Messenotiz

Die Autorin hatte sich zuvor an einer mündlichen Einleitung versucht, die danebenging. Später rhetorisch überzeugend die Szene, in der ein Motivationstrainer Gehirnwäsche an einer Gruppe schwerleibiger Patienten praktizierte. Kein Thema, das mir naheliegt. Dennoch blieb mir der Matjes in Sahnesauce, den ich mir zu Lesung hatte auftragen lassen, mehrfach im Halse stecken. Die Autorin trug ein neonorangenes T-Shirt, eine nicht unproblematische Farbe, dazu schwarze Hose und Sneakers. Der Text war gut.

Die Assistentin trug Boyfriend-Jeans und lehnte an der Wand, als hätte sie Stunden zuvor noch einen VW zusammengeschweißt. Klarer, kühler Blick, der meinen ersten Eindruck sofort Lügen strafte. Das Haar an den Seiten raspelkurz, am Oberkopf länger und zum Pferdeschwanz nach hinten gezogen. Eng sitzender Lederhalsschmuck mit mittig eingearbeiteter Meerschnecke. Die Fingernägel der linken Hand rot lackiert. Kein Make-up, dafür ein schmaler Ring durch die Unterlippe.

Muss aufbrechen. Draußen einige Möwen.

16 Gedanken zu „Messenotiz

  1. Die Fettberge taten mir aufrichtig leid. Dieser Motivationstrainer würde sicher auch gestrandete Wale beschimpfen wegen ihrer Körperfülle, wenn er dafür nur gut genug bezahlt würde. Das neonorange T-Shirt zeichnete sich tatsächlich durch nichtunproblematisches Farbigsein aus. Aber so lange es Ihnen so gut steht, liebe Phyllis, wollen wir hier keinen Aufstand machen. Ich trug übrigens irgendetwas Schwarzes, auch eine nicht unproblematische Farbe, denn das Ideal des Schwarzen ist inhaltlich einer der tiefsten Impulse von Abstraktion, wie dies Adorno einmal sagte, weil es schließlich einmal gesagt werden mußte.

    • ja, das stimmt eher.
      sie bewegten mich in meine eigenen gefilde und liessen mich dort meinen rauschquatsch ausleben ( ähem, selbst bemerken )

      wobei / wonach ich mich zur zeit frage, ist, was mein gelegenheitsgetexte überhaupt soll
      ( mir gefallen da selbst eigentlich nur ein paar rhetorische wendungen aber nichts, was ich meine, es wäre anderen wirklich mitzuteilenswert – deshalb verlink ich auch nicht mehr )

    • @Syncrash Ja. Da ist immer mal wieder ein Satz dazwischen, den ich funkelnd finde. Manchmal nur ein Wort, eine Worterfindung. Hinzu kommt die visuelle Gestaltung des Blogs, die mag ich. Und den Titel. Syncrash.
      Ich hab’ einen seltsamen Bezug zu dem, was Sie machen, woran Sie manchmal scheitern, was Ihnen manchmal gelingt. Zu diesem einerseits sichselbstinfragestellen und Ihren sich wiederholenden Wutausbrüchen gegen andere – mich selbst inbegriffen. Mir kommt das sehr lebendig vor. Ob es mitteilenswert ist? Das frage ich mich in Bezug auf meine eigene Arbeit auch immer wieder. Ist ‘ne unnütze Frage: Niemand wird gezwungen, uns zu rezipieren, wenn er oder sie nicht will. Man macht es für sich selbst, als Chronist:in der eigenen Prozesse. Und freut sich über Neugierige.

  2. Während wir uns auf der Leipziger Buchmesse herumtreiben, ist doch glatt ein neuer Bundespräsident gewählt worden! Meiner Ansicht nach wird er die Spaltung Deutschlands, die von Nord und Süd wohlgemerkt, noch verstärken, nicht nur, weil die Ähnlichkeit des Gauck mit Alice Schwarzer wirklich frappierend ist. Wie kam ich darauf? Ach ja, wegen der Möwen.

    • … und ich finde, liebe Phyllis, daß mündige Bürger keinen Staatspräsidenten benötigen, der sie “in die Pflicht nehmen will” mit seinem naiven Demokratie- und Bürgerlichkeitsverständnis ohne Tiefe. Gewählt allein von der politischen Klasse und von irgendwelchen prominenten Nasen wird er den hochmoralischen Grüßaugust oder einen deutschen Dalai Lama spielen und Schäfchen beglücken. Naja, geben wir ihm eine Chance, die hat er sich immerhin verdient.

    • @Norbert W. Schlinkert Mir fehlt da wahrscheinlich irgendein Botenstoff: Ich hab’ mich noch nie von irgendjemandem vertreten gefühlt, schon gar nicht einem Politiker. Meine Erwartungshaltung ist also gleich null. Aus dieser Haltung heraus lässt sich’s gut Chancen geben.

    • So geht’s mir auch. Dazu kommt noch, daß der Oberpräsi nun sein altes Thema, die Freiheit als solche, gähn, in Big-Brother-Manier uns weiter um die Ohren hauen wird. Wie wär’s mit einem Hauch weniger Freiheit für die mit Geld und Macht und viel mehr Gerechtigkeit im Land für alle. Naja, wird ihm wahrscheinlich nicht staatstragend genug sein. [Aus dem sich wieder selbst gelöschten Beitrag von () übernehme ich den Begriff “Super-Gauck”, den ich in Zukunft im Rahmen von mit sokratischer Ironie getränkten Beiträgen zu verwenden nicht ausschließe, obwohl ich das mit der sokratischen Ironie nie wirklich verstanden habe, der ein oder andere erinnert sich vielleicht an das schlechteste Referat meiner Studienzeit – Nicht? Auch gut.]

    • naja – hab heut einen trivialsatirischen tag . das wollte ich nur mal so durchgeblitzt haben, klar, sowas lass ich dann bei mir nur einen tag stehen – mehr ist mir trivialsatire nicht wert als ein wenig vorübergehende schmunzelei ( die sicherlich nicht viele mit mir teilen )

      das mit dem super-gAUck ( noch ein wenig drastischer geschrieben ) muss sich allerdings erst irgendwie verifizieren – die suprematie findet ja soweit – bis zum kompletten erliegen meiner aufmerksamkeitsbereitschaft – seitens der medien bzw. parteien statt – als ob hier eine art mentaler erlöser plötzlich zur repräsentationsfigur sich aufzuschwingen hätte.

    • oje, wollen sie nicht lieber die nächsten 99 stockwerke in unserem haus mit dem aufzug hochfahren und damn bei m.e. klingeln ?
      hier oben hat man gerade einen schönen, weichen blick durch wolkengespinste

    • hey, manche sollen sich ja angeblich schon ein erhebendes gefühl verschaffen können, indem sie zum untersten kellergeschoss die treppen hinabsteigen und von dort aus mit dem aufzug aus in’s erdgeschoss fahren ( wo die dann wohnen )

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