Danke, Kienspan. Ich war heute so gereizt, dass ich die Spuren eher auf mir hinterlassen habe. Dann fiel mir dieser Teil meiner Atelierwand ins Auge, der Abdruck der nackten Füße im Holz, das alte Gesicht. Es beruhigt mich immer, wenn ich dorthin sehe.
Sagten Sie, liebe Phyllis, nicht einmal, sie wollen im Hier & Jetzt wirken und legten keinen gesteigerten Wert auf Nachwirkung(en), auf Spuren. Natürlich, man hinterläßt solche, doch ob man sie, je nach Weltwahrnehmung und Veranlagung, plant oder nur selbstwohlwollend als die eigenen anerkennt, ist doch ein Unterschied. Einer legt sein Tagebuch bewußt als Spur an, der andere aber will es intim in sich verschließen und keinen Blick hinein gewähren, weder zu Lebzeiten noch danach. Ich jedenfalls bin immer seltsam befangen, wenn ich in Büchern Tagebucheinträge oder Briefe lese und spüre, daß diese nie für die Öffentlichkeit gedacht waren.
Naja, lieber Norbert, wie sagt meine Mutter immer so schön: “Was geb’ ich auf mein Geschwätz von gestern!”
Zur Intimität des Tagebuchschreibens, dem Verschließen und Öffnen würde ich gerne mehr sagen. Auch zu den Spuren. Aber ich stecke gerade mitten in einer anstrengenden Workshop-Woche und krieche abends immer ziemlich erledigt in die Kissen. Dauert also noch ein bißchen.
Naja, liebe Phyllis, immerhin schwätzten Sie ja nicht ins Blaue hinein, sondern setzten Ihre Hier&Jetzt-Philosophie gegen die Betonung, all die Kunst-Mühen würden wenn nicht jetzt dann doch sicher von der Nachwelt gewürdigt, eine Ansicht, die ANH vertrat und sicher immer noch vertritt. Daß das überhaupt kein Gegensatz sein muß, ist ja klar, denn warum sollte die Welt uns und unserem Schaffen nicht von jetzt an auf ewig zu Füßen liegen! Ja, warum eigentlich nicht! Mmh …
Die Nachwelt, lieber Norbert, ist mir weiterhin schnuppe. Aber solang’ ich leb’ und wirke, will ich Spuren hinterlassen. Das kann einfach ein Satz sein wie der, den mir heute nach dem Workshop eine Schülerin sagte: “Wenn es in meiner Schule auch nur eine Lehrerin gäbe, die so ist wie Sie, würde ich viel lieber hingehen.”
Oder der Ausdruck der Genugtuung im Gesicht eines anderen Mädchens, nachdem sie ihren Text vorgelesen hatte und viel Applaus bekam.
In der freien künstlerischen Arbeit will ich mich handelnd, schreibend, zeichnend mit der Welt vermischen. Denke dabei aber immer mehr in Kategorien von “Wirken” als in einem auf die Nachwelt abzielenden Werkbegriff. Woran das liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Zu bescheiden? Glaub’ ich nicht. Ich werde weiter darüber nachdenken.
Sich mit der Welt vermischen – das ist, liebe Phyllis, treffend formuliert. Ich muß bei dem Begriff des Vermischens seltsamerweise zuerst an einen Betonmischer denken, weil so ein Ding solch schöne knirschende, rutschende und überhaupt meeresartige Geräusche macht, bevor aus dem Inhalt dann etwas Festes wird, und vielleicht ist es ja eben dies: erst noch bewegt sich alles, wir mittendrin, während die Nachwelt sich die Bewegung ohne uns erst wieder imaginieren muß. Seltsamer Gedankengang, zugegeben, aber vielleicht macht wer was daraus.
Ich bestätige die Ihren.
Sie gehen über auf jene, die sich
Ihren Texten und Zeichnungen öffnen
(unter anderen auf mich).
Danke, Kienspan. Ich war heute so gereizt, dass ich die Spuren eher auf mir hinterlassen habe. Dann fiel mir dieser Teil meiner Atelierwand ins Auge, der Abdruck der nackten Füße im Holz, das alte Gesicht. Es beruhigt mich immer, wenn ich dorthin sehe.
…
Sagten Sie, liebe Phyllis, nicht einmal, sie wollen im Hier & Jetzt wirken und legten keinen gesteigerten Wert auf Nachwirkung(en), auf Spuren. Natürlich, man hinterläßt solche, doch ob man sie, je nach Weltwahrnehmung und Veranlagung, plant oder nur selbstwohlwollend als die eigenen anerkennt, ist doch ein Unterschied. Einer legt sein Tagebuch bewußt als Spur an, der andere aber will es intim in sich verschließen und keinen Blick hinein gewähren, weder zu Lebzeiten noch danach. Ich jedenfalls bin immer seltsam befangen, wenn ich in Büchern Tagebucheinträge oder Briefe lese und spüre, daß diese nie für die Öffentlichkeit gedacht waren.
Naja, lieber Norbert, wie sagt meine Mutter immer so schön: “Was geb’ ich auf mein Geschwätz von gestern!”
Zur Intimität des Tagebuchschreibens, dem Verschließen und Öffnen würde ich gerne mehr sagen. Auch zu den Spuren. Aber ich stecke gerade mitten in einer anstrengenden Workshop-Woche und krieche abends immer ziemlich erledigt in die Kissen. Dauert also noch ein bißchen.
Das ist ein wunderbarer Satz, der von Ihrer Mutter!
Schlafen sie gut und erholsam! 🙂
Ja gell, der ist befreiend? : )
Danke, liebe Momo. Ich hau’ mich jetzt tatsächlich hin…
Naja, liebe Phyllis, immerhin schwätzten Sie ja nicht ins Blaue hinein, sondern setzten Ihre Hier&Jetzt-Philosophie gegen die Betonung, all die Kunst-Mühen würden wenn nicht jetzt dann doch sicher von der Nachwelt gewürdigt, eine Ansicht, die ANH vertrat und sicher immer noch vertritt. Daß das überhaupt kein Gegensatz sein muß, ist ja klar, denn warum sollte die Welt uns und unserem Schaffen nicht von jetzt an auf ewig zu Füßen liegen! Ja, warum eigentlich nicht! Mmh …
Viel Freude noch beim Workshop-Schaffen!
Die Nachwelt, lieber Norbert, ist mir weiterhin schnuppe. Aber solang’ ich leb’ und wirke, will ich Spuren hinterlassen. Das kann einfach ein Satz sein wie der, den mir heute nach dem Workshop eine Schülerin sagte: “Wenn es in meiner Schule auch nur eine Lehrerin gäbe, die so ist wie Sie, würde ich viel lieber hingehen.”
Oder der Ausdruck der Genugtuung im Gesicht eines anderen Mädchens, nachdem sie ihren Text vorgelesen hatte und viel Applaus bekam.
In der freien künstlerischen Arbeit will ich mich handelnd, schreibend, zeichnend mit der Welt vermischen. Denke dabei aber immer mehr in Kategorien von “Wirken” als in einem auf die Nachwelt abzielenden Werkbegriff. Woran das liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Zu bescheiden? Glaub’ ich nicht. Ich werde weiter darüber nachdenken.
Sich mit der Welt vermischen – das ist, liebe Phyllis, treffend formuliert. Ich muß bei dem Begriff des Vermischens seltsamerweise zuerst an einen Betonmischer denken, weil so ein Ding solch schöne knirschende, rutschende und überhaupt meeresartige Geräusche macht, bevor aus dem Inhalt dann etwas Festes wird, und vielleicht ist es ja eben dies: erst noch bewegt sich alles, wir mittendrin, während die Nachwelt sich die Bewegung ohne uns erst wieder imaginieren muß. Seltsamer Gedankengang, zugegeben, aber vielleicht macht wer was daraus.