Ein alter Text, den ich damals mit “Vatermord” betitelt hatte,
fiel mir zur Zeichnung ein:
Im Traum neigte sich ein beladener LKW
im sandigen Untergrund zur Seite, stürzte um,
begrub den sich dagegen stemmenden Vater unter sich.
Jede Hilfe war aussichtslos.
Und unterblieb.
Angesichts des neben die Zeichnung montierten Bildes weht der Gedanke heran, wie es sein könnte, hätte sich der Traum rechtzeitig ereignet.
Was mich selbst immer wieder an diesen Kollagen interessiert: sie sind wie ein Bedeutungshinterhof, in den ich schon etwas abgestellt habe, in dem aber weiteres willkommen ist. Eine Art Psychofundgrube. Meistens sind meine eigenen Assoziationen eher düster, so dass ich froh bin, wenn andere noch ein paar Sachen dazustellen…
Auch Ihr Text, Hans, ist ein harter. Gut, dass er nun Gesellschaft hat.
Mein Text ist hart, ja. Die Erinnerung daran ist aber nicht der einzige Impuls.
An Ihrer heutigen Arbeit tut sich noch ein anderer Betrachtungswinkel auf: weshalb sagt Papa das? Um Distanz zu wahren? Aus Scham? Grandiosität? Was war Papa widerfahren, dass er mit seinem Küken heute so umgehen muss – damals, als er selbst Küken war? Wie hat sich Papa später verhalten, sodass er seine Überzeugungen im Spiegel der Umwelt schließlich verfestigen konnte? (denn Überzeugungen werden nicht einfach mal so)
Darauf Antworten zu finden scheint mir [über]lebensnotwendig zu sein. Wegen der Vergebung, nämlich. Das eigene Sein, frei nach Ringelnatz “ziemlich schief ins Leben gebaut” ohnehin schon schwierig genug, wäre sonst unerträglich.
die emotionale disposition des agierenden menschen
ist menschlich
die emotionale disposition des rezipierenden menschen
ist menschlich
der bedeutungshinterhof ist im positiven sinne
jenes neuland das mir hoffnung schenkt
der bedeutungshinterhof ist im negativen sinne
die verletzung durch fremdeinfluss am individuellen wesenskern
es scheint zwischenmenschlich keine vereinbarung zu geben
die diesem wesenskern ausreichend schutz gewährt
da können sie vergeben wem sie wollen
das vergiftete wesen
ist die vergiftete zukunftsfähigkeit
die ein ums andere mal
von bösewichtern – also den bewussten
sowie von den vermeintlich guten
ans kreuz geschlagen wird
wenn das ich vergebung
auf mystischer ebene vollbringt
ist der menschliche reflex
diesen akt auch im alltäglichen leben
zu versuchen
psychologisches ödland
ob des LKW s
aber total überwacht
wegen des kindes
@Laard Ich hatte sehr viele Assoziationen zu Ihrem Text, seit er gestern auftauchte. Leider fehlen mir (noch) die Worte. Jedenfalls mag ich die Art, wie Sie hier Platz nehmen.
Es ist eigentlich nicht so meine Art, auf fremden Seiten auf von mir verfasste Texte hinzuweisen, aber zum Jahreswechsel und weil er mir so gut zu passen scheint zum “Vatermord” mache ich es nun doch – verbunden mit sehr herzlichen Grüßen und guten Wünschen zum Jahreswechsel, vor allem an Phyliis und Hans1962 und Laard: Lasst es euch so gut als möglich ergehen!
frohes neues trotz sylvester oder eben wegen des eher dumpfen vermögens
nach ausgiebigem konsum
ein genuß
sich sprachlich von Ihnen
mit reisen zu lassen
danke für den link
“es scheint zwischenmenschlich keine vereinbarung zu geben
die diesem wesenskern ausreichend schutz gewährt”
schreiben Sie.
Doch, die gibt es. Notwehr heißt sie und bleibt wegen des allgemein anerkannten Selbstschutzbedürfnisses ohne gesellschaftliche Sanktion. Selbstschutz ist geachtet. [Tauglicher] Selbstschutz muss erlernt werden. Das Erlernen von Selbstschutz kann indes wirksam verhindert werden.
“Ach, halt den Schnabel!”
“Was für ein Unsinn!”
“Was glaubst du, wer du bist?”
“…”
Erfolgreiche Verhinderer legen mentale Kanülen und applizieren genauestens dosiertes Gift. Nicht zu wenig – sonst wirkte es nicht. Nicht zu viel – sonst löste ein Verweigerungsmechanismus aus. Das Gift besteht aus einer Menge unterschiedlicher Relaxanzien: Insuffizienz, Unauflösbarkeit, Aussichtslosigkeit, Depolarisation. Sie alle erzeugen zuverlässig Lähmung. Erfolgreiche Verhinderer entledigen sich so der Abwehr ihres eigenen Einflussbegehrens.
Die Tragik des erfolgreichen Verhinderns ist vordergründig im stillgelegten Wesenskern leicht aufzufinden. Im Bedeutungshinterhof des Geschehens entwickelt sich allerdings Frustration, die sich zur Verzweiflung steigern mag. Jene der Verhinderer nämlich. Ein gelähmter Wesenskern kann von sich aus den aufgesetzten Erwartungen nicht entsprechen. Er kann nur noch geleitet werden. Verhinderer erkennen das unausweichlich – früher oder später.
Und genau da setzt Vergebung an, wie ich sie verstehe. (dazu in einem folgenden Antwortteil, an dessen Formulierung ich noch ein wenig arbeiten möchte)
Ein alter Text, den ich damals mit “Vatermord” betitelt hatte,
fiel mir zur Zeichnung ein:
Im Traum neigte sich ein beladener LKW
im sandigen Untergrund zur Seite, stürzte um,
begrub den sich dagegen stemmenden Vater unter sich.
Jede Hilfe war aussichtslos.
Und unterblieb.
Angesichts des neben die Zeichnung montierten Bildes weht der Gedanke heran, wie es sein könnte, hätte sich der Traum rechtzeitig ereignet.
Was mich selbst immer wieder an diesen Kollagen interessiert: sie sind wie ein Bedeutungshinterhof, in den ich schon etwas abgestellt habe, in dem aber weiteres willkommen ist. Eine Art Psychofundgrube. Meistens sind meine eigenen Assoziationen eher düster, so dass ich froh bin, wenn andere noch ein paar Sachen dazustellen…
Auch Ihr Text, Hans, ist ein harter. Gut, dass er nun Gesellschaft hat.
Bedeutungshinterhof Was für ein famoses Wort!
Mein Text ist hart, ja. Die Erinnerung daran ist aber nicht der einzige Impuls.
An Ihrer heutigen Arbeit tut sich noch ein anderer Betrachtungswinkel auf: weshalb sagt Papa das? Um Distanz zu wahren? Aus Scham? Grandiosität? Was war Papa widerfahren, dass er mit seinem Küken heute so umgehen muss – damals, als er selbst Küken war? Wie hat sich Papa später verhalten, sodass er seine Überzeugungen im Spiegel der Umwelt schließlich verfestigen konnte? (denn Überzeugungen werden nicht einfach mal so)
Darauf Antworten zu finden scheint mir [über]lebensnotwendig zu sein. Wegen der Vergebung, nämlich. Das eigene Sein, frei nach Ringelnatz “ziemlich schief ins Leben gebaut” ohnehin schon schwierig genug, wäre sonst unerträglich.
die emotionale disposition des agierenden menschen
ist menschlich
die emotionale disposition des rezipierenden menschen
ist menschlich
der bedeutungshinterhof ist im positiven sinne
jenes neuland das mir hoffnung schenkt
der bedeutungshinterhof ist im negativen sinne
die verletzung durch fremdeinfluss am individuellen wesenskern
es scheint zwischenmenschlich keine vereinbarung zu geben
die diesem wesenskern ausreichend schutz gewährt
da können sie vergeben wem sie wollen
das vergiftete wesen
ist die vergiftete zukunftsfähigkeit
die ein ums andere mal
von bösewichtern – also den bewussten
sowie von den vermeintlich guten
ans kreuz geschlagen wird
wenn das ich vergebung
auf mystischer ebene vollbringt
ist der menschliche reflex
diesen akt auch im alltäglichen leben
zu versuchen
psychologisches ödland
ob des LKW s
aber total überwacht
wegen des kindes
Das ist schon sehr stark, welche Wirkung diese beiden Worte haben!
Und kommen so scheinbar harmlos daher …
Welche beiden?
Und unterblieb.
Ja. Die haben mich auch gepackt.
Den beiden Worten folgt Scham auf den Fuß.
Aber erst dann, wenn die Scham überwunden ist,
ereignet sich Befreiung.
@Laard Ich hatte sehr viele Assoziationen zu Ihrem Text, seit er gestern auftauchte. Leider fehlen mir (noch) die Worte. Jedenfalls mag ich die Art, wie Sie hier Platz nehmen.
Es ist eigentlich nicht so meine Art, auf fremden Seiten auf von mir verfasste Texte hinzuweisen, aber zum Jahreswechsel und weil er mir so gut zu passen scheint zum “Vatermord” mache ich es nun doch – verbunden mit sehr herzlichen Grüßen und guten Wünschen zum Jahreswechsel, vor allem an Phyliis und Hans1962 und Laard: Lasst es euch so gut als möglich ergehen!
http://www.literaturhaus.ch/literaturhaus/textdesmonats/es-waere-schoen-von-jutta-reichelt
frohes neues trotz sylvester oder eben wegen des eher dumpfen vermögens
nach ausgiebigem konsum
ein genuß
sich sprachlich von Ihnen
mit reisen zu lassen
danke für den link
Der Dank ist ganz auf meiner Seite! J.
@Jutta Reichelt Ihr verlinkter Text hat mich zutiefst erschüttert, haben Sie innigen Dank dafür.
Meine Mutter lebt nämlich noch…
Die besten Wünsche Ihnen
für das neue Jahr
Hans
@Jutta Ich kann mich Hans1962 nur anschließen: starker Text!
@hans1962 und phyllis Ich freue mich sehr! In der Schweiz sagt man, weiß ich von einer Freundin: Aufsteller des Tages! Herzliche Grüße: J.
@Laard (erster Teil) Ihre Zeilen gehen mir nach.
“es scheint zwischenmenschlich keine vereinbarung zu geben
die diesem wesenskern ausreichend schutz gewährt”
schreiben Sie.
Doch, die gibt es. Notwehr heißt sie und bleibt wegen des allgemein anerkannten Selbstschutzbedürfnisses ohne gesellschaftliche Sanktion. Selbstschutz ist geachtet. [Tauglicher] Selbstschutz muss erlernt werden. Das Erlernen von Selbstschutz kann indes wirksam verhindert werden.
“Ach, halt den Schnabel!”
“Was für ein Unsinn!”
“Was glaubst du, wer du bist?”
“…”
Erfolgreiche Verhinderer legen mentale Kanülen und applizieren genauestens dosiertes Gift. Nicht zu wenig – sonst wirkte es nicht. Nicht zu viel – sonst löste ein Verweigerungsmechanismus aus. Das Gift besteht aus einer Menge unterschiedlicher Relaxanzien: Insuffizienz, Unauflösbarkeit, Aussichtslosigkeit, Depolarisation. Sie alle erzeugen zuverlässig Lähmung. Erfolgreiche Verhinderer entledigen sich so der Abwehr ihres eigenen Einflussbegehrens.
Die Tragik des erfolgreichen Verhinderns ist vordergründig im stillgelegten Wesenskern leicht aufzufinden. Im Bedeutungshinterhof des Geschehens entwickelt sich allerdings Frustration, die sich zur Verzweiflung steigern mag. Jene der Verhinderer nämlich. Ein gelähmter Wesenskern kann von sich aus den aufgesetzten Erwartungen nicht entsprechen. Er kann nur noch geleitet werden. Verhinderer erkennen das unausweichlich – früher oder später.
Und genau da setzt Vergebung an, wie ich sie verstehe. (dazu in einem folgenden Antwortteil, an dessen Formulierung ich noch ein wenig arbeiten möchte)