Hinter den Kundenschaltern meiner Bank arbeiten die Volksmenschen. Sie sind schon etwas betagt, obwohl, ein paar im mittleren Alter gibt es auch, doch die sind dick. Ein paar sind mit einer leichten, jedoch die Arbeit nicht beeinträchtigenden körperlichen Behinderung versehen. Sie sind freundlich, fast herzlich, ihr Lächeln ist echt; man nähert sich ihnen gerne und sie schrecken nicht zurück, wenn man sich über die marmorne Platte ein wenig zu ihnen beugt.
Wird man zum Beratungsgespräch auf die nächst höhere Ebene gebeten, erwarten einen hinter den Türen die Dynamos. Kostüm, Anzug, alle jung und dynn. Sie tragen Make-up oder glattrasiert anstelle von Gesichtern und lupfen sich leicht vom Sitz, wenn man eintritt. Ihre Gesten sind knapp und zielfördernd, ihre Tische sauber, die Bildschirme der Computer sind gewischt.
Wurden die Volksmenschen für den Massenkundenkontakt erwählt, weil sie so umgänglich sind, die anderen weggesperrt, weil sie so grauslige Kostüme tragen? Oder ist es so, dass die Dicken, Lädierten und Ältlichen gerne einen Schreibtisch in den Sperrbüros beziehen würden, aufgrund ihrer Kondition aber (- „fürs gemeine Volk langt’s, aber für die Karriere… “ ) nicht dürfen?
Wenn ich meine Bank wäre, ich würde die Formatierung präzisieren: Hinter die Schalter Schoßhunde für die Angestellten, dazu pro Filiale einen Sittich. Und Kakteen auf die Computer. Aquarien wären auch gut, für die Wartezeiten, und eine Glasschale mit Mini-Snickers auf die Counter. Ich rege das nur an, weil es immer heißt, den Banken ginge es schlecht. Da könnte man doch was tun, um die Corporate Identity herauszuarbeiten.
Die Sperrbüros sollte man gleich mit Androiden besetzen, kaum jemand würde den Unterschied merken.
fräulein phyling,
wiederum bin ich gänzlich beeindruckt von ihrer umfassenden beobachtungsgabe!
saugeil!
@zweidrei Ich vergaß zu erwähnen, dass meine Überlegungen selbstverständlich nur Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken gelten. Für die Kundschaft in den gehobeneren Geldinstituten werden Vorschläge angenommen.
In der Postbank bedienen die Schoßhunde und Kakteen schon, nur Snickers begrüßt einen nicht mit Handschlag, aus Reinlichkeitsgründen vermutlich. Die Postbank behelligt auch nur gelegentlich mit Riesteraufrüstung, wohingegen Sparkassen immer einen Kurs zwischen Drohung um verpasste Chancen und Erziehung zur Geldvermehrung fahren, man fühlt sich da ob des Bisschens, was man eigentlich auch nicht hat, ständig in sträfliche Vernachlässigungsangst versetzt, als hätte man vergessen, das Kaninchen zu füttern. Hingegen vermögen es Sparkassen auch, einem den Dispo zu kürzen, während sie gleichzeitig zu Immobilienfonds raten. Ich versteh das Geld eigentlich nicht und das Geld versteht mich nicht.
@sowieso … “ständig in sträfliche Vernachlässigungsangst versetzt, als hätte man vergessen, das Kaninchen zu füttern.”
Jippie für diesen Satz.
Ich wurde eigentlich nur ein einziges Mal auf höherem als diesem Niveau behelligt, als mir die Kulturstiftung mein Stipendiengeld für ein Jahr auf einmal auszahlte…
Danach ging ich gerne wieder zu den Schoßhündlern zurück.
Oh, merci! Das schlimme an diesen Geldmenschen ist wirklich ihr Aufruf zur Geldbekümmerung, ich will mich nicht ums Geld kümmern, das Geld soll sich um mich kümmern. Aber sie drohen mir, es kümmerte sich nur um mich, wenn ich es auch beachte, und das glaube ich ihnen nicht mal. Ich glaube an das anspruchslose Geld.
also ich muss ihnen sagen, dass in meinen sparkassen die hübschesten frauen immer an den schaltern arbeiten, frau phyllis.allerdings hab ich auch nicht viel geld, so dass ich selten in den oberen bereich komme. 🙂
@kram Ich glaube wie sowieso an das anspruchslose Geld: Meines gibt sich fröhlich mit unscheinbaren Angestellten zufrieden…