TTag, 28. Juni 2010. Kunstguerillas.

Wäre ich noch Malerin, ich würde heute den Fluss malen, der, wenn er so glitzert wie er’s gestern tat, ein schwieriges, aber lohnendes Motiv wäre. “Geht raus. Malt g e g e n die Natur”, sagte mein Malprofessor früher immer, ich verstand nie so recht, was er meinte, das heißt, mein Kopf verstand es schon, mein Herz aber nicht. “Ihr müsst Guerillas der Kunst werden”, predigte der Mann weiter, und auch diese Aufforderung fand den Weg nicht in mein Inneres: warum Guerillas? Ich wollte nicht kämpfen. Ich wollte g e f a s s t sein, ja, aber Schwert und Harnisch wollte ich nicht tragen dabei. Dieser Mythos, Kunst als Waffe anzusehen, erschien mir schon früh als Kitsch. Ein Männerding. Wie überhaupt während des Studiums weit mehr über die männlichen Künstler gesprochen wurde. Wodurch ich die weiblichen entdeckte, die mir Eindruck machen: Louise Bourgeois, Jenny Holzer, Valie Export. Rebecka Horn. Sophie Calle. Auch Tracey Emin hat ein paar starke Arbeiten. Als jüngste Miranda July, deren Arbeit ich ganz toll finde. Sie schreibt auch, übrigens, hat schon zwei Bände Erzählungen veröffentlicht. “No One belongs here more than you” ist absolut magisch. (- allein der Titel!) Gehen Sie ruhig mal auf ihre website, da werden Sie gleich getestet ; )
Das sind jetzt nur die “großen”, die ich hier aufzähle.
Na gut. Bei anderer Gelegenheit werde ich mal von meiner eigenen Malerei erzählen und warum ich sie aufgab. Und seither nie vermisst habe, obwohl ich nicht ausschließen will, dass ich dieses Medium irgendwann mal wieder an mich heranziehen werde.

Es ist schon wieder so heiß, dass man wet t-shirt Fotos machen könnte.
Gestern hab’ ich ein neues Foto für die “Einmal geübt”-Serie gemacht. Ich will den Ort hier nutzen, solange ich da bin: ich kann sie ja nur in privaten, ungestörten Räumen machen. Morgen oder übermorgen stelle ich es ein, ich will etwas zeitlichen Abstand bei diesen Bildern. L. hat ihren neuen Brief auch endlich geschrieben, bat mich aber, ihn Korrektur zu lesen, bevor er veröffentlicht würde. Tu ich natürlich gern, wozu hat man Alter Egos?

So. Erstmal in die Puschen kommen, wie mein Vater gesagt hätte. Morgen, allerseits!

13:28
Beim Zeus, ist das krass. Der halbe Fluss ist schon verdampft.

15:44
L.’s neuer Brief ist angekommen. Langsam kriege ich ja den Verdacht, sie sei eine etwas oberflächliche Person. Oder sagen wir’s lieber so, bisher scheinen ihr alle Dinge gleich wichtig zu sein. Was treibt sie an, frage ich mich, was motiviert sie über momentane Gefühlsausbrüche hinaus? Der nächste Brief wird Aufschluss bringen. Ich habe Lust, ihrem Innenleben etwas zu Leibe zu rücken. Das Fest im Institut (von dem sie noch gar nichts weiß) wird uns deutlicher vor Augen führen, wohin ihre Reise in Wirklichkeit geht…

21:53
Sowas nennt man (Stil)Blüten treiben. Die heutigen Kommentare meine ich. Wie verschiedene Herren ähnlicher akademischer Konvenienz da so ins konversieren geraten, als ob L.’s Sprache noch an jeder Straßenecke verfügbar wäre. Was sie ja auch ist. Nur, dass wir sie nicht mehr gebrauchen. Weil sie nicht praktisch ist. Weil sie vielleicht sogar manchmal in das verfällt, was man früher “salbadern” genannt hätte.
Gerade deswegen isses schön: weil diese Art zu schreiben (so aus dem Handgelenk auch immer) eine andere Zeit evoziert. Eine Zeit, als Händel etwas war, das man austrug und in der es nicht unstatthaft wäre, das Wort Mohr zu gebrauchen.
Jedenfalls amüsiere ich mich köstlich.
Es ist ein Spiel.
Wir machen uns so viele sprachliche Spielgründe freiwillig dicht. Warum eigentlich?

41 Gedanken zu „TTag, 28. Juni 2010. Kunstguerillas.

  1. Miranda! In Venedig habe ich sowohl die Arbeiten von Tracey Emin als von Miranda July gesehen. Ich hab jetzt die Fotos gesucht, doch auf die Schnelle nicht gefunden. Aber vielleicht erfreut Sie im Moment auch dieser Clip. Cordialement ! Audrii

    • vielleicht sagte er das, weil man die natur malerisch in ihrer – über sämtliche sinnesreize “wahrnehmbaren” – komplexität nicht “erfassen” kann.
      indem man sie malt, missachtet man sie, man würdigt sie eingrenzend herab zur
      visualisiert-imitierten oberfläche.
      ( oje – hoffentlich hab ich mich soweit klar ausgedrückt )
      durch rebellische brechung gegen naturalistische darstellung lässt sich womöglich in übertragenem sinn dies defizitäre der malerei gegenüber der natur aufhebeln.
      leichter dürfte dies aber geschehen, indem man gleich abstrakt malt und das material
      und die gestalterischen formen zu einer art derivat des natürlichen erhebt.
      hm.
      theoretisiere eigentlich kaum über bildende kunst, komm ja von der musik…

    • Ja, lobster, ich denke, so hat er’s gemeint. Da ich damals riesige Bilder malte, die virtuelle Landschaften zeigten und Hirnquerschnitte von Androiden (Cyberpunk hielt lange vor bei mir), war die Aufforderung, mich wie auch immer mit Natur zu beschäftigen, an mich eh verschwendet. Ich mochte anorganisches. Künstliche Intelligenz. Interfaces. Und Sumo-Ringer, komischerweise. Aliens (Sumos sind, denke ich gerade, wahrscheinlich auch so eine Art Aliens)
      Comics wie Transmetropolitan und Schwermetall.
      Und noch vieles andere krude Zeugs. Auf die reagierend entstanden meine Bilder. Sie waren so groß wie zwei Türen nebeneinander, und bei Ausstellungen hängte ich sie immer so tief, dass man als Betrachter das Gefühl hatte, man könne einfach hindurch gehen, um in einer anderen Welt rauszukommen.

    • hm – krudes zeugs – es hört sich danach an, als ob sich dadurch wenig gegenüber einem realsimus aufbricht – es ist ( oder vielleicht besser es wäre ) dann ein – in fiktionales hinüberragender – ” pseudorealismus ” – also vielleicht eine art an reales angelehnter futurismus oder so und damit eben krude ?
      es löst sich nicht von dem ausgangsproblem des diskriminierenden an sich des naturalistischen gegenüber der materiellen natur ( materialität ).
      nun, man kann dabei vielleicht auch noch mit ironischen brechungen seitens der bildinhaltlichkeit oder anhand formaler kniffe auf die schöne “sinnlichkeitserfahrbarkeit” der realität an sich ( abgetrennt menschlicher grausamkeiten ) zurückverweisen, aber sie taten das wohl nicht und versuchten zu “transzendieren” und deshalb wohl ihre selbstkritische haltung respektive dazu ?
      ich muss mich ein weiteres mal entschuldigen ob meiner wohl fast schon grundsätzlich vorhanden unpräzisheiten verbaler darstellung.
      naja theorie ist meins wohl nicht.
      hoffe mein aussageanliegen kam dennoch leicht rüber.

      hm – kann man da im netz trotzdem was von sehen ?

    • p.s.
      also jetzt hab ich aber auch nicht nur danbengetxtet sondern auch noch vorbeigedacht.
      also der ausdruck futurismus ist wohl ziemlich deplaziert gewesen eben.
      irgendwie sprangen mir die sumoringer + aliens + techno… in die augen.
      nö versteh schon, eine ganz andere welt eigentlich, die sie wohl malten.

      sorry.

    • Ironische Brechungen & formale Kniffe Nein, ich brach gar nichts damals, ich war von tiefstem Ernst erfüllt, fast schon hatte ich eine Mission: ich wollte Gastgeberin fremder Welten sein : ) Selbstkritisch sehe ich das keineswegs im Rückblick, im Gegenteil. Vor einiger Zeit hab’ ich eines dieser alten Bilder verkauft und sah sie mir im Zuge dessen alle nochmal an. Sie sind in verschiedenen Ateliers eingelagert, in meinem eigenen ist nicht genug Platz –
      Jedenfalls, viele davon mag ich immer noch. Von dem, was Futurismus im kunsthistorischen Sinne bedeutet, sind sie allerdings tatsächlich weit entfernt. So, wie ich das sehe, hab’ ich Science-Fiction-Bilder gemalt. Inneren Weltraum. Schade, bisher sind sie nirgendwo online, aber da werde ich mich an einem Regentag mal drum kümmern!

    • Sehr geehrte Frau Kiehl,

      Sie schrieben gerade, dass Alles L. gleich wichtig zu sein scheint.

      Nun, gibt es in L’s Leben nicht zwei wichtige und herausragende “Führungsfiguren”, also
      diesen Dr. Sago, welcher wohl meiner werten Kollegenschaft zuzurechnen ist, und des weiteren einen ominösen Lover ( Liebhaber ) innerhalb einer ominösen “Heimat” ?
      Nun, mein ärztilches Interesse an dieser anscheinend überaus jungen und verspielten Dame war ja bislang noch ziemlich rudimentär, da sich das motivationale Innenleben dieser wohl ja bezaubernden Person weiblichen Geschlechts bislang kaum konkret offenbarte.
      Ich weiss nicht, ob sich mein inneres “Spannungspotenzial” noch lange aufrechterhalten lässt, eine mögliche Dehydrierung ihres “Körperhaushaltes”hingegen, Frau Kiehl, was Flüssigkeiten innerzirkulär anbetrifft, macht mir schon mehr Sorgen.

      Viel viel Gutes wünscht Ihnen hiermit

      Dr. S.

    • Können sie sich nicht präziser ausdrücken, werter S. ?
      Der Ausdruck Dehydration, mein Lieber, wäre angebrachter gewesen.
      Ein erneutes griechisch – römisch ?

    • Nun ja, wir sollten vielleicht etwas vorsichtiger werden hier.
      Wer weiss, was in diesem Brief steht.
      Vielleicht wird uns das in Richtung Kurzschwert vs Netz bringen
      oder nur an’s Armdrücken.
      Abwarten, würd ich sagen.

    • Die Herren. Wenn Sie sich etwas in Geduld fassen könnten, bitte. Wie aus einem bislang rudimentären Interesse an den Belangen der L. so schnell ein abfallendes Spannungspotential ableiten lässt, Doktor S., ist mir im übrigen schleierhaft: müsste das Interesse nicht erst einmal brennend gelodert haben, bevor es in tiefstes Desinteresse abstürzen kann?
      Was meine eigene Hydrierung angeht, Prof. D. Santiago, möchte ich Sie gerne beruhigen. Je weiter der Pegel des hiesigen Flusses unter der geradezu wahnwitzigen Sonne fällt, desto verglitschter fühlt sich Ihre

      durchaus freundlich grüßende
      P.

      “Wenn das Wasser fällt, beginnt die Frau zu steigen.”
      In diesem Sinne.

    • Sehr geehrte Frau P.,
      ich muss Sie hiermit inständig bitten, von meinem sexuellen Interesse an L., welches vermutlich deutlich aus meiner Wortwahl herauslugte Abstand zu nehmen – sprach ich nicht von einem ärztlichen Interesse meinerseits welches allerdings die junge L. an ihrem Herrn Doktor kaum zu haben scheint ?
      Sie scheinen mir ein wenig unterfordert zu sein oder aber hier Dichtung und Wahrheit zum innigen Verschmelzen bringen bzw. raffiniert dahingehend die Fäden gezogen haben zu wollen.
      Oder aber sie sahen mir regelrecht durch meine professionelle Schale hindurch auf das Wesen, den Kern meiner selbst, meines lüsternen Ich’s.
      Dann aber mein Kompliment, Frau Kiehl.
      Hut ab !
      Dazu wird als Waffe der Morgenstern impliziert, nun ich schlage Santiago hiermit vor,
      zusätzlich dazu Fahradhelme zu verwenden.
      Um es ein wenig komplizierter zu machen noch Skischuhe.
      Als Schilder nehmen wir abmontierte Deckel von grünen Tonnen.
      O.K. Santiago ?

    • Werfen Sie nicht zu früh die Skischuhe ins Korn, Dr. S. Wer eine chinesischgelb gezackte Sonne auf dem Mülleimerdeckel trägt, hat keinen Anlass, den Ausgang der Schlacht bereits im Vorfeld zu betrauern.

    • Werte Frau Kiehl !

      Ich bemerke gerade einen Lapsus Ihrerseits.
      Sie verwechselten die Besorgnisse Dr. S.’s mit den unformulierten, nahezu identischen
      Besorgnissen meinerseits bzgl. Ihrer Versorgtheit mit Flüssigkeiten nahezu jedweder Couleur.

      Der Flusspegel sinkt, die Frau steigt empor, das Wasser fällt, die Frau gefällt.
      Ich stelle hier nicht die Frage danach, wer wem unter welchen Bedingungen ” das Wasser reicht ” – oder wem welche Frau gefällt.

      Haben Sie einen wunderschönen Abend in K**** …

    • Über das trostlose Lächeln durch Debilität hervorgerufener Melancholie im Vorfeld eines sich anbahnenden Kampfes unter sich ebenbürtig wähnenden Kollegen.

      Ich werde es mir überlegen.
      Danke.

      Und schliesse mich den Wünschen meines Kollegen an.

    • Die Herren Akademiker, ff Sie werden noch gebraucht. Gerade L. dort im fernen K**** scheint mir den Interessen ihres dubiosen Analytikers allzu ausgeliefert und ihr Gleichgewicht äußerst fragil, bei aller scheinbaren Unbeschwertheit, die sie an den Tag legt. Ihr Liebhaber, (so man ihn so nennen will) ist auch nicht von schlechten Eltern. Er hat sie markiert. Nun, zumindest d a s Ding ist sie nun los. Ich ahne aber, dass sie – einmal Beute, immer Beute – Gefahr läuft, bald dem nächsten Tunichtgut in die Arme zu rennen.
      Ich werde das natürlich zu verhindern suchen. Bin aber für Beistand in der Sache dankbar. Schonen Sie also Ihre Kräfte ein wenig.

    • Frau Kiehl

      Wenn hier etwas ultraquick eine Depravierung droht, wäre alles andere als Sorglosigkeit hinsichtlich dieser L. angezeigt.
      Eine frühe und rasch verlaufende Spontanremission scheint aus meiner eigenen – zugegeben augenblicklich noch etwas oberflächlichen – Prognostizierung in diesem Fall momentan ebenfalls strikt ausgeschlossen zu sein.
      Sie sollten allerdings so rege wie möglich einschreiten, wenn Sie mich fragen.
      Es ist eine Frage des Mitgefühls noch weit über das berufliche Ethos eines Neurologen hinaus, womöglich gar noch die Rolle eines verrotteten Tunichtgutes einzunehmen um somit ein vielleicht Schlimmstes von dieser L. damit abzuwenden.
      Sie wissen, dass so ein radikales Eingreifen weit über die gestatte Handlungsspielräumigkeit eines Nervenarztes hinausragt und letztlich nur über ein schnödes und abgeschmacktes Komplott einer dann alles bezwingen könnenden und mächtigst überbordenden Anziehungskraft dieser L. qua Schönheit begründbar wäre.
      Ich hoffe aber, es geht vor allem im Namen meiner Kollegenschaft auch ohne Entledigungen von rein textilen Materialien, wobei mir Gummiartiges wie auch Ledernes des weiteren ebenfalls nicht gerade meine Lüsternheit evoziert.

      In innerer Aufgewühltheit, mit bestürzter Mine

      Ihr Ihnen ergebener Dr. S.

    • Sachte, sachte, werter Doktor S., so schnell steht ihr noch kein Verderbnis bevor, wir (was mich keineswegs ausschließt) müssen L. doch erst noch besser kennen lernen, bevor wir sie stürzen lassen dürfen. Diese Fallhöhe ist noch keineswegs erreicht, würde ich meinen.
      Ihr den Berufsethos weit (!) überschreitender Vorschlag indes entbehrt nicht einer gewissen Radikalität, die mir – im rechten Moment, wohlgemerkt – durchaus zusagen könnte. Es scheint allerdings, Sie würden eventuell zum allzu leichten Opfer von L.’s wirklich überragender Schönheit, als dass Sie der Richtige sein könnten, durch paradoxe Intervention Schlimmes mit Schlimmerem unschädlich zu machen.
      Nichts für ungut, Dr. S., aber ich glaube, sie würden ihr schlichtweg sofort verfallen. Womit alle moderierenden Absichten zunichte gemacht würden, ob Leder oder Gummi oder keines von beiden spielte da wahrlich keine Rolle mehr.

    • Nun scheint also eine gehörige Distanznahme in diesem Fall angebracht, was mich eigentlich auch nicht verwundert.
      Allzu unbefangen, können solche jungen Geschöpfe so manches Mal die Widerstandskraft noch des geschultesten und kundigsten Spezialisten mühelos brechen
      und selbst die gierigsten Fänge des erfahrenen Jägers unschuldigst imitieren.
      Ich weiss, ich weiss.
      Moderierende Absichten sind allerdings aus meiner Sicht mit Persuasion verbunden.
      Nun ich halte mich was meine Behandlungsmethoden anbetrifft gerne bedeckt.
      Man muss also abwarten.
      Danke für Ihre mir gegenüber sorgerische und verantwortungsbewusste Interimspositionierung.

      Liebe Grüsse meinerseits nach K****

      Ihr stets gewogen seiender

      Dr. S.

    • Mit Ihrer unleugbaren Sprachbeherrschung scheinen Sie, werter Dr. S., bereits im Vorfeld Ihrer weiteren Unternehmungen den Herrn Prof. Santiago aus dem Felde geschlagen zu haben.
      Was mich insofern fast ein wenig beruhigt, da er sich mit seinem offensichtlichen Romantizismus mit den bevorstehenden Aufgaben wohl noch schwerer getan hätte. (Nicht schwerer als Sie, verstehen Sie mich bitte richtig, sondern als die Verfasserin dieser Zeilen)

      Wir werden sehen. L. hat sich heute ein wenig in den Hausdiener verkuckt, doch das scheint mir noch kein Grund für unser beider Eingreifen.
      Sie lässt Grüße ausrichten, und welche Schuhe sie zum bevorstehenden Fest im Institut tragen solle?
      Diese Person.

      Bleiben Sie (mir) auch weiterhin gewogen!

    • Sehen Sie Frau Kiehl, aufgrund meiner herausragenden Reputation als Psychiater kann ich mir jederzeit meine Patientinnen aussuchen.
      Sie rennen mir sozusagen die Türe ein.
      Ich kann mir selbst also jederzeit eine Art Romantizismus zugestehen und muss nicht gleich jeden erstbesten Trottel simulieren um mein Handwerk jenseits eines Behandlungsmainstreams – so wohlfeil er sich gerieren mag – auszuüben.
      S. hingegen muss sich mit z.b. Secondhandberichten eines Bommi B. nebenher begnügen, bevor er sich mit ungewöhnlichen, ja geradezu sensationellen therapeutischen Mitteln auch für ihn selbst als forschender Geist befassen darf.
      Ich spreche Ihnen hiermit meinen grössten Dank aus meiner Rundumversorgtheit mit komplizierten Fällen weiblicher Erfülltheitsproblematik und Orientierungslosigkeit hinsichtlich adäquater Befriedigungssverschaffung und ausgwogener Triebökonomie aus und ziehe mich hiermit gutmeinend aus dieser kleinen gemeinsamen Anbetrachtung.

      Für alles weitere Fortkommen wünsche ich hiermit einen vollen Erfolg.

      Machen Sie’s gut.

      Ihr Dieter Santiago

    • Nun, Prof. Santiago, Sie schreiben es ja selbst: Sie betreiben ein Handwerk. Andere hingegen (ich muss hier keine Namen nennen), wagen sich auf das unstete Terrain transwissenschaftlicher Forschung, das ihnen neben erheblichen eigenen emotionalen Risiken nun auch noch den Spott ihrer Kollegen einbringt. Ein nicht unerheblicher Schaden für die Reputation, will ich meinen.
      Im Zweifelsfall für Ihre.
      Als ob Sie solche Seitenhiebe nötig hätten, Professor!
      Doch ich weiß in Ihnen ein gütiges Herz. Nicht nur Ihres stattlichen Schnäuzers wegen sind Ihnen einige meiner Freundinnen als Patientinnen restlos zugetan…

      Beste Grüße in den Abend.

    • Und ich kann nicht umhin, hier noch ein hoffentlich klärendes Wort zu applizieren.
      Selbstverständlich fällt die für mich angedeute Methode in einen Kontext überaus emotionaler Beteiligtheit, kommt es zu transgredierenden Manövern.
      Eine Redlichkeit betreffs weiterer möglicher Absichten hinsichtlich der leidend-schmachtenden und wohl äusserst beklagenswerten L. sei bitte hier an diesem Ort nicht in Zweifel gestellt.
      Falls das passieren sollte, so sähe ich mich gezwungen, mit heftigster Gegenwehr auf
      darüber hinaus vielleicht noch stattfindende Einmischungen zu reagieren, und das nicht nur weil mein Ruf als scientifisch orientierter Arzt auf dem Spiel stünde.
      Sie verstehen hoffentlich meine Beweggründe, so undeutlich ich mich bislang vielleicht aussprach.

      Mein Dank an Sie, werte Frau Kiehl, an Sie Herr Kollege und alle Anteilnehmenden am Lose dieser jungen Frau L.

      Ihr getreuer Dr. S.

    • Werter S. – dies war mir doch sonnenklar.
      Verzeihen Sie mir dass ich so salopp am Interesse einer Allgemeinheit gerade ein wenig vorbeiredete.
      Ich ging im Grunde aber davon aus, dass Sie selbst Ihre Absichten geschickt und deutlich zu affirmieren wüssten und dies auch eigenständig vornähmen, was Sie ja soeben in ehrenvoller Manier taten.
      Unsere kleine Wettkampfserie am Rande können wir ja bei gelegenheit weiter austragen,
      geringfügige Anlässe hierfür können wir uns ja zuhauf suchen.

      Santiago

    • Werte Frau Kiehl Wir haben uns verstanden.
      Ich wünschte Ihnen noch bessere als die besten grüsse zurück !
      Da das ja nicht geht, so bleibt mir halt nur übrig, ihnen ebenfalls
      die besten Grüsse in den Abend zu wünschen !

      Ihr Dr. D. Santiago

    • Werte Frau Kiehl und mir selbst ist es sonnenklar, dass Sie ein eigenes Interesse an Ihrer Ihnen zugekommenden L. – Geschichte verfolg(t)en.
      ich bin weiterhin also mächtig interessiert.

      Ihr Dr. S.

    • Trans- Verehrte Phyllis, Doctores S. und D. S.,

      ich bedaure zutiefst, den Faden an dieser Stelle noch einmal aufgreifen zu müssen (ja: zu müssen, denn eine innere Stimme sagt mir, es gehe hier um – so manches…). Des Dr. S.´ Wortgeschöpfe (u.a. transgredierende Manöver und Interimspositionierung) evozieren unmittelbar in der Synapsenverschaltung meines armen Gehirnes das vorgestern von einem Dr. (allerdings nicht med., sondern rer.nat.) mir gegenüber mehrfach ausgesprochene, nein, ich möchte sagen: ausgestoßene Wort: Transgressionsriemen. Ich stelle bei einer Recherche fest, dass es dieses Wort nicht zu geben scheint, bin aber sicher, dass der Dr. es verwendete, eher noch anwendete (nicht etwa: Transmissionsriemen) – und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, es stünde in Bezug zu L.

      Dies, liebe Phyllis, musste ich Ihnen noch schreiben, auch wenn Sie es erst morgen früh lesen werden. Doch kann ich nicht schlafen, ohne dies Wort (und die dazu gehörigen Vorstellungen, über die ich hier schweige) l o s geworden zu sein.

      Mit besten Grüßen, auch an die Herren Doctores

      M. B.-G.

  2. Salbadernd Einen Wörter-Rettungsring werfen – das wäre einmal eine Idee. Man müsste nur sicherstellen, dass man nicht in demselben Wasser fischt, wie die Deutsche-Sprache-Nationalisten, die die Sprache still stellen (und damit im Grunde töten oder mindestens ins Koma legen) wollen. Sondern: im Trüben fischen, um Köder legend raus in neue Gewässer zu rudern (brr, gleich verschluck´ ich mich an den Bilder-Algen…). Aber so: skrupulös und doch das Mütchen kühlend, ungefähr.

    Gute Nacht, liebe Phyllis!

    • … und kalfaternd Das haben Sie wieder mal ganz trefflich formuliert, liebe Melusine! Der letzte Satz hat’s mir natürlich – was Sie nicht überraschen wird – besonders angetan.

      Gute Nacht!

  3. Ja tatsächlich, warum eigentlich? Sie haben es so einfühlsam formuliert: “sprachliche Spielgründe”. Eine laienhafte Vermutung als Antwortversuch: Das liegt vielleicht am Bedürfnis nach Abgrenzung und Selbststabilisierung.

    “Komm, spielen wir Sprache!” könnte eine Aufforderung lauten, die eine AutorIn ihren Lesern zuwirft. Literarische (interaktive) Weblogs will ich allem voran genau so verstehen. Wie schön nebenbei, wenn im Spiel beiläufig auch noch Nüsse geknackt werden und bislang ganz selbstverständlich Tradiertes als eine Fiktion, Projektion oder schlichte Aversion ent:deckt wird.

    Sprache formt unser Empfindungsvermögen. Was verbinden wir zum Beispiel mit der als Auszeichnung gemeint attestierten “Sprachgewalt” an inneren Bildern? Was empfinden wir, losgelöst vom Anlass, tatsächlich dabei?. Wie begegnet sie uns – im Arbeitsalltag, in der “Rekreation”?

    “Sprache spielen” möge uns zuerst in verlässliche und belastbare Verbindung bringen mit unseren Emotionen, die so viele so mangelhaft (oder gar nur unvollständig) benennen können. Sprache möge doch nicht zum erbaulichen Selbstzweck für wenige verkommen – was ihr aber so weitläufig wie bedauernswerterweise widerfährt, gleichsam als Klassen bildendes Abgrenzungsmerkmal. (Ich halte das übrigens im Grunde für ein verheerendes Sozialisierungsproblem, dem versch(r)ul(l)te Bildungsarbeit schwungvoll Vorschub leistet.)

    Ich möchte demzufolge Sprache – eben nicht nur den darin konservierten Inhalt – auch als individuationsfördernd wahrnehmen. Für die LeserIn, wie für die AutorIn. D a s nachvollziehen zu können (den Individuationsschritt der AutorIn) halte ich geradezu für d i e herausragende Intimität literarischen, nein – künstlerischen Schaffens. Insofern erübrigt sich genau genommen jede professionelle Kritik nicht nur im Literaturbetrieb. Keuschnig (Begleitschreiben), den ich persönlich wegen manch unbegründbarer Unbeherrschtheit in etlichen Kommentaren bedingt schätze, hat genau das in einem Beitrag nach meinem Dafürhalten eindrucksvoll hinterleuchtet.

    Wenn in dem, was (nach erlesener Meinung) sein soll, untergeht, was Freude macht und dennoch in subjektiver Schönheit erwächst, ja wo kann denn da noch die Lust am Bespielen der in unendlicher Zahl vorhandenen Sprachbühnen überleben?

    Was könnte denn noch Befriedigenderes existieren, als sich nach herzhaft leichtem Spiel zurück zu lehnen mit dem erlösenden Seufzer: “Ach, war das jetzt gut!”

    • An-spielungen Sofern mich meine müden Augen nicht täuschen, haben Sie da gerade (wie der Mond, der noch mal kurz zwischen den Wolken hervor blitzt) ein äußerst erhellendes Licht auf unser verspieltes Treiben geworfen, lieber Hans!

      Alles weitere morgen. Ich glaub’, ich hab’ mein Pulver verschossen für heute : )

    • Und ich schliesse mich dem emphatischen ( aber vor allem synoptisch versuchenden oder gar schon diesbezüglich etwas deutlich eingelöst habenden ) Wort des Herrn Hans sofort an !
      Aber das war mir schon vorher ziemlich klar, dass ich keine Probleme mit einem empathisch grundierten Geistesreichtum anderer Männer habe, welcher mein eigenes Potenzial mitunter – klar übersteigend – streifen kann.

      salu soweit

      Dr. S.

    • ____==____ Was das vorstellen will, fragen Sie sich?
      Einen Kommentar (meinen eigenen selbstverständlich);
      zusammengeschoben, verdichtet und exakt geformt.
      Damit er in die passgenau ausgehobene Bodenlücke darunter versenkt werden kann.
      Löschen ist so… so…, n’est-ce pas?

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