für einen “bedeutenden” Schauspieler. Aber das sind Kinkerlitzchen…
@phyllis ich finde schön, dass sie das so differenziert sehen. der kontext kann hilfreich sein beim verstehen, er kann aber auch in die irre führen – ihn zu kennen, ist sicher niemals verkehrt 😉
@David Ramirer Ich weiß eigentlich nicht, was das bezeichnet, die “Irre”. Was bedeutet es, sich zu irren? Ich kann immer nur augenblicksweise eine Wahrheit oder einen Irrtum definieren. Kaum ist etwas Zeit vergangen, sind mehr Informationen hinzugekommen oder hab’ ich welche vergessen, stellt sich WahrheitIrrtum schon wieder ganz anders dar für mich. Und nach Ablauf einiger Jahre wieder anders.
“In die Irre führen” – das lasse ich mir gerade auf der Zunge zergehen. Was für eine krasse Redewendung. Klingt nach einer Wüste, in die man bewusst gelockt würde … doch von wem? Vom Kontext? Wer ist das?
Aiaiai, Paranoiasysteme… ; )
@phyllis die “irre” bedeutet das gegenteil ihrer sichtweise auf die wahrheit – also die linear-platte schlussfolgerung “wenn das so ist” dann ist “jenes so”… und das lege ich dann so ab und damit hat es sich. leider begegnet man dem recht oft, glücklicherweise hier bei ihnen nicht.
wieder so eine sache, die für sie spricht. von diesen dingen sollte bei gelegenheit einmal eine liste angelegt werden 😉