Das Chronische kommt gegen das Akute nicht an. Niemals. Jene, die ringsum akut um ihr Überleben kämpfen scheinen immer mehr im Recht zu sein als jene, die schon ein kalter Regentag depressiv machen kann, oder das Leben als solches. Subjektiv aufgeladener Schmerz ist moralisch nicht mehr tragbar, wirkt narzistisch. Also drückt man’s weg.
Doch der Rückzug auf politisch untadelige Positionen ist ein bisschen wie Marmelade einkochen: als Belohnng kriegt man was Dickflüssiges hinter Glas mit einem Etikett drauf, das nicht mehr abgeht.
Dabei sind doch schräge Subjektivpositionen allerorts mittlerweile binnen kürzester Zeiten zur politischen Maxime geworden, teils und oft und meist mehr als sehr lächerlich. Alles im Grunde umfallende Reissäcke. Die alles andere als Schmetterlinge motivieren oder geschweige hervorzubringen vermögen sich anmaßen sollten. Umso gruseliger die derzeitigen Einkochgewohnheiten. Auch hier heuer die Brombeeren seltsamerweise eher mau, halbsüß und ohnehin irgendwie matschig, als würden sie nicht: Wollen. Wobei eine Menge Spezialwespen mit langen hängenden Beinen unten dran daran fressen. Einkochen lohnt nicht, etikettieren schon gleich gar nicht. Und Etikettenhersteller sollte man sowieso vierteilen und zu 100 Jahren Abbitte auf deren Geschäftsmodell verurteilen. Ein Hoch also auf Befindlichkeiten. Diese gern dann am Küchentisch heruntergebrochen.
Moral einzukochen wird definitiv überbewertet, stimmt. Wenn überhaupt, sollte man sie frisch am Küchentisch konsumieren… doch da ich gerade in Paris weile, würde ich sagen, nicht runtergebrochen, sondern feingehackt als Tartar. Roaaar. Bei meinem Beratungsmetzger hier im 5 arrondissement gibt’s mittwochs immer 20% Hackrabatt. Widerstand zwecklos. Aber natürlich dafür heute nur Rüben und Tofu. Klar.
Reizend übrigens so ein schneckschwurbeliger Kommentar nach so langer Absenz, fühlte sich an wie eine spontane Belohnung, wieder ans Blogbord gekrabbelt zu sein. Bin noch ungelenk, muss mich erstmal neu eingrooven.