Frühling, komm bald fühling, ff

Ich weiß nicht, wie ich’s unverblümt sagen soll, doch verblümt ist auch nicht immer besser, also raus damit: Hier auf TT fehlt etwas in letzter Zeit. Fühlt sich ein bisschen ungesellig an, das virtuelle Atelier. Die Leute halten sich bedeckt. Ich kann’s Ihnen nicht verübeln! Auch mit meiner Sprungkraft steht’s nicht gerade zum Besten. Ausgelassene Tage oder Nächte kommen zufällig mal vor, klar, ändern aber nichts an dieser seltsamen, passiven Grundstimmung. Das Grübeln, unmerklich, hat mal wieder neben mir Platz genommen – und je breiter es sich macht, desto lethargischer werde ich. Sitze vor dem Rechner und schweige mich an. Schweige Sie an. Mein Schweigen ist sehr freundlich, sehr beredt, doch das können Sie ja nicht wissen. Ebensowenig, wie ich Ihr Schweigen zu deuten weiß.
Andererseits, man könnte ihn ja auch einfach mal eine Weile so liegen lassen, den Mantel des Schweigens. Schließlich ist immer noch Winter, auch wenn die Vögel anderer Meinung sind. Ich wollte im Grunde nur mal ausgesprochen haben, dass ich mich auf lebendigere Zeiten freue. Ausrufezeichen.

(((Vielleicht braucht Madame Künstlerin auch einfach mal wieder eine lohnarbeitsfreie Phase, Zeichnen, Herumspinnen, lange Texte schreiben und in den Alleen hin und her … : )))

28 Gedanken zu „Frühling, komm bald fühling, ff

  1. Also. Mir fällt dazu 4’33” von John Cage ein. Auskomponiertes Schweigen, genau vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden lang. Sie glauben ja garnicht, wieviel man da hören kann, in diesen viereinhalb Minuten Stille. Und den Gedanken, dass alle mal freundlich schweigen, finde ich eigentlich sehr schön. Ups – jetzt hab ich’s grad gestört…

  2. In den neun Jahren meines Bloggens ist mir aufgefallen, dass die von Ihnen beklagte “seltsame, passive Grundstimmung” gezeitengleich durch die Blogs zieht. Es ist möglicherweise jahreszeitlich bedingt. Allerdings habe ich auch den Eindruck, dass die Wellenkämme großes Aktivität immer flacher werden. Früher dachte ich, einfach besser schreiben zu müssen, um das zu verhindern. Inzwischen weiß ich, dass ein Zusammenhang nicht bestehen kann, denn mir geschieht es oft, dass Texte, die mein Herzblut und ganzes derzeitiges Können enthalten, nur schnöde über die Schulter angesehen werden. Andere hingegen, die ich so daher geschrieben habe, generieren viele Kommentare. Oft entzünden sich die Kommentare aber an eher marginalen Aspekten. Es gibt noch ein weiteres Problem, das ich einmal “Inzucht der Leserkreise” nennen möchte. Ich war mal an der Mosel in dem kleinen katholischen Ort Ernst. Fast alle Leute dort waren miteinander verwandt. Vermutlich mochte man nicht über die Dorfgrenze hinausgehen, über den Fluss erst recht nicht, denn da war man evangelisch. Ähnlich verhalten sich Blogger. Sie verlassen ihr Dorf selten, weshalb sich auch selten Fremde ins eigene Dorf verirren. Man glaubt, die anderen gucken einen scheel an. Freilich geht es in vielen Blogs auch hermetisch zu, und man müsste viel Zeit investieren, den Kode zu entschlüsseln, der die Kommunikation prägt. Es geht mir, mit Verlaub, liebe Madame Künstlerin, bei Ihnen manchmal so, nicht im obigen Text, weshalb ich auch kommentiere. Was man als lethargisches Verhalten der Leserinnen und Leser empfindet, entspricht überdies manchmal der eigenen fehlenden Bereitschaft, bei anderen zu kommentieren. Es ist nämlich ein anstrengendes Geschäft, weil es von eigenen Themen und Gedankenwelten wegführt. Nur wenn die gemeinsame Schnittmenge groß genug ist, gehts leicht. Ich habe anfangs auf der Plattform Blog.de gebloggt, wo das Teppichhaus-Stammhaus noch steht. So lebendig wie da ist es nirgendwo je gewesen. Viele meiner Blogexperimente waren nur möglich, weil ich mich auf einen stattlichen Kreis aufmerksamer Leute verlassen konnte. Es war gegenseitige Inspiration,weil die Kommunikation in den Kommentaren sich nicht auf einmalige Rede und Gegenrede beschränkte, sondern zeitnahe Interaktion war. Man scharte sich um ein digitales Herdfeuer, und es machte glücklich, es entzündet zu haben. Dazu müssen freilich alle die Zeit haben, und ich lese, Sie wünschen sich den Luxus dieser freien Zeit.
    Möglicherweise können viele sich diesen Luxus nicht mehr leisten und suchen einfacherer Wege, die weniger zeitintensiv sind wie Twitter, Facebook usw. Die Zeiten ändern sich, aber eines hat sich mir bestätigt: Ganz am Anfang dachte ich schon, das Internet ist eine Sphinx, und wie sie Lust und Laune hat, schickt sie mal jemanden vorbei. Es ist und bleibt unwägbar.

    Ich wünsche Ihnen einen schönen, erfüllten Tag
    Ihr Trittenheim

    “Wenn man viel hineinzustecken hat, so hat ein Tag hundert Taschen.”
    (Friedrich Wilhelm Nietzsche)

    • Lieber Herr Trittenheim, Ihre Replik legt sich wie Öl über die Schrunden! Merci. So viele Reizworte, auf die einzugehen sich lohnt – angefangen beim Impuls, “besser schreiben” zu wollen, um höhere Wellenkämme auszulösen. Denn ich teile Ihre Einschätzung: Nicht die in den eigenen Augen kostbarsten, gelungensten Texte bringen Bewegung ins Blog. Auf Kleinigkeiten und Schnickschnack scheinen Leser:innen viel lieber und mit mehr Genuss zu reagieren, zumindest hier. (Themenbezogene Blogs sind natürlich eine andere Geschichte.) Mich wundert auch manchmal, wie unterschiedlich die Filter zu sein scheinen, mit denen die Leute lesen. Niemand, mache ich mir dann immer klar, liest genau den Text, den ich geschrieben habe. Bei Bildern und Zeichnungen ist es noch viel unwägbarer, was davon beim anderen ankommt. Jedenfalls ganz sicher nicht hundertprozentig das, was ich gesendet habe. Und das ist auch gut so. Nur, wenn die Trefferquote – so nenn’ ich’s jetzt mal – so phasenweise gar nicht mehr hinhaut, wird es merkwürdig.
      Eben kommt mir ein Bild aus “All is lost” in den Sinn: dieses enorme Containerschiff, das an dem Schiffbrüchigen entlangzieht, ohne dass er sich bemerkbar machen könnte. Ich könnte noch nicht mal sagen, ob ich mich eher in der Rolle des Schiffbrüchigen sehe oder in der des Containerschiffs! Hab’ ich den Bauch voller Sachen, krieg aber von anderen nichts mit, oder ein leckes Schlauchboot, während die anderen wohlgeordnet und stur an mir vorbei fahren, ohne mich wahrzunehmen?
      Okay. Bisschen dramatisiert. *lacht*
      Aber ich hatte mir vorgenommen, nicht lange zu überlegen in meiner Antwort an Sie. Vor allem, weil mich Ihre Bemerkung, hier würde Ihrem Empfinden nach oft allzu codiert geschrieben, beschäftigt. Es ist einfach so, dass hier auf TT sowohl Schiffe als auch das Treibgut künstlerischer Prozesse schwimmen, dazu private Bemerkungen, Texte, Spuren von Situationen, auch Intimitäten. Damit die privaten Dinge niemanden blosstellen oder schädigen (außer mir ; ), lasse ich da tatsächlich oft einiges weg, das zum besseren Verständnis beitrüge. Oder fiktionalisiere. Mit den Figuren Farah und Sanssourir hab’ ich versucht, mir diesbezüglich ein bisschen mehr Raum zu schaffen – sie sind verdammt echt, gleichzeitig aber fiktiv genug, um Dinge beim Namen nennen zu können, die ich als Phyllis nicht schreiben will.

      Dann: Das Kommentieren. Asche auf mein Haupt. Sie haben natürlich vollkommen Recht mit der fehlenden Bereitschaft, vor allem aber mit deren Begründung. Ich bin das beste Beispiel dafür, ich lese wirklich fast täglich bei meinen Nachbarn, bei den Freunden eh, aber ich kommentiere selten. Wie sollte das auch gehen? Mir fehlt schlichtweg die Zeit, längere Kommentare zu schreiben. Kurze allerdings haben in meinen Augen immer etwas leicht trivialisierendes – vor allem, wenn jemand einen tollen, längeren Beitrag verfasst hat. Wer bin ich, unter einen klugen Text einfach in einem Satz meine Zustimmung oder Ablehnung zu setzen? Reicht es, zu zeigen, dass ich da war? Und wenn dann der Tag zu hektisch ist, um rechtzeitig noch einmal zurück zu kommen und zu sehen, ob andere geantwortet haben, ob das, was Sie “gegenseitige Inspiration” nennen, eingesetzt hat? Soll man das Kommentieren ganz lassen, wenn man im Lauf des Tages nicht mehr verfolgen kann, wie es weiter geht? Hm. Grrrr. Ich habe darüber immer wieder nachgedacht und mit Leuten gesprochen. Und versteh’ auch jede(n), der nur dort kommentiert, wo solche Überlegungen keine Rolle spielen, weil man sich auch privat kennt. Sich privat mal begegnet zu sein, minimiert die potentiellen Missverständnisse in der Netzkommunikation – man kommentiert viel unbefangener und hat auch keine Angst mehr, dem anderen nicht gerecht zu werden, wenn man mal nur ein Fitzelchen hinterlässt. : )

      Auch Ihnen einen freundlichen Tag!
      Sie haben meinen verschönert.
      Ihre Mme TT

    • Liebe Phyllis,

      zum Kommentieren möchte ich Ihre Bedenken zerstreuen. Als Kind habe ich oft oberhalb einer Bahnlinie gespielt und sah den Zügen zu, wie sie durch den Hohlweg kamen. Güterzüge habe ich gezählt, bei Personenzügen habe ich gewunken. Und wie glücklich war ich, wenn an einem Fenster eine Hand sich regte. Oft genügt ja ein Zeichen, dass man wahrgenommen wurde. Dem Schiffsbrüchigen reicht das nicht. Er will mitgenommen werden. Ein Kommentar, der nur eine simple Ich-war-hier-Marke ist, kann erfreuen. Er ist quasi die geringste Entlohnung für die Mühen des Bloggers. Tatsächlich weiß man ja auch hier nicht, wie eine solche Marke aufgenommen wird. Wie ihm Alltag gibt es in der Blogwelt auch Leute, deren einfaches Erscheinen schon freudige Gefühle auslöst.

      Was die verschlüsselte Schreibweise betrifft, verstehe ich Sie jetzt. Ich habe mich gleich zu Anfang doppelt anonymisiert, um frei schreiben zu können. Aber manches traue ich mich nicht zu sagen, sondern habe Kunstfiguren wie Volontär Schmock, Frau Nettesheim oder Professor Jeremias Coster erfunden. Auch als digitale Kunstfigur muss man ja auf seine Reputation achten. Ich bin gehemmt, sobald ich weiß, dass Leute lesen, die mich gut kennen, beispielsweise meine frühere Chefin oder eine enge Freundin. Viel Persönliches lasse ich aber nicht nach draußen, finde meine Themen eher außerhalb. Da sind Frauen sowieso oft anders.

      Ihre Zeichnungen und Fotografien begeistern mich oft. Die habe ich oben nicht gemeint. Kunst muss sich nicht auf Anhieb erklären.

      Ich erwarte jetzt keine zeitraubende Antwort, Verehrteste, muss sowieso gleich weg.

      Ihr Trithemius

    • eine “gelesen-von”-funktion tät ich mir auch manchmal wünschen – als winkersatz.
      achtung, dies ist ein notorischer kurzkommentar, der nur auf ein einziges fetzerl der durchaus von mir ganz gelesenen kommunikation davor eingeht

    • Lieber Trithemius, es ist schön, dass Sie meine Zeichnungen und Fotos schätzen, und, ja, Kunst ganz generell von der Erklärungspflicht befreien! Wenn nun aber Texte Kunst sein wollen? Oder sein können? Ich sag’ Ihnen ein Beispiel: Der Kollege Schneck. Der schreibt so herrlich verschwurbelt manchmal, dass ich nur ahnen kann, was das zugrunde liegende Erlebns wohl gewesen sein mag. Ob’s überhaupt eins gegeben hat. Er hat so eine Mischung von Hemdsärmeligkeit, Schrägheit und Poesie, die mir gut gefällt, ohne dass ich verstehen muss, wovon die Rede ist. Ich les’ das oft einfach als Sprachschwipps.
      So einen Sprachschwipps hab’ ich nun auch gelegentlich. Ebenso wie Sie. Wie wir alle. Je nach Persönlichkeit lässt man das laufen und stellt es ein, oder lässt es laufen und legt’s in einen Materialordner zur späteren Überarbeitung. Ich neige ja eher dazu, alles rauszuhauen, schließlich ist das hier ein Atelier und keine Galerie.. : )

      Anyway. Muss dringend Lohnarbeit machen erst einmal.
      Halb zog es sie, halb sank sie hin.

      Herzlich! Ihre
      Phyllis aka Mme TT

      p.s. Und das mit den Winkekommentaren nehm ich mir hiermit ganz fest vor!

    • Liebe Phyllis,
      da geben Sie mir was zu knacken. Puh! “Wenn Texte Kunst sein wollen.”
      Freilich kann es jeder so halten wie er Kleingeld hat, mit Sprache spielen, sich in den Grenzbereichen des Verstehens tummeln, Sprache zertrümmern, kunstvoll verschwurbeln, hemdsärmeligen Sprachschwipps hervorbringen, wie Sie das bei Kollegen Schneck schätzen. Es ist eine Frage der Textsorte und der Absicht, mit der man schreibt.

      Sie haben es weiter oben anders ausgedrückt, aber ähnlich gemeint: Wörter sind keine Gefäße, die man aufreiht, mit gemeinten Inhalten füllt, und der Leser nimmt sich die Inhalte genauso heraus. Weil wir wissen, dass der Leser immer Sinngeber ist, will ich ihm nicht auferlegen, den Sinn suchen zu müssen. Es ist der Respekt, den ich erweise. Ich bin kein Purist, aber halte mich lieber an Schopenhauer: „Man gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“ Andersrum ist einfacher. Bei manchen Autoren, Print oder Blog habe ich den Eindruck, dass der Gehalt eines Textes im Missverhältnis zum sprachlichen Aufwand steht, ja, manche gar die Flachheit der Gedanken durch komplizierten Satzbau und ondulierte Sprache zu kaschieren gedenken. Der Leser wird sich schon seinen Reim drauf machen, den man selbst nicht hatte. Dagegen steht: Klarer Stil schult die Klarheit der Gedanken. Manchmal gestatte ich mir einen Ausflug in die Fiktion. Dann liegt mir viel daran, mit wenigen Worten eine bestimmte Stimmung zu vermitteln. Das entspricht meinem Motto: Was sich zuletzt erst lernen lässt, ist Einfachheit.

      Liebe Phyllis, ich habe bei all dem niemand vor Augen, sondern versuche mir nur schreibend Klarheit zu verschaffen über Ihre Frage, „Wenn nun aber Texte Kunst sein wollen?“ Reden wir über Lyrik oder erzählende Literatur? Es gibt Autoren, deren artiger Stil uns nach wenigen Sätzen begeistert, weil sie so leichtfüßig daherkommen. Mir fällt da der schwärmerisch-skurille Robert Walser ein oder Mark Twain, dessen Reportagestil mir immer ein Vorbild ist, weil er ohne Scheu die Grenze der Textsorte überschreitet, wenn sich eine witzige Übertreibung anbietet. Es ist eine Form der Kunst, die ich bei Literatur bevorzuge. Bildende Kunst deckt andere Bereiche ab. Ihr ist die Polyfunktionalität zueigen und zugestanden. Die Offenheit für verschiedene Interpretationen scheint mir ein Merkmal der bildenden Kunst zu sein. In dem Sinne sind Blogtexte für mich eher keine Kunst.

      Klar sehe ich immer noch nicht, weil ich grad mit meinem faulen Nachmittagskopf denke. Hoffe auf Sie und grüße herzlich!
      Ihr Trithemius

    • @Thritemius Ich darf Ihr Schopenhauer-Zitat (immer wieder köstlich zu lesen, was er über den Großmeister der Sprachschwurbelei Hegel und seine Texte denkt) um einen Stendhal erweitern: “Nur der große Geist wagt es, einfach im Stil zu sein.”

  3. Guten Morgen Die neue Offenheit hat Hans Christian Andersen in seinem Märchen vom Kaiser ohne Kleider vorweggenommen.
    Die Tendenz zur Codierung und hinein in die Anonymität ist daher nur verständlich.
    Ich habe hier viel und gerne unter verschiedensten Namen kommentiert, wobei mir oft nicht klar war,
    das ich nicht nur nicht verstanden werde, sondern meine Codierungen niemanden mehr erreichten.
    Für diesen überflüssigen Umgang mit der Kommentarfunktion möchte ich mich nachträglich
    entschuldigen.
    Klar geworden ist es mir erst bei Ihrem Artikel ” Der Tribut”
    Wenn der Kosmos nun in seiner für das Menschenkind kalten Art, mir einen Kokommentator schickt,
    der so gar keine Empathie aufweist, wird es beschwerlich.
    Man sollte also ein Stück weit vorsichtig sein mit der Sehnsucht nach feedback –
    Ich habe jedenfalls beschlossen meine Kodierungsspielereien hier endgültig sein zu lassen
    und nur noch Kommentare zu generieren die eine thematische Nähe und eine sprachlich nachvollziehbare Form beinhalten.

    • @Reh Volution Ihr Kommentar hat mich nachdenklich gemacht: denn wo, wenn nicht in einem virtuellen Atelier, sollte man denn sprach- und identitätsspielen dürfen?
      Trotzdem tut Mitlesenden eine Erläuterung, eine gewisse sprachliche Klarheit gut, wie mir an Trithemius’ gestriger Reaktion auf meine eigenen Erklärungen klar wurde.

      …. “meine Codierungen niemanden mehr erreichten”, schreiben Sie. Die Steigerung des Nichtverstandenwerdens!
      Brrr.
      Aber man könnte ja auch den anderen zutrauen, dass sie protestieren, wenn sie etwas nicht verstehn. Oder? Ich hab’ mir das jedenfalls vorgenommen: möglichst immer zu signalisieren, ob die Sprache meines jeweiligen Gegenübers überhaupt zu mir durchdringt. Dann muss dieser Gegenüber – Sie, beispielsweise – sich auch nicht freiwillig in Fesseln legen, was den eigenen Spieltrieb anbelangt.

  4. Es ist schon ein merkwürdig Ding um das Bloggergeschäft…

    Da die öffentlich gemachte Rede nur potentiell öffentlich ist,
    nicht aber Öffentlichkeit per se voraussetzen kann,
    obliegt dem Blogger selbst die Aufgabe, seine ‘eigene’ Öffentlichkeit erst einmal mühsam zu akquirieren.
    An dieser anfänglichen Kaltakquise führt kein Weg vorbei;
    sie ist unumgänglich und sicherlich der frustrierendste Part des Versuches, ‘Öffentlichkeit’ herzustellen.
    Ist dies aber erst einmal gelungen, dann schleicht schon sehr bald die Routine ums Blog und die vormals erregte, oft auch überspannte und deshalb auch erregende Kaltakquise, welche die geposteten Texte vor sich her getrieben hat, mutiert in Richtung Geschäftskundenbetreuung…
    Die B2B-Beziehung, die jedes Blog von sich aus anstrebt, ist tückisch, weil sie Gefahr läuft, der einlullenden Wärme der Kommentare den Vorzug vor der Anstrengung zu geben, das eigene Wort immer wieder in das Nichts zu rufen und dessen Unerhörtheit gleichzeitig zu forcieren und auszuhalten!

    • @Bart Hui. Interessante, schön dargebrachte Stellungnahme.

      Vielleicht ist es das von diesen schönen Formulierungen umkränzte Marketingvokabular, das mich piekt. Es passt, ist einleuchtend, stimmt trotzdem nicht. Für mich. Die Symptome, ja: die sich einschleichenden Routinen, die Frustration, wenn eigene Erregungen nicht mehr einfach so, mit leichter Hand, auf andere übergehen, die Gesten der Beziehungspflege, die etwas allzu gewieftes bekommen können, wenn man sie aus Angst, an Relevanz oder Sympathie zu verlieren, nicht mehr hinterfragt.
      Aber ein Blog ist weder Kneipe noch Verkaufsplattform, auch wenn es Eigenschaften von beiden in sich trägt. Der Versuch, sich mit eigenen Inhalten an eine meist anonyme Öffentlichkeit zu wenden, ist keine Akquise – denn damit wäre für mein Empfinden eine explizite Strategie im Spiel, die ich weder bei mir noch bei anderen, nichtkommerziellen Blogs so entdecken kann.
      Das “unerhörte Wort”. Seltsam, diese Zweideutigkeit – da steckt schon die Provokation drin. Sie sagen, so lese ich Sie, man dürfe die Anstrengung des Unerhörten nicht scheuen, solle den eigenen Anspruch nicht von der Sympathie der anderen entschärfen lassen. Doch was ist das für ein Anspruch? Meiner lässt sich in einem Satz formulieren: ich brauche Spiel-Raum. Deswegen habe ich vor Jahren mit TT angefangen. Ich will eben n i c h t strategisch agieren müssen.

      Hm. Das ist noch ungeordnet. Aber ich hab’ einen Termin jetzt, der keinen Spielraum zulässt ; )

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