Wie alle Kinder in Frankreich hab’ auch ich die Galette des Rois, den Kuchen der Könige, geliebt.
Immer am 6. Januar gab es in allen Bäckereien diese wahnsinnig süßen, runden Kuchen mit Marzipanfüllung, in die jeweils eine “Fève”, eine “Dicke Bohne” eingebacken war. Wobei “Bohne” die Sache nicht ganz trifft, denn die Fèves waren Porzellan-Figürchen, kleine Männchen und Weiblein, Madonnen, Babys, Königinnen und Könige, Phantasiefiguren oder Personnage aus Comics oder Fernsehserien und vieles mehr. Man konnte sich locker die Zähne an ihnen ausbeißen, wenn man nicht vorsichtig war. (Unnötig zu erwähnen, dass die Fèves inzwischen aus Plastik sind, oder?)
Die Galette kam zudem mit einer Krone aus goldfarbener Pappe: wer nämlich die fève in seinem Stück fand, war König oder Königin für einen Tag und durfte r e g i e r e n!
Der Kuchen wurde in ebenso viele Teile geteilt, wie Leute um den Tisch versammelt waren. In manchen Familien (zu denen meine nicht zählte, muss ich gestehen) schnitt man, der Tradition folgend, ein zusätzliches Stück für “die Armen” von der Galette… das dann für die nächste Person, die zu Besuch kam, reserviert gewesen wäre. Doch was, wenn ausgerechnet in diesem Stück die Fève versteckt war? Das konnten wir Kinder keinesfalls dulden.
Das jüngste, also vermeintlich unschuldigste von uns (das war fast immer ich) musste nach dem Schneiden des Kuchens unter den Tisch krabbeln und ausrufen, wer als Nächstes ein Stück bekommen sollte, bis alle verteilt waren. (Wie ich da unten saß und dachte, wenn ich die Fève nicht kriege, sterbe ich bestimmt)
So. Kleiner Exkurs in die Vergangenheit beendet. Da ich die Fève nicht oft in meinem Stück fand, durfte ich leider selten regieren. Ein Manko, das ich inzwischen nachgeholt habe ; )
… und wenn wir nur unsere eigene kleine Welt regieren! Aber auch die lässt sich schließlich immer mal etwas erweitern … 😉
Man darf nur nie unter den Tisch gucken beim Regieren … ; )
Wer sind denn die Beiden auf dem Bild, der Fettefeiste und der Dünnegiftige? Irgendwie kommen mir die bekannt vor.
Auf dem Sockelchen des Dicken steht “Gontran”, auf dem des Dünnen “M. Henry” – muss mal im Netz nachschauen, wo die zwei Kerlchen ursprünglich herkommen…
Dieser heilige Ernst kindlicher Erlebens. Herrlich. Wer das ein Leben lang in sich trägt, regiert sein Leben.
Könnte glatt eine neue Figur in meiner Sammlung gezeichneter Charaktere werden: Der heilige Ernst.
Werd’ gleich mal ein Entwürfchen machen : )