+++newsflash+++

Der Obdachlose hütet (buchstäblich) den diamantenen Verlobungsring, der aus der Geldbörse der Braut in spe versehentlich in seinen Hut gerutscht war, der nach Rückerhalt des Kleinods folgende Spendenaufruf des Bräutigams (ebenfalls in spe) spielte bislang ca. 150.000 US Dollar ein. Wir gehen unverdrossen davon aus, dass der Penner die auch bekommt. Ist schließlich Amerika.
Zwei Hamburger Spieleentwickler haben eine aggressive mediale Kampagne Sauberes Hamburg gestartet, vermeintlich, um die Obdachlosen von der Straße zu kriegen. Erst nach wütenden Protesten (auch aus dem konservativen Lager, hörthört) räumten sie ein, das Ganze sei (wie schon ihr „Pennerspiel“ Jahre zuvor) eine Kampagne, um das gesellschaftliche Bewusstsein für den Umgang mit Obdachlosen zu aktivieren. Hat funktioniert, wie es scheint. (Gute PR auch für die Jungs, natürlich, aber soweit käm’s noch, ihnen die nicht zu gönnen)
Die Sehnsucht dieser Rezipientin, den Tits and Bits der Multimedien zu glauben. Glauben zu dürfen. Aber: Hallo, Politiker:innen: Es gibt noch andere Welten als Eure und Gesichter, die keine Attrappen sind, und wenn schon, dann welche, die sich perfekt zuspitzen. (watch out for Tilda Swinton)

Apropos Zuspitzen: Ist Ihnen aufgefallen, wie komisch im TV (… neuerdings?) betont wird? Der Soundso, d e r hat sich seitdem, blablabla. Dieses Ereignis, d a s hat uns doch gezeigt, wie, undsoweiter. Komisch. Als bräuchte jeder Satz ein Wilhelm Busch’sches Zeigestöckchen. Achten Sie mal darauf, dieses Phänomen, das tritt insbesondere bei Nachrichtensprecher:innen ständig auf.

Ebenfalls neuerdings: hat sie sich vorgenommen (die Autorin), nicht mehr so verdrossen zu sein. Und so Diffus Depressiv. Sie hatte ja bereits heimlich erwogen, TT in DD umzubenennen, doch da wird nun nichts daraus. Lieber mal häufiger einen öffentlichen Schreikrampf als den ganzen Winter dieses Privatwimmern. Schuss mit dem Winterwimmern! Sind eh nur die Hormone, die einen platt machen, aber wehe, man unterschätzt die kleinen Biester.

Ach ja, kleine Biester: Die Schullesungen. (Brett!) Diese Autorin, die wird da glatt zum Tier, zur Rampensau, zur Hormonwolke. Vielleicht sondern sie ja was ab, die Jugendlichen, die haben schließlich Gefühlsüberschuss. (Auch die, die sich stumm im Stuhl verkriechen, die ganz besonders). Jedenfalls sagt sie hiermit öffentlich, wie gern sie in ein POTPOURRI von Gesichtern schaut. Ins KULTURKALEIDOSKOPISCHE. (Man wird mittelfristig ein paar schickere Worte suchen wollen, oder? Als MIGRATIONSHINTERGRUND?!)

(Moment, kurz mal die kalten Hände unter’s Laptop schieben zum Aufwärmen)

Sie begegnet ihnen mit vorauseilender Zuneigung und gibt sich, beim Signieren, besondere Mühe mit den Smileys. (Diejenigen ohne Smiley kommen nochmal zurück und wollen auch einen.) Die nächsten Schullesungen aber – das wäre zu überlegen – könnten in Abwesenheit der Lehrkräfte stattfinden. Nicht, das die Autorin Missgunst gespürt hätte, im Gegenteil, alles paletti im Lehrkörper, doch es wäre interessant, ob ohne ihn andere Fragen gestellt würden.

Jugendliche:
Nicht, dass ich da mutwillig etwas verkitschen will, aber: Wie unfertig die Gewieftness in diesen Lebensjahren noch ist, macht mich immer wieder weich. Alles, was man sich abgewöhnt hat, aus guten oder schlechten Gründen, ist in diesen Gesichtern noch drin. Mitsamt der potentiellen Zuspitzungen, aber die sind noch aufgemalt, nicht angewachsen; das kommt alles später. Es macht glücklich, ihnen Fragen zu stellen und Geschichten zu erzählen, nicht nur Werbebotschaften in Sachen erfolgreiches Selbstmarketing.

So, genug. Die Autorin muss ihren Journalistinnenhut aufsetzen und einen Text für die Stiftunk schreiben. (Wünschen sie ihr, dass er nicht anwächst ; )
Wir sollten uns häufiger empören. Wir sollten uns die GUTEN DINGE nicht von Manufaktum wegnehmen lassen. Wir sollten uns dagegen wehren, immer nur mit Politik, Port und Patastrophen zugemüllt zu werden. Und davon Pepressionen zu kriegen. Alles ist jeden Tag offen für Neues (Achtung, Klischeefalle). Selbst TT zieht heute mal den Fuß aus dem zähen Sumpf der SAD.
WEITERMACHEN!

9 Gedanken zu „+++newsflash+++

  1. Ihre ochone [interj. (Scot), (Irish) an expression of sorrow or regret …// Ich hab das Wort in einem Beckett-Brief gefunden, es paßt gut zum Zustand, finde ich] kann ich nachvollziehen, aber das wird ja besser, wenn man Ihren Text von links nach rechts und von oben nach unten liest – tue ich nur nie, das Lesen von links nach rechts und von oben nach unten ist den literarischen Texten vorbehalten, alles andere wird rund gelesen. Das mit den Nachrichtenvorlesern ist mir auch schon aufgefallen, selbst im Radio bei GEZ-gepamperten Sendern: das kommt sicher erstens daher, daß keiner von denen ohne Spezialtraining ans Mikrophon gelassen wird und zweitens wohl auch davon, daß bei den Sendern die Angst umgeht, die Menschen mit komplizierten Sachverhalten zu verprellen. So sieht’s aus, Empörung hin oder her. Verdrossen grüßend!

    • Was, lieber Norbert, heißt denn “Rundlesen”, ist das Querlesen für Fortgeschrittene? Und ist mein Newsflash nun literarisch, weil er Rundlesen provoziert, oder gerade nicht?
      Ich schnall’s nicht ganz, doch das ist kein Wunder, weil ich Kommentare immer spiralig lese ; )
      Unverdrossen zurück grüßend!

    • Sie haben es, liebe Phyllis, erfaßt, Querlesen ist nur die vorletzte Stufe zur Meisterschaft, wobei das Rundlesen den Vorteil hat, nicht nur Informationen abzugreifen, sondern auch noch Intentionen. Ihr Newsflash ist also beides, je nachdem, wie der Leser ihn liest.

    • Der Abgriff von Informationen ist sowieso mit Vorsicht zu genießen, denn sie sind ja schon zu diesem Zeitpunkt exakt dieses: abgegriffen. Von Redakteuren und Interessenvertretern selektiert, gesäubert und für uns mundfertig gemacht…

    • Ich las heute zum ersten Mal darüber und kam noch zu keinem Schluss, wie krude die Mittel für mein Empfinden sein dürfen, um wirklich Wellen zu machen im öffentlichen Bewusstsein. Der Ansatz war mir nicht geheuer, doch die Frage wäre, ob sie dort wirkt, etwas in Gang setzt, wo andere Mittel versagen. Auch interessieren würde mich, was diejenigen, auf deren Rücken die Kampagne ausgetragen wird, von ihr halten. LG Phyllis

    • Ich sah sie zunächst auf FB. Dort war keinerlei satirischer Ansatz erkennbar, dementsprechend auch zum Teil die Kommentare dort. Erst die website – und das Impressum – ließen erkennen, es war keine rechtsradikale Seite. Aber auch das nur mit Fantasie. LG tinius

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