Die Paranoiafalle. Montag, 16. Mai 2011

Diese Sache mit dem Wespennest. Gestern fiel das Wort in diesem langen Kommentarstrang unter dem “Gewebeprobe:Fleisch”- Text. Von Paranoia war die Rede, und davon, die eigene Meinung doch bittschön HIER äußern zu wollen, ohne gleich gemaßgegelt zu werden. Dann wieder gab’s Entschuldigungen. Es ging um den Beitrag eines Gastes, der einigen anderen nicht gefiel. Diese Anderen waren, soweit ich das einschätzen kann, neu auf TT. Ich verstieg mich irgendwann zu der Aussage, man solle doch, wenn man einen Beitrag diskutieren wolle, die eigene Meinung als Kommentar direkt an den betreffenden Text adressieren und dann warten, bis sich der Verfasser dazu äußere.

Das ist natürlich Unfug, wie mir heute klar wurde.

Wir sind hier nicht simultan zugange, und wer den Beitrag eines Gastes kommentieren will, kann und soll das tun. Auch wenn dessen Verfasser:in nicht gleichzeitig online ist. Schließlich ist TT ein Weblog und kein chatroom. Womit wir beim Thema wären: Es gibt Tage wie gestern, an denen so viele Leute gleichzeitig hier sind und schreiben, dass TT sich fast anfühlt wie einer – und andere, an denen sich nur ein paar eigenständige Texte oder Bemerkungen zu meinem Originaltext gesellen, ohne dass daraus ein Gespräch entstünde. An solchen Tagen ist TT tatsächlich ein virtuelles Atelier, in dem hin- und wieder mal jemand reinschaut, hallo sagt und wieder geht.
Fiele mir schwer zu sagen, was mir lieber ist. Wichtig ist mir, an beredten ebenso wie an ruhigen Tagen, dass TT ein Ort ist, an dem jemand sich um Form kümmert. Im Zweifelsfall bin ich das. Könnten aber auch regelmäßige Gäste dieses Weblogs sein, denen aus ihren eigenen Gründen daran liegt, dass das hier ein guter Ort bleibt. Was nicht heißt, dass nicht gerauft werden soll. Oder gestritten. Kritische Meinungsäußerungen sind willkommen, entgegen dem, was einer der neuen Kommentatoren gestern mutmaßte. Ich wünsche mir eigentlich nur, gerade von Leuten, die neu hierher kommen, dass sie ein bißchen Text-Fleisch dazu liefern und nicht einfach drauflos holzen.
So.
War es unnötig, das noch einmal zu rekapitulieren?
Eine letzte Anmerkung noch: Ich bin keineswegs unparteiisch. Warum auch? Sie sind es doch auch nicht, oder? Ich lese die Kommentare hier mit Bedacht – und jene Gäste, die häufiger kommentieren oder gar eine eigene Webpräsenz haben, nehme ich ernster als jene, die einfach mal zufällig vorbeischneien. Ich halte das für völlig normal. Gegen Pseudonyme und streunende Gäste hab’ ich trotzdem nicht das geringste einzuwenden. Ich liebe Masken.
Nur erwarten Sie nicht von mir, dass ich es hier engelsgleich allen recht mache. Es gibt Leute hier, zu denen habe ich eine Verbindung – und die untereinander ebenfalls – und andere, da braucht es eben noch ein bißchen. Wenn Sie häufiger kommen und kommentieren, werden Sie den Unterschied merken. Sie sind willkommen : )

21:37
Morgen ist Vollmond! Wölfinnen, kommt ihr nach K****?

22:40
(Der kleine Hävelmann ist auch schon unterwegs)

27 Gedanken zu „Die Paranoiafalle. Montag, 16. Mai 2011

  1. Man sitzt gemeinsam an der Theke, trinkt ein alkoholisches Kaltgetränk und erzählt sich was. Dann kommt ein Dritter dazu und mischt sich ein. Das kann ein tolles Gespräch werden, muß aber nicht. So ähnlich ist das hier auf TT auch manchmal, weil auch hier ein öffentlicher Raum ist. Regellos aber ist er nicht, denn es sollen sich ja alle wohl fühlen. Slàinte!

    • @Norbert W. Schlinkert Soso, die Iren, Schotten und die Bewohner der Isle of Man prosten sich also mit “Slàinte!” zu. Falls sich solche mal hierher verirren sollten (besonders die Männer der Isle of Man würden mich brennend interessieren, sind das Archetypen?), werde ich ihnen das entgegenschmettern.
      “Alle wohlfühlen” ist dennoch ein Anspruch, der sich kaum einlösen lässt, egal für welchen Ort. Aber vielleicht ist Wohlfühlen ja auch nicht das Einzige, was zählt.
      Enchanté!

    • Terviseks!

      (so sagt man -auch von der Isle of Man) in Azerbaidjan. Meine estnische Freundin und ich wandeln das inzwischen zu “pervysex” um *pfeift unschuldig*

  2. Das “argumentum ad hominem”, wie es gestern zum Einsatz kam, ist ein beabsichtgter Stich ins Wespennest. Zu beklagen, wenn die Wespen dann zu schwärmen beginnen, halt’ ich für a Chuzpe. Weil gestern auch das Stichwort “Genauigkeit” fiel: In der Literatur, wie im (virtuellen) Gespräch erachte ich “Redlichkeit” als wesentlich wichtiger. Diese wurde gestern im Meinungsaustausch ebenfalls vernachlässigt.
    Ich schätze hier neben den gewährten Ateliereinblicken auch die Form des Umgangs miteinander, sowohl die der Gastgeberin, als auch jene der allermeisten Gäste. Mein Wort dafür ist “Respekt”.

    • @Kienspan (Musste eben kurz ‘argumentum ad hominem’ nachlesen ; )
      Respekt klingt gut. Ich hab immer ein bißchen die Befürchtung, dass bei allzu zivilen Umgangsformen eine bestimmte Art von Lebendigkeit und Unmittelbarkeit verloren gehen könnte – hat sich aber bisher nicht bestätigt.

    • @Phyllis Gibt auch eine Form von Lebendigkeit, die sich nicht für die Ausstellung eignet – hab ich erst gestern wieder sehr intensiv an mir selbst erlebt (Stichwort “Lebensgewächs”). Sie ahnen gewiss, welch heftige Bewegung Ihre Texte und Zeichnungen bewirken können.

    • Hi, Phyllis!
      Eigentlich wollte ich ja gar nicht wiederkommen.
      Aber: Was sie da oben so breit reflektieren, ist gar nicht nötig. Sie machen es intuitiv richtig.
      Natürlich könnte ich jetzt sagen: Ist “Kleinschreibung ist affig”, “intellektuelle Schrittlänge” und “Dumpfbacken und Dumpfbackinnen (,die) ihre Kinder Gassi führen” denn ein “argumentum ad rem”? Lass ich aber.
      Lieber beziehe ich ich mich da – wie Sie weiter oben – auf Maxwell. Sie sind der – äh, ich sag jetzt lieber – das Maxwellsche Wesen, das an der Klappe sitzt und sortiert: Lass ich jetzt die die andere Welt rein. Oder nicht?
      Wenn Sie die Klappe schließen, dann haben Sie hier eine Weile lang stabile Wohlfühl-Temperatur. Aber auf Dauer wäre das der Wärmetod Ihres Blogs.

    • Brutkasten, INFAMilienmensch,
      ist dieses Blog auch – für Denkgirlanden, die nicht nur dem Zimmerschmuck dienen.
      Sie verstehen das sicher.

    • Nur nebenbei für Phyllis: Wahrscheinlich machen Sie es nur deshalb intuitiv richtig, weil Sie es reflektieren.
      Also nötig ist es schon.

    • @Infamilienmensch Ich reflektierte ja unter anderem auch für Sie.
      Die bissigen Bemerkungen, die Sie zitieren, stammen von Leuten (unter anderem von mir), die hier seit längerem ein- und ausgehen: Die haben schon viele gute Duftmarken gesetzt, da muss man nach einer Weile nicht mehr jedes Wort wägen. Dauert ja immer eine Zeit, bis man sich auf einem Weblog mal so vertraut fühlt, dass man ohne zu zögern kommentiert. Und auch Lust dazu hat. Auf jeden Fall kennen sich viele der regelmäßigen Kommentator:innen inzwischen und wissen (so sehr, wie das übers Netz überhaupt möglich ist) was sie voneinander zu halten haben. Wir haben hier schon wunderbare Gespräche geführt.
      Und die Neuen? Wie im richtigen Leben finde ich es dann besser, die steigen nicht einfach mit Schnoddrigkeit hier rein. Kann ja sein, Ihnen ging etwas gegen den Strich. Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen, ich hätte mir da gestern – als erste Visitenkarte, sozusagen – sprachlich etwas mehr Mühe gegeben. Und jetzt sagen Sie bloß nicht, die Anderen haben doch auch nicht … Das ist ein Kinderargument ; )

    • Wenn ich mich hier einnisten wollte, hätte ich mir sicher mehr Mühe gegeben.
      Aber wie gesagt: Ich bin ja nur unterwegs hier zwischengelandet.
      Und jetzt: Bin ich schon wieder weg!

      FUSCH! (verschwindet in einer Rauchwolke)

    • @Infamilienmensch
      Sie hätten ja auch ganz klassisch auf einer rosa Wolke entschweben können
      (tja, die Ninjas haben es nach dem Rauchverbot auch nicht leichter)…

      Nu, schade. Ein bisschen Dissens ist ja das Salz in der Suppe, aber ich bin mir natürlich auch nicht sicher, wieviel davon ich in meinem eigenen Sandkasten aushalten wollen würde…

    • @Phorkyas zu Infamilienmensch Ich fand’s auch schade. Starker Abgang. Besonders wegen dem FUSCH! ; )
      Trotzdem, weil auch Sie sich noch einmal darauf beziehen: Ich habe n i c h t s gegen Dissens und denke auch, ich habe das in meinem obigen Text klar formuliert. Nicht zum ersten Mal, übrigens. Ehrlich gesagt war ich etwas überrascht, dass Infamilienmensch sich dennoch, mit einer letzten Ohrfeige, in Rauch auflöste: ich hatte ihn/sie für neugieriger gehalten.

  3. Wölfinnen, kommt ihr nach K**** vekuendiget dorten, Ihr habet uns hier liegen gesehen (voller wuerziger Fleischgerichte) und machted deswegen erstmal Pause.

  4. Achtung, jetzt kommt ein Karton!
    Um in Zukunft Probleme durch mutwilliges Falschverstehen zu minimieren, sollten Sie, liebe Phyllis, feste Rubriken mit festen, warnenden Überschriften einrichten, etwa: Obacht, das Folgende enthält polemisches Gedankengut! Wahlweise auch mit “zynisch”, “platt”, “witzig”, “unüberlegt”, “kleingeistig” und so weiter zu bilden. Ach übrigens, das hier ist ironisch gemeint!
    http://www.youtube.com/watch?v=EshRTkJ7M6A

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.