Vielleicht, weil die Wolken heute so bäuchlings hängen, sagte er.
Nein, nicht deswegen, sagte sie.
Oder weil der Gifthauch deiner verdammten Lilien dich in böse Träume geschickt hat.
Sie schnupperte. Das wäre ein guter Grund, sagte sie, aber dennoch, nein.
Ah, jetzt weiß ich, sagte er, es ist wegen der Schildkröte; sie ist schon so lange weg.
Unfug, rief sie.
Alles, was man vehement abstreitet, sagte er, ist wahr.
Nein.
Doch.
So, ich habe dreimal geraten, sagte er, ich denke das reicht.
Sie stutzte. In meiner Welt kommt es immer auf den vierten Versuch an, sagte sie.
In dieser, sagte er, kannst du froh sein, wenn du einen hast.
Ob das nicht mal wieder so eine Männlein-Weiblein-Sache ist oder sein soll? Tauscht man die Geschlechter in diesem Dialog aus, so wirkt er fast grundlegend anders, so etwa der letzte Satz, der dann nicht welterfahren herablassend, sondern zickig und aggressiv wirkt. Jedenfalls kommt mir das so vor. Oder liege ich da falsch? [Wäre es nicht spannend, mal in den berühmten Dialogen der Weltliteratur die Rollen auszutauschen? Möglicherweise käme, was die Wirkung auf den Leser betrifft, jeweils etwas ganz anderes heraus.]
Das muss ich ausprobieren, Mom …
Vielleicht, weil die Wolken heute so bäuchlings hängen, sagte sie.
Nein, nicht deswegen, sagte er.
Oder weil der Gifthauch deiner verdammten Lilien dich in böse Träume geschickt hat.
Er schnupperte. Das wäre ein guter Grund, sagte er, aber dennoch, nein.
Ah, jetzt weiß ich, sagte sie, es ist wegen der Schildkröte; sie ist schon so lange weg.
Unfug, rief er.
Alles, was man vehement abstreitet, sagte sie, ist wahr.
Nein.
Doch.
So, ich habe dreimal geraten, sagte sie, ich denke das reicht.
Er stutzte. In meiner Welt kommt es immer auf den vierten Versuch an, sagte er.
In dieser, sagte sie, kannst du froh sein, wenn du einen hast.
Ich muss so etwas ja immer schwarzaufweiß sehen. Und in der Tat, Sie haben recht. Sein Stutzen liest sich anders als ihres, am Schluß. Der letzte Satz auch.
Und das nur bei einem nichtberühmten Dialog! Das an den Meilensteinen auszuprobieren, hätte tatsächlich großen Reiz.
Vielleicht hat das literaturpsychologische Institut der Uni Irgendwo ja noch ein paar Mittelchen in irgendeinem Fördertöpfchen, auf daß dortige Wissenschaftler diese immense Arbeit auf sich nehmen können. Notfalls wäre es auch etwas für die Gender-Studies, selbst wenn man schon vorher weiß, was da als Quintessenz rauskommt.
Notfalls für die Gender-Studies, nun ja, ich persönlich wüßte ja nicht, was da rauskäme, schon gar nicht als Quintessenz! Was nichts heißen will; ich fische aus zuwenigen Teichen. Die sind zwar tief und schön trüb, doch das Wissen um all die fremden Gewässer, für deren Nutzung mir die Profiausstattung fehlt, macht mich schon manchmal kirre.
Das Schlimme ist, in den Gender-Studies wissen die selbst, was am Ende herauskommen muß, weil es dort meist nicht um unvoreingenommenes Forschen geht, auch wenn es Ausnahmen geben mag. Oft sind die Genderstudien schon von ihren Grundlagen her so etwas wie religionsfreie Scholastik. Naja, am besten machen wir das alles ohnehin selber, besser ist besser.
Ganz im Sinne der von Ihnen immer propagierten Fröhlichen Wissenschaft… wobei ich für eine Doppelbelegung des Fröhlichen durchaus zu haben bin, Ihnen die Wissenschaft aber (seufz) leider ganz überlassen muss.
Andererseits, selbst an einem flugresistenten Ei bleibt manchmal ein Federchen haften.
Sie sind doch ganz außerordentlich fürs Wissenschaftliche geeignet, liebe Phyllis, wenn auch “nur” für die fröhliche, aber auf die kommt es ja an! Doch ich befürchte fast, Ihre Heidelberger Zeit hat in Ihnen eine gewisse Aversion gegen den Universitätsbetrieb und damit auch gegen die Wissenschaft vermittelt (und ich kenne wirklich viele Menschen, denen es ähnlich geht). Allerdings hat die Wissenschaft nicht zwingend etwas mit diesem seltsamen, verbissenen und lebensfremden Betrieb zu tun, zum Glück, kann man da nur sagen. [Der Kampf zwischen Kunst und Wissenschaft sollte schon stattfinden, aber, so würde Nietzsche das wohl sagen, ohne Schwarz-Weiß-Malerei und in freundschaftlicher Atmosphäre. Sollte eigentlich nicht zu viel verlangt sein – eigentlich.]
Nicht der Universitätsbetrieb in Heidelberg war es, der mich irritierte, sondern die Tatsache, dass ich bei Vorlesungen immer einschlief. Kaum, dass ich fünf Minuten im überfüllten Hörsaal saß, überfiel mich bleierne Müdigkeit; ich sackte weg. Das war ein Zwang – und auch völlig unabhängig davon, ob mich das Thema des Vortrags interessierte oder nicht. Ich kann große Menschenansammlungen nicht gut aushalten; da streikt mein Gehirn und schickt mich schlafen. Desgleichen bei Großkonzerten oder sonstigen Massenveranstaltungen. Was die Wissenschaft angeht, schon gar die Geisteswissenschaft, hab ich keinerlei Aversionen, im Gegenteil, geschultes Denken fasziniert mich. Das findet ja auch nicht im Hörsaal statt, sondern überall, wo Wissen erkämpft und getauscht und vertieft wird, sei es im Seminarraum, an der Bar oder im Netz – von Schreibtisch zu Schreibtisch, sozusagen.
Dann bin ich ja beruhigt! Ich kenne Leute, denen geht es ähnlich, die nicken weg oder haben Tagträume, selbst wenn sie im Kino sitzen. Geht mir zum Glück nicht so, obwohl ich Menschenmassen auch meide. So, und nun mal ab in die Traumwelt, tagsüber komme ich ja nicht dazu.
In dieser Welt, sage ich, musst du solange versuchen, bis du es geschafft hast. Egal, wie lange es dauert und wie oft du von vorne beginnst. Denn erst dann, wenn du es geschafft hast, geht es weiter.
next level!
*blinkblink*
@Kienspan In meiner Welt, sagte sie, zählt das Zutrauen, notfalls der Asche den Rücken zu kehren, egal, ob darin schon ein Phoenix heranwächst.
*knilbknilb* ; )
Die Schildkroete verlaesst uns nie wirklich, denn es gibt sie doch, die Tage, and denen die Riesin ueber uns wacht.
@Semioticghosts let me be your giantess.