Gewebeprobe: Schnecke

Sie hatte mal eine Affaire mit einem Mann, der zu klein war. Sie strampelte und mühte sich, ihn zu betreten, doch sie kam nicht rein. Sie machte sich sehr dünn und spitz, um oben an der weichen Stelle vielleicht doch … aber nein.
– Ich hasse es, wenn Du dünn und spitz bist, sagte er, sei anders.
– Wie denn.
– So, dass ich Dich um den Finger wickeln kann.
Er hatte einen verwegenen Schwanz, den wusste er superb einzusetzen. Sein Schwanz war ein XXL-Abenteuerspielplatz, sein Kopf die Kabine für den Aufseher, da war nicht viel Platz. Manchmal, wenn sie des Spielens müde war, versuchte sie dennoch, dort ein wenig zu stöbern. Weil er dünn und spitz nicht ertrug, hatte sie ein Stielauge ausgebildet, mit dem schob sie sich durch das kleine Fenster.
– He, tritt nicht auf meine Sachen, Schnecke, sagte er.
– Hier sind doch kaum welche.
– Hast Du eine Ahnung, erwiderte er, ist doch alles voll, bist Du blind?
– Ich bin ein Auge! rief sie empört.
– Das wollen wir doch mal sehen, sagte er.
Und bevor sie es zurückziehen konnte, trat er ans Fenster und ließ den Rolladen herunter, mit einem Schnapp.
Ich komm’ jetzt raus… sagte er.
– Neiiin, schrie sie.
– Versprichst Du, nicht mehr rumzutönen, ich hätte keine Sachen?
– Jaaa!
Er kam trotzdem raus.
– Was hängt denn da für eine Nacktschnecke in meinem Fenster, pfiff er, und schob ihr gekonnt die Hand ins Eingemachte.
Sie stöhnte.
– Na…? Was macht das Auge?
– Welches Auge, ächzte sie.
Der Stiel war eh schon fast platt, der Rolladen war sehr schwer. Sie wackelte mit dem Arsch.
– Was willst Du? fragte er.
– Komm’ schon, rief sie.
Er ließ ab von ihr. Wie kühl es da wurde.
– Nicht! jammerte sie.
– Siehst Du meine Sachen? fragte er und knallte sie an die Kabine.
– Ja! rief sie, doch ihr Mund klebte an der Wand, er konnte sie nicht hören.
War auch nicht wichtig.

54 Gedanken zu „Gewebeprobe: Schnecke

  1. Im Schwitzkasten? Jammern hilft nix. Bei so einem. Und bei gar keinem. Er will sie nicht rein lassen? Sie zeichne sein Konterfei und schreibe darunter: Wir müssen leider draußen bleiben. XXL-Abenteuerspielplätze gibt´s auch anderswo (gegen Vorkasse?). Für das Auge, allerdings, sollte sie Schadenersatz verlangen. Knall auf Fall!

    • ganz schön verwegen das schnecklein auf den ersten kieker.
      kopf die kabine für den röhrenden endabschnitt, dann präputiert werdend, hm.
      muss ich mir mal stvo – net – mässig anschauen, riecht nach spezialwissen

    • Stimmt schon, Melusine, jammern hilft nix. Aber mit den Abenteuerspielplätzen ist’s so eine Sache, die guten sind rar und auf die runtergenudelten will sie nicht, also ist der Einsatz eines Auges eigentlich angemessen, lässt sie ausrichten.

    • Runtergenudelt… das Wort schon ist so eklig, dass ich jetzt erst mal eine Mundwasserspülung brauche…Sind sie rar? Sie (also eine andere) hatte den Eindruck an jeder Ecke…,o.k. manche sind ein wenig verdreckt oder abgenutzt…aber sie sind fast alle spielwillig, nicht wahr?

  2. Kant für Anfänger Schweigen brütet? Ich bitte Sie! Über so eine Parabel (Para-Belle) muß nachgedacht werden. Ich für meinen Teil mußte auch erst wieder von Baulärm (zuhause) zu Baulärm (Staatsbibliothek) fliehen, um überhaupt erst mal einen Blick in TT zu werfen, jetzt, im Lesesaal. Schöne Geschichte, oder vielmehr, schön geschrieben. Man denkt sich sofort: wie war das noch mit der selbstverschuldeten Unmündigkeit? Aber das denkt sich so leicht! Die Realität ist eine andere! Und wenn Sie mal wieder im Atelier sind (rrr!), machen Sie doch einen Comic-Strip daraus für die nächste Auflage von “Kant für Anfänger”, von wegen der Ausführung, die zur untergelegten Idee passen muß.

    • 2 & fin / @ phyllis es ist ein wenig schwierg, das als herausragende tierliebe aufzufassen, wo es doch nur eine affäre ist, welche allerdings eher mit einmachendem (mucus ) als mit eingemachtem nach meinem sprachgefühl zu tun haben sollte.
      danke aber für dieses enigmatische in richtung anatomie, geht doch nichts über ein wenig nachforschen wollendes eigeninteresse.

      war ich überhaupt auf ihrer spur ?

      naja – egal. ( sic )

    • Parabelle könnte ein Titel von Andrew Vachss sein. (Den lieb ich ja.)
      So, da sind Sie also wieder im Lesesaal… ich mag das, wissen, wo alle sind. Am liebsten hätte ich kleine Fotos der jeweiligen Schreibtische zu den Kommentaren, Gesichter müssten gar nicht sein.
      Und übrigens: ich halte die Frau in der heutigen Vignette gar nicht für unmündig. Aber Melusine, die vor ein paar Tagen auf den Gleisen Kants Metaphysik der Sitten nachgespürt hat, wäre da wahrscheinlich anderer Meinung…

    • @ lobster Es ist ja noch nicht mal eine Affaire, sondern die Essenz einer fiktiven Affaire, insofern steh ich da fast genauso neben der Spur wie Sie; ich schau halt hin und mache mir keinen Reim, so läuft das bei mir. Und ihr.

    • Hach, Melusine, ich wusste schon, als ich’s hinschrieb, dass Sie mir widersprechen würden.
      Nur der Vollständigkeit halber: ich wollte ja schon bei Ihnen auf die Kant-Überlegungen eingehen, doch wie’s eben so ist bei mir – da brüte ich und brüte, und nichts ist richtig passend, und dann lass’ ich’s. Dabei würd’ ich so gern. Ein paar Tage später kommt dann doch etwas raus… aber ganz anders.

    • bei allem respekt melusine & norbert w. schlinkert – mein intuitiver einwand :
      wieso überhaupt unmündigkeit oder selbstkontrollverlust – so passiv scheint mir das tier gar nicht zu sein, eher schon zu aktiv und geradezu grenzüberschreitend für den mit der kleinen grossen ausstattung, sonst wär der wohl auch nicht explodiert und hätt die rolläden runtergemacht.
      der kontrollverlust findet auf der seite des mannes statt.
      das tier nimmt’s wortlos.

    • Selbst(ver)suche Wer sagt denn, Melusine, daß ich die Frau (in der Geschichte) für unmündig halte? Eher für selbstverschuldet! Ich finde aber auf jeden Fall, Sie haben recht, Freiwillige an die Front! Und daß Kant von vielen Dingen überhaupt keine Ahnung hatte, ist sicher noch untertrieben; die Wahrheit ist, der Kerl war ein Schisser! So!!! (Wem das zu hart ist: im Lesesaal ist die Luft schlecht, da hat man immer eine Ausrede für dumm Gedachtes! Wenn es dumm gedacht ist.) Hat zum Beispiel davor gewarnt, Selbstversuche mit Drogen zu machen, weil man dann womöglich nicht mehr zurückfindet, in die Realität. Gehts noch! Der selbe Kant hat ja schließlich den Gedanken popularisiert, daß jeder Mensch seine je eigene hat. Am besten, Phyllis, machen Sie erst mal die Zeichnungen, buckliges Männchen mit XXL-Ausstattung, dann sehen wir weiter!

    • ein seitens der schnecke strikt angestrebter kontrollverlust des mannes, welcher handlungen seitens des mannes evozierte, die noch in bereichen knochentrockener berechenbarkeit und damit gewissenhaftester zuverlässigkeit sich bewegten, lady phyllis ?
      das wäre wohl so im ungefähren die ihrige interpretation.

    • @Phyllis 17:42 so spannend. gestern nachmittag um 17 Uhr 42 sind sie gleichzeitig mit dem
      a23h (gastidiot) gekommen, werte P..
      ein bisschen eifersüchtig bin ich ja nun schon auf diese prachtvolle Leistung.
      ist wohl nicht alles nur muskel & samenstrang, mutt but also magnet.
      ok Kleinhirn hin, grosshirn her, die linde wickelt sich leise um ihre finger
      nice: D & G

  3. Also arbeitsbedingt konnte ich nicht eher nicht schweigen. Was mir zu diesem Text einfällt ist lediglich: die wollte ich jetzt nicht mehr in Knoblauchbutter auf Weißbrot. Und auch sonst.
    Wie ist denn die Geschichte mit dem Monsterwurm und der Nacktschnecke dann ausgegangen? Haben sie sich doch noch gekriegt? Wird er ihr zu Weihnachten ein Hühnerauge als Wiedergutmachung schenken?
    *dümmlichdreinschau*

    Frau Edit fragt: Was assoziieren Sie zu dem Begriff: “Geschwurbel”?

    • die fruchtbaromantischen sehnen an dieser stelle muesste nun eigentlich ein gefakter Alfred Harth comment stehen. aber er kann nun mal weder stehen noch gehen.
      ist Kant nun eine droge, oder haben wir ihn nur falsch verstanden, da in Koenigsberg?
      ihr kahnt

    • @Norbert Schlinkert Sie haben Recht: Phyllis hat geantwortet: “Ich halte die Frau nicht für unmündig”, da hab´ ich gedacht, sie hätte gedacht, dass Sie gedacht hätten —und so. Dass Kant ein Schisser ist, ungelogen, bestritte ich nie: Uns allen will er den Spaß vermiesen und ins Ehejoch zwingen, aber selbst hält er sich noch nicht mal ´ne Haushälterin (dafür). Wie Lichtenberg (mein Haus-Philosoph) schrieb: “Dass Gott, oder was es ist, durch das Vergnügen im Beischlaf den Menschen zur Fortpflanzung erzogen hat, ist doch bei Kants Prinzip der Moral auch zu bedenken.” —Das gehört aber eigentlich alles gar nicht zum Thema und bringt uns ab von der Schnecke. Womit Lobster eben auch recht hat: Das Tier nimmt´s einfach so hin. Aber, respektvoll, Lobster, woraus schließt du, dass ER ein Mann ist? (Auch andere Tiere haben Schwänze.)

    • huch also meerestierelokal hin, anderer tiere schwänze auch hin ohne swing ( besser gs ) naja gendernauting oder so in der fauna, da witter ich spezialwissen oder ich bin ganz einfach ein wenig fantasielos ( fantasieunbegabt ) ?

    • naja mel. dachte auf anhieb dass das ding ne nummer zu opak ist für mich und das weckte ja denn doch eher mein interesse an krankem ( > phimose ) als an verzärteltetem ( > mimose ) – was sich allerdings recht schnell legte und zu wahrer und unverbastelter erkenntnisorientiertheit sich ( tapfer in diesem fall gleich autosuggestiv ) emporzuschwingen suchte.

    • Schöne Tiere Tiere, Tiere, Tiere, ich hör immer nur Tiere. Marcel Reich-Ranicki hat das auch schon festgestellt, allerdings in bezug zum Fernsehen, wo die ständig auftauchen. Gestern Wildschweine, heute Schnecken! Ging es nicht eigentlich um was ganz anderes? Ich dachte, TT ist ein Literaturblog. Aber zum Thema: wie ich bereits, angeregt durch einen phyllischen link, auf Gleisbauarbeiten (jetzt setzt sich gerade eben eine schöne Frau in Sichtweite – seit Frauen in Bibliotheken zugelassen sind, kommt man nicht mehr zum Arbeiten; jetzt geht sie wieder, oha, sie steht hinter mir, Vorsicht, und nee, jetzt sitzt ne andere vor mir, geht jetzt aber auch – puh) schrieb, gibt es ja auch noch Friedrich Schlegels “Erotische Sonette”, und damit sticht man den Kant beim Intellektuellen-Quartett wohl wahrhaft aus. Was wollte ich eigentlich sagen? Luft!

    • am besten man kennt nur die ohne die sieben siegel, fällt mir ganz rasch dazu ein.
      die sind hier in der dünnen aber grad nicht.
      naja.
      mel – ist ER ein hochattraktiver bücherwurm, der nicht zu klein ist sondern sich ständig zu klein fühlt und dies der schnecke irgendwie vermitteln konnte ?

    • oje das mit der bibliotheksluft das scheint mich fast selbst schon irgendwie assoziativ belasten zu wollen.
      so was ähnliches wie sich antezepierendes mitgefühl oder so, norbert.

    • du scheinst bücherwürmer zu lieben, mel ?
      und eenen wie mich, der ja paradoxerweise alles aufklären können will ( ähem wollte )
      komisch bild mir grad ein ne einzelne weibliche stimme zu hören und nicht ein ballettprogramm aus den wahrschinlich 90ern

      verzerrtes ( verzerrt sich darstellend habendes ) zeichen $

    • gut jetzt hab ich wenigstens die frauengeschichte nicht ganz koplett sicherlich verstanden, hab doch nix gegen ( nicks ) frauen, die sich eine art mündigkeit gerne selbst kondzeren um damit womöglich sich eine art gott zu erschaffen.

    • Trip (gefällig?) (@lobster?)
      “Sie wirkte geradezu extrovertiert. Nichts von dem sprichwörtlichen sich ins Schneckenhaus zurückziehen. Sie schien es sogar zu mögen ein bisschen an der Unterseite gestreichelt zu werden und schleimte meine Hand vor Freude noch mehr ein.

      Der Rest der Gruppe war schon weitergezogen, aber dies zutrauliche Exemplar wollte ich noch nicht wieder auf den Boden lassen. So stürmte ich, die Weinbergschnecke auf der Hand, den Hügel hinab. Sie genoss den Fahrtwind sichtlich und ihre Fühler mit den Augen rotierten fröhlich durch die Luft.

      (Gedanken an Hofmann)”

    • Leider schrieb ich nur möglichst genau, was sich da zugetragen – kann also (erstmal) nicht fortsetzen (aber wer möchte natürlich gern!)

      Mit der Diskussion hat das natürlich nicht viel zu tun.. außer man bemüht den Germanisten: “Gedanken an Hofmann” ist ja auch eine Anspielung an Kafkas “Gedanken an Freud natürlich” (verdammt, das natürlich habe ich natürlich vergessen) – und zu dessen Äußerungen zum “Urteil” gehört dann ja auch, dass Kafka beim letzten Satz der Geschichte mit dem „geradezu unendlichen Verkehr“ über die Brücke an eine starke Ejakulation gedacht habe. – Und dann der Schleim. Nun, es hilft nichts mein Fragment bleibt asexuell..

    • “Sie genoss den Fahrtwind sichtlich und ihre Fühler mit den Augen rotierten fröhlich durch die Luft.”

      ja klar, that’s it !

      hab grad leider keine dahingehend ( hofmann’s ) zuverlässige quelle – sonst hätte ich mir längst mal wieder einen gegönnt.
      ( auf dem letzten veränderte sich mein relativ grosser gummibaum optisch in zwei freundliche araber, die mir nahelegten, sich solle mir nun jetzt doch endlich etwas gründlichere computerkenntnisse zulegen )

      dazu aber ( sorry ) noch die gärtner – apokalypse

      http://www.youtube.com/watch?v=R2F_hGwD26g

    • @phorkyas weil anderweitig erwähnt – die directors cut war für mich nur die konsequente fortsetzung von naked city – mehr kann/will ich dazu nicht sagen und deshalb sag ich das hier ganz schnell.

      diese zappa nummer war mal echt der hit für einige freaks seinerzeit.
      ( dürfte franks frau sein die da stöhnt – womöglich gar beim sex mit ihm )

      http://www.youtube.com/watch?v=cw05xgp5Gw8

    • Viel’n Dank für die Links, haben mir sehr gefallen – vielleicht wird’s mit Zappa ja doch noch etwas (liegt/lag vielleicht an der Stimme, die ich etwas gewöhnungsbedürftig finde)

      (und @phyllis&lobs vielen Dank für die Blumen, falls da welche waren – die Schnecke fühlt sich ganz geschmeichelt)

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