Farah Days Tagebuch, 19

Februar 2014

Mir scheißegal, welches Datum heute ist

„’Zehn Überlebenstipps von Pennern und Künstlern’ soll es heißen.“
„Sollte es nicht f ü r heißen?“
„Die brauchen keine.“
„Außerdem, Penner ist abfällig.“
„Ist Künstler etwa wertschätzend?“
„Heutzutage? Nur vermeintlich.“

Gesetzt den Fall, er breitete seinen Mantel auf den Stein für mich: eine galante Geste. Dann nähme er so Platz, dass ich die Welt, er hingegen nur mich sähe. Dein Anblick genügt mir, würde er gewiss sagen, ich bin ein Mann des neunzehnten Jahrhunderts. Stimmt, dächte ich, es ist schwer, hier ein Schwärmer zu sein, doch sei unbesorgt, mein Schöngeist, ich falle nicht aus der Rolle. Nichts neben unserer Korrespondenz. Obwohl es uns gut anstünde.
(Soweit die Theorie.)

„Sobald ich meine Ideen mit deinen vermenge, beginnt das Wachstum. Ich aber bekomme nie genug von dem, was zuvor passiert, dem quellenden Moment.“
„Beobachtest du dich, während du zeichnest?“
„Unablässig. Ich habe überall Spiegel, muss mich meiner Existenz vergewissern. Tausende Selbstporträts, die nie jemand außer mir zu Gesicht bekommt. Doch das meinst du nicht, oder?“
Seine Pupillen, stelle ich fest, glühen, als hätten
„… sie heimlich Mondschein getankt, während du schliefst“ sage ich.
„Hm?“
„Nichts.“
Genug. Es geht niemanden etwas an.

((„Eine Liste der Dinge, die mich traurig machen:“
„- Bist du verrückt? Bloß nicht!!!!“
„Okay.“))

„Ich hatte versprochen, ihm wehzutun. Schon vor Jahren, doch er kam mir zuvor.“
„Immer noch nicht erholt?“
„-Davon? Nie.“
„Was kannst du tun?“
„Alles, doch ich verschiebe es immer wieder, achte auf Lappalien.“
„Wirst du gehen, wenn so etwas noch einmal geschieht?“
„Wenn es soweit ist. Erst dann.“

(…)

„Erzähl’ etwas Neues!“
„Hm?“
„Neues Thema! Lass’ mal die Männer sein.“
„Schlag’ was vor.“
„Inspiration. Erzähl’, wie sich das anfühlt.“
„Es ist Eisprungzeit, da denke ich an Männer und Schwänze, nicht an Kunst.“
„Ihr Wortschatz, Gnädigste!“
„Der Trieb braucht keinen elaborierten Code. Männer singen auch keine Oden, wenn sie geil sind, sie –“
„Sag’s nicht!“
„Warum? Verträgst du keine Natur?“
„Nur bedingt…“
„Dann fort mit dir. Ich gebe Bescheid, wenn’s vorbei ist.“

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