Vom Gewebe der Wirklichkeit

… Ein Moment, als ob du ohne nachzudenken an einem kleinen Faden rucktest, der aus der Fassade eines bestimmt über hundert Jahre alten Hauses heraushinge, und überrascht feststelltest, dass da etwas nachgäbe, und vorsichtig weiter zögest, eine Handbreit,
dann noch eine, schließlich hättest du bereits einige Meter beisammen, so dass du anfingest, den Faden zu einem Knäuel aufzurollen und gewahr würdest, dass du mittlerweile dabei wärst, den rechten unteren Fensterrahmen und schließlich den Mörtel zwischen den Backsteinen aufzuribbeln, die restlichen Fenster, die Tür samt Schwelle und die Backsteine selbst.
Ja.
Und wiewohl das alles nicht länger als einen Moment gedauert haben würde, hättest du natürlich bald einen ordentlichen Knäuel.
Du machtest so lange weiter, bis das ganze Gebäude aufgeribbelt wäre, auch die mottenzerfressenen Teppiche im Inneren, das cordbezogene Sofa, die zwei Paar Filzpantoffeln aus dem Schlafzimmer, die Teekanne, der Duschvorhang, einfach alles, und stündest nun vor einer ziemlich riesigen Lücke, wo gerade noch das Haus war. Dann hieltest du inne.
Es wäre immer noch Zug auf dem Faden.

Zustand, Ausstand, Einstand.
Zufluss, Ausfluss, Einfluss.

Wähle den Fluss, nicht den Stand. So beginnst du.

9 Gedanken zu „Vom Gewebe der Wirklichkeit

  1. wähle den fluss
    der stand aber nicht zur wahl
    zur wahl stand nichtwählen
    soviel zum potential des einzelnen
    ehemaligen schülers
    der schulen unseres landes

  2. Wunderbarer Text – das Bild des Aufribbelns der Vergangenheit

    jetzt müsste man nur noch den schweren Knäuel aus der Hand gleiten lassen und schwebend im Jetzt bleiben

    Ladybird

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