Die Sprache der Anderen, 47

[…] Tja, die Verblödungsindustrie liefert geistige Hamburgers, Feuilletonicwater, AntiRheumalyrik, Politbräu, philosophisches Doublebubble … Das alles verdient nur ein »Spottbewahre!«, keine Jeremiade! – Dennoch gilt: »Da wir uns allein durch das Wort verständigen können, verrät, wer es fälscht, die Gesellschaft« (Montaigne). Und kein Psychodesigner kanns wegtherapieren: Ein Mensch verkommt zuerst in der Sprache, dann in der Lebensweise. – Meine Devise ist die Radikalisierung des Augenblicks, Revolte, die Autonomie der Wörter, logos statt legos, … die Weigerung, Ideen und Utopien zu predigen, die keiner je am Leben geprüft hat. Solche Sprachkritik ist Sozialarbeit, – unter Spiel und Verwandlung sogar lustvolle Sterbehilfe.[…]

Interview mit >>> Uwe Dick, erschienen in SALZ – Zeitschrift für Literatur, Heft 111, 28.03.2003

19 Gedanken zu „Die Sprache der Anderen, 47

  1. Uwe Dick ist. Ein grandioser Autor. Aber auch er zählt, weil sehr sehr unbequem, zu denen, die das ZK des Kulturbetriebs ausgeschieden hat.
    Hier eines seiner, ein ganz kurzes, Gedichte:

    Hab im Dünenschutt der Stunden
    einen Vogelleib gefunden,
    und das Köpfchen, aufgenleer,
    abgetrennt, lag nebenher.
    Schau mich, Mädchen, nicht so an,
    weil ich’s nicht ertragen kann!

    Uwe Dick, in: Das Echo des Fundamentschritts, 1981.

  2. entflammt Montaigne hat’s treffend gesagt: Er sprach von Gesellschaft, nicht von Geschichte.

    Vor dem Verlauf der allgemeinen Diskussion um Sprachbereinigung, ja Zensur gar, stehe ich nun wirklich fassungslos. Die einen wollen mit eigener Geschichte und dem notwendigen Umgang damit nicht konfrontiert werden; die anderen wiederum bestehen darauf, herabwürdigende Begriffe fortzuschreiben. Wie müssen Scheuklappen beschaffen sein, so frage ich mich, dass die dritte große Gruppe ausgeblendet werden kann? Die Gruppe derer nämlich, denen gesellschaftsverbiegende Indoktrinationen grundsätzlich gegen den Strich geht.

    Rechtlich sanktionslos geschichtsfälschend kann mit gemeinfreien Werken umgesprungen werden. Nicht gemeinfreie Werke sind indes geschützt. Änderungen an geschützten Werken können rechtmäßig ausschließlich mit Zustimmung der Rechteinhaber, erst recht von ihnen selbst, vorgenommen werden. Ob wohl überlegt und abgewogen, ficht die erste und zweite Gruppe der Empörten nicht an. Autorenrecht und -wille wird in der Entrüstung (was für ein paradoxer Begriff) aus dem intellektuellen Gesichtsfeld verbannt. Die Pointe des besagten Sturms findet sich im Umstand, dass in der zweiten Gruppe Autoren zu finden sind. Sich über verbindlich festgeschriebene Autorenrechte wertend hinwegsetzende Stimme beginnt dadurch nicht, einen Gesellschaftsvertrag neu zu verhandeln. Sie indoktriniert.

    Allgemeine Verbindlichkeit hat sich ins Nichts verabschiedet. Nein, halt: wurde aktiv vom sich aufschwingenden Individualinteresse entsorgt. An der inszenierten Aufregung um willkürlich in den Brennpunkt gezogene, einzelne Begriffe wird das allzu deutlich sichtbar. Im Interesse einerseits, und zum Schutz andererseits der Kinder. Sogar von moralischen Rechten der Kinder wird schwadroniert. Da wird mir das Blut in den Adern sauer. Kinder beziehen ihr Weltbild nicht nur aus für sie geschriebene Büchern, welch Überraschung. Sie vernehmen und erleben täglich den mystifizierende Neologismen erfindenden „deutschen Michel“. Dem ich nicht über den Weg traue.

    Gesellschaftspolitische Relevanz der Diskussion kann vor diesem Hintergrund zwar anmaßend behauptet, nicht aber redlich nachgewiesen werden. Dazu bräuchte es auf sämtlichen Ebenen sprachbereinigende, zurückbiegende Radikalität, die den eigenen Wohlstand in Frage zu stellen bereit ist. Mir geht das aufgeblasene Gedöns um Kinderbücher eben nicht elegant am Arsch vorbei, weshalb ich mir die Freiheit nehme, diesen inneren Widerspruch hochzuhalten, auf dass sich manch denkender Geist daran stoße.

    • @Kienspan. “die anderen wiederum bestehen darauf, herabwürdigende Begriffe fortzuschreiben. ” Das ist schlichtweg falsch, sogar gehässig, wenn Sie in diese Kategorie >>>> meine Einlassungen mit hineintun würden. Eine andere Möglichkeit lassen Sie aber nicht, weil Sie, nicht ich, apodiktisch von nur zwei Gruppierungen sprechen.
      Was die Gemeinfreiheit eines Werkes anbelangt, so befugt auch sie nicht zu Veränderung eines Werks, sagen wir etwa, Shakespeares, auch dann nicht, wenn sein Text, unter anderem, rassistischer Natur gewesen sein sollte. Ich denke, wie auch schon in der verlinkten Diskussion, da besonders an den Kaufmann von Venedig. Aber es geht eben nicht um Fortschreibung solcher Begriffe, ganz im Gegenteil, aber darum, daß solche Begriffe verwendet wurden und davon auch Zeugnis bleiben muß. Weil nämlich eine Übermalung der Begriffe eines Tages zum Vergessen der Zusammenhänge führen wird. Und was den “deutschen Michel” anbelangt, darf ich an die vor Arschleckfreude und Gehässigkeit speicheltriefende Bereitschaft des österreichischen Michels erinnern und seine Dankbarkeit dafür, daß er sich Hitler anschließen und nun endlich seinen ihm sehr eigenen Judenhaß so richtig freilassen durfte. Mir schon klar, daß auch davon keine Spur zurückbleiben soll. Unterm Strich bin ich wirklich empört darüber, mit welch ignoranter Kaltschnäuzigkeit Sie etwa mein Bemühen, für das ich, anders als Sie, viele Stunden lang formulierend gearbeitet habe, um die in Diskussion stehende Frage quittieren.

    • Ich darf schon fragen, was diese Ausfälligkeit soll.
      Um gehörige Überarbeitung wird höflichst gebeten.

      Dem “deutschen Michel” schau’ ich nicht auf’s Maul, sondern auf dessen Bizeps und darauf, was er damit unternimmt. Namentlich darin unterscheidet er sich vom hiesigen “Möchtegern-Michel” ganz entschieden.

    • Pax, liebe Diskursteilnehmer, bekämpfen Sie etwaige Unterzuckerung mit der Einnahme von Speisen, hier geht es nicht um den zweitausend Jahre alten folgenschweren Streit zwischen den deutschen Stämmen, sondern darum, wie ANH ganz richtig schreibt, “daß solche Begriffe [dazumal in Kinderbücher hineingeschriebene Worte] verwendet wurden und davon auch Zeugnis bleiben muß. Weil nämlich eine Übermalung der Begriffe eines Tages zum Vergessen der Zusammenhänge führen wird”. Wie ich an anderer Stelle schrieb: >Warum soll man Kindern nicht etwa sagen, “ich lese Dir jetzt eine Geschichte vor, die ist vor hundert Jahren geschrieben worden, als vieles in Deutschland und der Welt noch ganz anders war”? Kind wird neugierig, ist aufmerksam, fragt, dann wird erklärt, warum das da so steht – so sollte es laufen.< http://sophiamandelbaum.de/post/40913044745 Ich rege einmal an, Kinder weder für dumm zu v e r k a u f e n noch sie für dumm zu halten, und die Verantwortung dafür liegt nunmal bei den Eltern und generell den Erwachsenen, die doch froh sein sollten, Beispiele zu haben, um die Welt zu erklären, wie sie war, wie sie ist und wie sie sein sollte. Und wenn die Eltern die alten Bücher nicht vorlesen wollen, dann sollen sie sie auch nicht kaufen.

    • Nehmen Sie’s mir bitte nicht übel, werter NWS, hier findet doch kein Diskurs statt. Der zeichnete sich durch unverzichtbare Eigenschaften aus.

      Soweit ich mich informieren konnte, ist nicht daran gedacht, [ver]alte[te] Kinderbuchausgaben einzuziehen und zu vernichten. Daher geht das zeitdokumentarische Argument ist Leere; insbesondere aber deshalb, weil der “Neger” zum Beispiel (und nur um den geht es letztlich in der unsagbaren Schlichtheit der allgemeinen Auseinandersetzung) nicht gleichzeitig aus der lebenden Sprache getilgt ist, wenn er aus Kinderbüchern entfernt wird. Das zeitdokumentarische Argument würde überdies, das sei nebenbei noch bemerkt, die Mechanik geltender strafbewehrter Spracheinschränkungen konterkarieren. Hierzulande nennt es sich “Verbotsgesetz” und bezieht sich auf während der NS-Zeit geübten Sprachgebrauch.

      Die sprachliche Auseinandersetzung mit Welt- und Menschenbildern ist nicht an Kinderbücher gebunden. Die Konfrontation findet im täglichen Leben statt. Eines meiner Argumente. Man stelle sich Kindermund vor: “Papi, was ist ein Leistungsträger? Ist das einer, der Leistung in Aktentaschen trägt? Bist du dann auch ein Leistungsträger? Was sind denn die anderen, die keine Leistungsträger sind?” Die Unterwanderung des gesellschaftlichen Wertegefüges durch manipulative Neologismen ist sehr weit gediehen, hat aber keinen literarischen Wert. Das rechtfertigt allerdings nicht, diesen gesellschaftsformenden Aspekt des lebenden Sprachgebrauchs aus der wogenden Auseinandersetzung auszusparen. Der sich ausschließlich auf das Kinderbuch einengende Blick grenzt an Bigotterie.

      Der Gestaltungswille eines Autors – hier Preußler – wird erst gar nicht in ernsthafte Diskussion gezogen. Darauf hätte ich, ein anderes Argument meinerseits, gerne bestanden, dass solcher Wille gebührend geachtet wird. Die Missachtung bedeutet nämlich nichts anderes, als dessen Sprache zu vereinnahmen. Das nenne ich – bewusst verharmlosend – übergriffig.

      Womit wir beim “deutschen Michel” wären: der ist auch einem Zeiten- und Bedeutungswandel unterworfen. Einst war er von bescheidenem Denkvermögen. Heute diktiert er unter dem (von wem eigentlich gehaltenen?) Lorbeerkranz der Exportweltmeisterschaft, wie angemessenes Wirtschaften in Europa auszusehen habe.

      Vor diesem Hintergrund empfinde ich die konkrete Ausgestaltung des allgemeinen Aufbrausens wegen eines einzigen Wortes als, verzeihen Sie, lächerlich. Dass die dahinter stehende Geistes- und Wertehaltung nicht untersucht wird, registriere ich ebenfalls, jedoch zunehmend verschnupft.

    • Mein Eindruck ist nicht, dass die Diskussion nur um den “Vokabelargwohn” – um eine Wortschöpfung von Uwe Dick zu missbrauchen – kreist. Oder um den Gestaltungswillen eines einzelnen Autors sein Werk betreffend. Mein Eindruck ist, es geht hüben wie drüben um die Frage, ob und wie sich unser aktueller Bewusstseinsstand im Sinne von Umschreibungen und Korrekturen auf künstlerische Arbeiten früherer Tage auswirken sollten, die ja auch immer Zeitzeugnisse sind. Die Sache mit den Kinderbüchern war nur der Aufhänger. Es ist doch eine grundsätzliche Entscheidung, ob man zu dem steht, was w a r.
      Oder?
      Ich reiße doch auch nicht keine alten Fotos aus meinem Album, weil ich mich in den alten Abbildungen nicht mehr wiedererkenne. Und Diskriminierungen, die ich mir früher anderen gegenüber hab’ zuschulden kommen lassen, kann ich auch nicht ungeschehen machen. Ich will sie aber auch nicht vergessen, im Gegenteil, ich will sie mir gegenwärtig halten, als Selbstkorrektiv. Kann das, was für mich als Privatperson gilt, nicht auch in größerem Maßstab gültig sein?

      Ich habe ein Weilchen überlegt, ob ich das überhaupt hinschreiben soll unter Ihren beginnenden Disput: Es klingt etwas unbesonnen. Wahrscheinlich sogar naiv. Aber wenn sich nur die Versierten und ausreichend Informierten an solchen Diskussionen beteiligen, entsteht kein reales Bild. Insofern – raus damit.

    • @Kienspan Wie Phyllis, lieber Kienspan, ganz richtig und vollkommen in meinem Sinne schreibt, geht es eben nicht nur um Kinderbücher, die u. a. Ausdruck einer Haltung sind, die womöglich mit Kindern besprochen werden muß zwecks Lernens, sondern um den generellen Umgang mit Überlieferungen, die gegenwärtig eine Wirkung haben – und Sprache hat eben immer eine Wirkung in ihrem jeweiligen Kontext. Und wenn ich Kindern etwas vorlese und wo nötig dazu etwas sage, schaffe ich ja einen neuen Kontext für den Text. Was die Funktion von Sprache als solche betrifft: Ich persönlich brauche jedenfalls dringend Worte nicht nur zur Überbringung von Wohlwollen, sondern auch solche, mit denen ich mir mißliebige Menschen wenn notwendig beleidigen kann, wohlgemerkt ohne sie als Angehörige einer Religionsgruppe, eines Landes, einer Rasse, einer politischen Denkweise, eines Geschlechts und was weiß ich zu verunglimpfen, denn ich meine ja nur den einen Menschen. Das wäre die Kunst der Beleidigung, die nichts mit Diskriminierung zu tun hat. Wenn es mir aber unterliefe, gleich alle Menschen zu beleidigen, die mit dem zu Beleidigenden zu einer “Gruppe” gehören, obwohl ich nur diesen einen ganz persönlich meine, dann ist das ein Factum und wird Teil meiner Geschichte, ebenso, wenn ich mit dem einen tatsächlich alle meinte. Da ich so etwas aber nicht tue, bin ich fein raus, nicht aber gefeit gegen Ärger, der in mir aufbraust, wenn ich quasi in Sippenhaft genommen werde, obwohl ich Deutscher bin im Sinne der Zugehörigkeit zu einer Sprachfamilie und zu einem Kulturraum und keineswegs in dem Sinne, daß ich mit irgendwelchen kapitalistischen Staatszielen sympathisierte, die auf eine Vorrangstellung Deutschlands hinauslaufen. Mit dem deutschen Michel müssen Sie mir also nicht kommen, denn es gibt keine Kollektivschuld der Deutschen für was auch immer, weil nämlich damit nur die Täter geschützt und die Widerständler noch einmal bestraft werden, sondern vielmehr die Verantwortung jedes Einzelnen, da im besten Sinne zu wirken, wo er kann.
      @Phyllis: ich sehe hier keinen beginnenden Disput, für mich ist das ein Diskurs, selbst wenn noch mehr Michels um die Ecke kommen!

    • @Phyllis In einer repressiven Zeit, in der “Neger” mit “Drogenhändler” bzw. “Straftäter” gleichgesetzt wird, halte ich es ebenfalls für müßig, sich mit Kinderbüchern aufzuhalten. Das habe ich bislang nicht deutlich genug hervorgehoben.

      Hierzulande kniet schon mal die Polizei auf einem “Neger” solange, bis der erstickt. Und der (später ebenfalls verurteilte) anwesende Notarzt zählt währenddessen angestrengt die Sterne am Nachthimmel. Oder der amerikanische Lehrer, misslicherweise von verdeckten Ermittlern für einen Drogenhändler gehalten, in der U-Bahnstation abgefangen, zu Boden geworfen und verletzt. Sowas Blödes aber auch. Oder der Schubhäftling, der in einer aufgelassenen Lagerhalle von vier Exekutivbeamten während der Abschiebung heftigst misshandelt wird und sogar eine Scheinhinrichtung erleiden muss. Nein, kein Weißer.

      Ein anderes Beispiel: “Nur keine jüdische Hast!” hörte ich selbst oft genug bis in meine frühen Erwachsenenjahre hinein. Es hinterließ stets eine befremdliche Wirkung. Dass diese Wendung aus dem Mittelalter stammt und auf einem Vorurteil beruhte (dem eilig auf Kaufabschluss drängenden Kaufmann), war mir damals nicht bekannt. Als halbwegs aufgeklärter Mensch höre ich die Redewendung heute aber in völlig anderem Kontext und quittiere sie umgehend mit “Arschloch”. Das ẃill ich hier nicht weiter ausführen. Ich könnte noch jede Menge solcher Beispiele darlegen.

      Sich auf den Fortbestand des Wortes “Neger” im literarischen Werk zu kaprizieren, ohne die leidvolle zeitgenössische Entwicklung mit zu berücksichtigen, ist valide nicht argumentierbar. Aus meiner Sicht existierte nur eine Argumentationsmöglichkeit: “Wir müssen das Wort im Kinderbuch erhalten, um an ihm frühest möglich Diskriminierung, Ungerechtigkeit, Brutalität und Menschenverachtung in der G e g e n w a r t erklären zu können”. Zu meinem Erstaunen entdeckte ich dieses Argument, mittlerweile weitläufig recherchierend, nicht ein einziges Mal.

      Künstlerisches Schaffen kann und soll reflektieren, was es will. Wenn es sich allerdings der Betrachtung gesellschaftlicher Entwicklungen literaturhistorischer Wahrhaftigkeit zuliebe entziehen will, macht es sich mitschuldig daran und verwirkt seinen Anspruch auf moralische Wirksamkeit. Der Mitschuld entgehen die historisch argumentierenden Wortgegner jedoch nur aus purem Zufall. Das In-Beziehung-Setzen unterlassen auch sie. Das verdamme ich.

    • nochmal @Kienspann Sie schreiben, das Argument “Wir müssen das Wort im Kinderbuch erhalten, um an ihm frühest möglich Diskriminierung, Ungerechtigkeit, Brutalität und Menschenverachtung in der G e g e n w a r t erklären zu können” käme in der Diskussion nicht vor. Dennoch ist es (fast) genau das Argument, wenn auch nicht mit der Zuspitzung auf die von Ihnen geschilderten Übergriffe, das ANH von Anfang an in den Vordergrund gestellt hat, denn er schreibt: “Aus der Weigerung, bestimmte Wörter nicht löschen zu wollen, weil man Geschichte als Geschichte gegenwärtig halten will, wird, daß man – (:ich kann, weil ich ja mich selbst meine, der ein Mann ist, das Wort hier gänzlich indiskriminierend verwenden, also:) – daß man ein Wort und seinen gegenwärtigen Gebrauch verteidige, und daraus wird dann, wer das tut, ein Rassist. Auch wenn man eben nicht den gegenwärtigen Gebrauch verteidigt.” http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/235476557/ und auch ich habe in meiner Antwort an Karl dort http://nwschlinkert.de/2013/01/19/die-deutschsprachige-bibel-muss-umgeschrieben-werden-weil-martin-luther-da-so-worte-verwendet-hat-die-…/ genau so argumentiert, ebenso wie in der ersten Antwort an Sie. Sie stünden, wenn Sie dem Argument zustimmen, denn um was ginge es denn sonst, als den Kindern die Gegenwart sozusagen mitzuerklären oder sie wenigstens dafür zu sensibilisieren, also keineswegs allein da!

    • @NWS Die Argumente liegen am Tisch, lassen Sie uns dieselben gemeinsam genau untersuchen.

      historischer Kontext
      Sie führen ins Treffen, dass man mit der Beibehaltung des Wortes “Neger” “Geschichte als Geschichte gegenwärtig halten wolle” und beziehen sich damit offenkundig auf die deutschen Kolonialbestrebungen. Die französischen können Sie wohl kaum gemeint haben. Das ist in Ordnung und zugestanden, dennoch zu kurz gegriffen. Ich begegnete dem mit dem Einwand, dass es sich dabei um ein zeitdokumentarisches Argument handle, dem durch die weitere Verfügbarkeit meinethalben auch antiquarischer Ausgaben aktualisierter Bücher hinreichend Rechnung getragen sei. Meiner weiteren, zuspitzend illustrierten Ausführung folgend muss aber gefordert werden, den “Neger” in neuen Geschichten in zeitgenössischen Kontext zu setzen. Das hieße, nicht die historischen, sondern die aktuellen Übergriffe darzustellen. Diese Forderung kann ich in Ihrer und ANHs Argumentation bei größter Mühe nicht identifizieren.
      Sie können nun meine Forderung als zu weit reichend argumentativ ablehnen, oder mich aus meinem blinden Fleck führen, indem Sie mir die Kongruenz unserer Haltung ein deutliches Stück näher bringen. Wenn wir den Diskurs als solchen ernst nehmen wollen, würde ich nun gerne eins von Beidem nachvollziehen dürfen.

      Gestaltungsbefugnis, Willensbildung
      Dass der Autor rechtlich wirksam über Änderungen seiner Werke herrsche, wie ich feststellte, wurde von ANH bereits ausdrücklich zugestanden. Allerdings mit der, wie ich meine, unzutreffenden Einschränkung, dass “sie nicht richtig sei, wenigstens nicht dann, wenn ein Text bereits herausgegeben worden sei”. Der Einschränkung trat ich mit dem Einwand entgegen, dass Missachtung der Willensbildung einer Vereinnahmung der Sprache des Autors gleichkäme. Da ich peu à peu den Überblick über die allseits geäußerten Argumente verliere, bitte ich Sie, Ihren Standpunkt dazu nochmals zu formulieren. An Widerspruch Ihrerseits kann ich mich nämlich nicht erinnern.

      Sprachkontext
      Ich argumentierte, dass attribuierender Sprachkontext für die Ausprägung begriffsbegleitender Präsuppositionen bestimmend sei und wies darauf hin, dass sich diese im Laufe der Zeit veränderten. Das machte ich zunächst mit dem Beispiel “Grieche” fassbar. Ich erachte es als gut und richtig, in sensiblem Umfeld kritische Begriffe einer veränderten gesellschaftlichen Attribuierung zu entziehen. Ein taugliches Argument wurde dem noch nicht entgegengesetzt. Auf meinen ausschweifenden Recherchereisen konnte ich zudem keines antreffen.

      weiterer Verlauf:
      Ich nehme Übereinstimmung an darin, dass neu einzuführende Argumente als solche vorzustellen sind. Desweiteren nehme ich im Dienste der Sache an den Verzicht auf jedwede eristische oder polemisierende Rhetorik.

      Ich bitte nun um Ergänzung allfälliger unbeabsichtigter Auslassungen und, das mit konzentrierter Spannung, um Ihre Widerrede.

    • @ANH Dass Ihr Angriff bislang unbearbeitet blieb, schreibe ich vorerst Ihrer vielseitigen Beschäftigung zu. Bis Morgen abends erwarte ich eine Ihren Möglichkeiten nach angemessene Relativierung. Danach rechnen Sie ansonsten mit einer scharfen Riposte.

    • @”deutscher Michel” Von der Fortführung jener polemisch gefärbten, negativen Affizierung nehme ich Abstand. Ich benötige sie nicht, um meinen Standpunkt zu halten.

  3. Guter Morgen. Bin aufrichtig erleichtert, nicht lesen zu müssen, dass Sie sich für heute im Morgengrauen hinter der Mühle in Anwesenheit eines Sekundanten verabredet haben.

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