Der Schinken. Buchmesse. Abgebrochener Rückblick.

Es fängt jedenfalls damit an, dass mir einige Tage zuvor die Trainerin in den Nacken greift. Herrgott, was für ein Schinken, ruft sie, an dem sind mehr Muskeln als an deinem Hintern.
Und weiter? frage ich unwirsch.
Der trägt zuviel! Sie gräbt ihre Daumen hinein. Ich seh’ Sternchen.
Biest!
Ein Schinken ist das, wiederholt sie störrisch. Das muss weg. Der soll nicht das ganze Gewicht deines Rückens tragen und das der Welt noch dazu. Geh, lass’ dich massieren.
Verstanden.
Und laufe tags darauf bei meiner Thailänderin ein. Die lächelt und macht mir den Schinken zwar nicht weg, aber doch weicher mit ihren kleinen Stahlfüßen. Wenn die auf mir herumtrampelt, fühl’ ich mich wie Gulliver, bäuchlings, ohne Reisen.
Weiter.
Miss TT kleidet sich und begibt sich alsdann zur Messe, wo sie bei Faust Kultur auf Alban den Zornigen, Ulla die Schöne und Werner den Kultivierten trifft. („Wo ist Grosshaus?“ „Hat erst morgen wieder Schicht.“ „Schade.“)
Man geht, zu rauchen, auf’s Parkdeck auf dem Dach, schmiedet Pläne, lässt Haar im Winde flattern. (Wer welches hat.)
Und nächste Halle.
Wieser der Schreckliche dräut inmitten der Auslage, DržeÄnik der Elfenfeine sitzt verschmitzt wie immer in der seinen. Seine Literaturgeschichte von Klabund ist die schönste Neuerscheinung der Messe, finde ich, einfach schwarz, Leinen, ohne dämlichen Papier-Einband, mit dezenter Signatur des Autors auf dem Cover. (Ich verlink’ die hohen Herrschaften alle noch, später, ganz bestimmt!) Die deutsche und die fremde Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ich hoffe, man reißt DržeÄnik den Band aus den Händen, auch wenn ich’s nicht tu’, nicht tun k a n n; mein eigener Stapel, zuhause, ist viel zu hoch, um Neuanschaffungen zu tätigen. Nur ein einziges Buch nehme ich schlussendlich mit, den „ZORN“. Herausgegeben von Helmut Ortner. Der erste Satz seines Vorworts: „Der Zorn hat keinen guten Ruf.“

Am Samstagabend jedenfalls haut ein reichlich angesoffener ANH ebendiesen ZORN vor sich auf den Lesungstisch des Hessischen Literaturforum als wär’s sein Namensschild und hält eine flammende Rede, die uns alle zweifeln lässt, ob er die Lesung aus seinem neuen Essayband überhaupt noch auf dem Schirm hat. Dann tut er’s aber doch, mit Schmackes.
Danach war ich dran. Es ist ja allgemein bekannt, dass die Verfasserin dieser Zeilen eine Rampensau ist. Weiß wirklich jeder. Kaum, dass sie die Bühne betritt, vor allem, wenn sie zu schreien anfängt. Sie schreit ja gerne auf Lesungen. Und auch n u r da – ansonsten ist sie eine durch und durch zivilisierte Person. Eher scheu. Menschenmengen sind ihr suspekt, sogar applaudierende.
Ja, lachen Sie nur.
Innendrin bin ich genauso zurückhaltend wie Sie, ich kann’s nur ganz gut kaschieren mittlerweile.
Auf Leander Sukov und Peter H. Gogolin, die ebenfalls lasen, komme ich ein anderes Mal zurück.

Ah, Leser:innen, das Schreiben fällt mir momentan so schwer, als wär’ Sülze statt Hirn obendrin. Und der Schinken ist wieder hart. Grrr.

13 Gedanken zu „Der Schinken. Buchmesse. Abgebrochener Rückblick.

  1. Phyllis die Stiernackige hat sich einen Text aus dem Schinken geleiert! Endlich! Wurde aber auch Zeit 😉 Und das mit der rampensäuischen Stier-Nackigkeit kriegen Sie sicher wieder weg, keine Sorge, einfach mal nix tun vom Bauchnabel aufwärts außer locker vor sich hin denken. Morgen liest ANH übrigens in Berlin, doch ich könnte wetten, diesmal tut er’s nüchtern.

    • ich weiss es gelegentlich.
      stets.

      frau*man MUSS sich hier die frage stellen ( sich dr frage gestellt wissen ) wie oder ob überhaupt sich hier eine frage anbahnt bzw. etwas fragliches als bereits angebahntes als fragwürdiges sich inhärent-verstehbar outete.

      verstehen sie mich bitte nicht falsch, ich weiss nicht um das sujet.
      ich will einfach nur antworten/kommentieren.

      und will auch keine antwort abwarten.

    • @Testsiegerin Nachdem ich mir diese Frage auch schon gefühlte tausendmal gestellt habe, denke ich, genau darum: damit wir uns diese Frage stellen. Sie ernähren sich von dieser Frage. Und sie brauchen sie oft, um nicht zu verhungern.

    • @Lu Ich habe Ihre übrigen posts unter diesem und dem gestrigen Text gelöscht.
      In Ihrem Kopf – Verzeihung – möchte ich echt nicht stecken. So viel auf Gehässigkeit verschwendete Leidenschaft.

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