Mittwoch, 8. Januar 2014
Schreiben, anklopfen, hoffen, dass jemand da ist
Ich, wenn ich nicht schreibe, verliere mich morgens um vier so regelmäßig, wie andere um diese Zeit Brötchen backen, erkenne meine Adresse nicht. Amnesie. Wache auf und denke: das das das. Als ob es selbstverständlich wäre, mit dasdasdas anzufangen, mit gleich was formenmüssen, kaum dass man die Äugelchen. Statt erstmal hallo.
Vielleicht
Manchmal
(Lücken)
((Gab es Sommer? Waren die Brötchen reif? Mit mir war noch nie/immer gut Kirschen essen. Aber wenigstens))
Ach, was s
Eruptiv. Eruptiv erkennen. Wie zum Beispiel, dass mir Vokabular fehlt. Frisches. Fiel mir gestern auf, als jemand im Fernseh sagte, schauen sie, dieses Haar ist schon neun Jahre alt, aber wie lebendig es wirkt mit unserem Produkt und zeigte auf eine Statistin mit langem. Als mein Vater starb, ließ ich es abschneiden, also ist meins jetzt sechs. In letzter Zeit hatte ich oft Lust, es ganz zu scheren, mitsamt der Augenbrauen. Vielleicht, es könnte ja, was für eine Erleichterung: rasend auszusehen statt verlockend. Den Anschein der Konsensfähigkeit fallenlassen.
(Hübsch: „es machte den Anschein, …“)
((Redewendungen))
– doch dann, aus Scheu vor jenen, die Chemo müssen, kann ich es nicht ausprobieren.
(Hallo.)
((Ich schwöre, eben war noch jemand mehr hier. Aber egal.))
Frisches Vokabular jedenfalls: die Haare brachten mich drauf. Weil der Animator sagte, wie lebendig es sei und der Frau durch die Springlocken fuhr. Ich dachte, mein Vokabular muss sein wie Locken. Muss schnalzen können, lang sein, gut gepflegt. Himmel, was für ein Stuss, so etwas zu denken, komplett hinkender Vergleich! Wenn ich wollte, könnte ich jeden Tag ein neues Wort lernen, zehn, wahrscheinlich hundert. Muss einfach wieder mehr Hochlit lesen, auch die betagtere. Lange her, dass
Lange her, seit
Lange her, dass ich nach innen ging wo die wilden Kerle wohnen
Plötzlich riecht es nach Feigen
wem hilft kill bill eigentlich weiter
wenn nicht mir dann den anderen
ansonsten keine erscheinung
eine der anstrengensten tastaturen
war die von außen nach innen
von feigheit wenig spuren
von bosheit und verachtung
von manipulation und verführung
umso mehr
jetzt muß das wesentliche
sich heilen
und eilt zu den wilden kerlen
eine hand zu finden
und möglichst wenig joch
da hat mir jemand das D wie deutschland
aus dem focus geblasen
streng genommen strengend
end klingt noch nach
igitt
Das liest sich, @Lite, ziemlich klasse, sobald man sich mal so von außen nach innen tastaturiert hat!
@Bast Hier hingegen verlässt mich der Tastsinn…
wer anklopft, muß rasch auf die andere seite der tür huschen und “herein” rufen. – abgesehen davon: das mit dem kahlscheren habe ich mal ausprobiert. so lange das haar fiel, war’s lust, zu warten dann, bis es nachwuchs, eher schon frust.
“Wer anklopft, muss”… Das ist ein schönes Bild für mich und meine Schizophrenie, lieber Parallalie!