“anheim fallen”
Seltsamer Ausdruck. So auf der Mitte zwischen “erwischt” und “zum Opfer” werden. Er gefällt mir, weil er einen eher mystischen Zugang zu Gefühlszuständen anbietet, für die wir in unserem Alltagsdenken oft ganz triviale Ausdrücke verwenden: Etwas macht uns “fertig”, oder gleich “kaputt”. Beliebter Anglizismus in diesem Zusammenhang: Der “Knock-out”. Dicht gefolgt vom “Burn-out”.
In diesen Begriffen steckt eine andere Zeit als in anheim fallen. Es ist ein Riesen-Unterschied, ob man sich von einer Depression fertig machen lässt – oder ob man ihr anheim fällt, finden Sie nicht?
Man fällt einer Sache anheim, die mächtiger ist als man selbst. Das kann eine Situation sein, ein Gefühl, eine Droge. In der Literatur ist es der Wahnsinn, dem man anheim fällt. Der Melancholie. Dem Vergessen, oder gleich dem Tod.
Doch um Sie an diesem wunderbar milden Sonntag nicht mit Düsterkeit zu beschweren: Es gibt auch die weniger bedrohlichen Formen wie das anheim geben und das jemandem eine Entscheidung anheim stellen.
Zum Glück fällt mir eben noch ein, man kann ja auch einer Leidenschaft anheim fallen… sicher auch mit beträchtlichen Risiken verbunden, aber doch um einiges attraktiver, als gleich ohne Umweg wahnsinnig zu werden.
Grins.
Auf jeden Fall möchte ich es Ihnen völlig anheim stellen, werte Leser, ob Sie sich heute der sonntäglichen Trägheit anheim geben, oder der Herbstmelancholie anheim fallen…
Ich für meinen Teil begebe mich demnächst ins Atelier, um diese vermaledeite Zeichnung zu vollenden, deren, ich glaube mittlerweile vierte, Version ich in Arbeit habe. Es ist nicht beheizt, mein Atelier, nur ein kleines Heizlüfterchen zu meinen Füßen verhindert, dass ich der Auskühlung anheim falle.