… Ein Moment, als ob du ohne nachzudenken an einem kleinen Faden rucktest, der aus der Fassade eines bestimmt über hundert Jahre alten Hauses heraushinge, und überrascht feststelltest, dass da etwas nachgäbe, und vorsichtig weiter zögest, eine Handbreit,
dann noch eine, schließlich hättest du bereits einige Meter beisammen, so dass du anfingest, den Faden zu einem Knäuel aufzurollen und gewahr würdest, dass du mittlerweile dabei wärst, den rechten unteren Fensterrahmen und schließlich den Mörtel zwischen den Backsteinen aufzuribbeln, die restlichen Fenster, die Tür samt Schwelle und die Backsteine selbst.
Ja.
Und wiewohl das alles nicht länger als einen Moment gedauert haben würde, hättest du natürlich bald einen ordentlichen Knäuel.
Du machtest so lange weiter, bis das ganze Gebäude aufgeribbelt wäre, auch die mottenzerfressenen Teppiche im Inneren, das cordbezogene Sofa, die zwei Paar Filzpantoffeln aus dem Schlafzimmer, die Teekanne, der Duschvorhang, einfach alles, und stündest nun vor einer ziemlich riesigen Lücke, wo gerade noch das Haus war. Dann hieltest du inne.
Es wäre immer noch Zug auf dem Faden.
Zustand, Ausstand, Einstand.
Zufluss, Ausfluss, Einfluss.
Wähle den Fluss, nicht den Stand. So beginnst du.
Welch ein Bild für die Fragilität unseres Daseins!
*lächelt*
Ein wirklich schöner, spannender Text, eine Textur, die entsteht, während sich die Welt aufribbelt. Das alles ist ein wenig wie die Strickbilder von Rosemarie Trockel, nur andersherum.
Ich bin in jeglicher Hinsicht andersherum als Rosemarie : )
wähle den fluss
der stand aber nicht zur wahl
zur wahl stand nichtwählen
soviel zum potential des einzelnen
ehemaligen schülers
der schulen unseres landes
ein schöner text. und schön, wie sie ihren verSTAND FLIESZEN lassen …
Das Fließzen, liebe La-Mamma, ist eine Kunst für sich, besonders aus dem Stand…
ommmm : )
Veränderung kann auch so aussehen, ja.
Was fließt, kann nicht brechen.
Wunderbarer Text – das Bild des Aufribbelns der Vergangenheit
jetzt müsste man nur noch den schweren Knäuel aus der Hand gleiten lassen und schwebend im Jetzt bleiben
Ladybird