Signaturen

Wenn das Eigene sich löst
träum ich fremde Signaturen: da
und d a
kein Papier, kein Vertrag, nur
ein Mal
vom Lager entfernt seyn.

Davon, das gleiche Hemd zu tragen, bis es starrte
kein Wasser, Lappen, nichts, was untreu macht
kein zweites Gesicht zu haben,
keine alte Signatur
kein anstatt
Wer die Meduse schluckt
hat die Adern voller Blindschleichen

21 Gedanken zu „Signaturen

  1. Essen bei Pergolesi Herbst im Salat. Die Kellner
    tänzeln Wortkaskaden.
    Ci siamo, sagt Giovanni,
    mit sechsundzwanzig sterben
    und von Strawinsky beklaut werden!
    Stell es dir vor. Was für ein
    unerlöster Geist!

    Gelb, rot, blau winkt
    das Geschirr. Die Telefone palavern
    Fast-Food-Service „Subito“.
    Natürlich, sagt er, die Magd
    will Herrin sein.
    Und der Wein aus dem Veneto
    schmeckt nach Frascati!

    Welke Blätter. Rosso und Rauke.
    Träges Öl auf weißem Porzellan

    • Aber unbedingt! Doch ich habe am Morgen direkt eines gestrichen, bevor es ganz fertig war. Es begann mit den Zeilen:

      Nebelgrau kleidet sich Herr Herbst
      in nackten Straßen …

      Da dachte ich, das könne zu Missverständnissen führen.

    • Natürlich … … ist das selbstgedacht. Hegels Satz lautet, dass die Furcht vor dem Irrtum schon der Irrtum selbst ist.

      Nun hatte Hegel es ja – ich verkürze mal drastisch – mit dem GEIST, Phänomenologie des Geistes und so, und eine seiner, wie ich finde, sehr tröstlichen Aussagen ist, dass die Sphäre des Geistes niemals ganz untergehen kann. Selbst dann, wenn alle Menschen von der Erde verschwänden und jedes Buch etc. in Flammen aufgehen sollte, dann wäre der Geist unzerstört, denn es müsse nur jemand kommen, der ihn aktualisiert.

      Und genau das haben Sie oben getan, wenn Sie nicht zitiert haben, liebe Phyllis. Sie haben also Hegel nicht zitiert sondern sogar bewiesen, weil sie selbst gedacht haben. Meine Verbeugung.

    • Das beruhigt mich jetzt: die Vorstellung, beweisen zu können, ohne unbedingt gelesen haben zu müssen. Auch wenn ich das irgendwann nachholen werde. Ganz bestimmt. Wenn ich alt und weise bin aber erst.

    • Aber ich kann Gedicht w i r k l i c h nicht, bei mir wird alles zu Prosa, zum Beispiel, ich wies Sie bereits darauf hin, Sie erinnern sich, hier: http://nwschlinkert.de/skizze-einer-nacht-freier-text/ Würde ich Gedicht können, hätte ich mir d i e Arbeit sparen können.
      Was den Hegel angeht, wenn ich mich da mal einmischen darf, so warten Sie besser nicht mit dem Lesen desselben, sondern vertiefen sich stante pede in die ‘Vorlesungen über die Ästhetik’, Dritter Abschnitt, die romantischen Künste betreffend, erstes Kapitel: ‘Die Malerei’. Oder doch gleich ins dritte Kapitel, die Poesie betreffend. Da finden Sie dann auch alles zum freien poetischen Kunstwerk, zum allgemeinen Charakter der Lyrik und so weiter. Ist alles sehr interessant, jedenfalls weit mehr, als daß das bei Kant der Fall ist, ohne deswegen aber einen Streit vom Zaun brechen zu wollen.

    • Andererseits … … wer Medusen schluckt, der kann auch Kant.

      Aber sehr schön, dass Sie so dringend auf Hegel verweisen. Hegel sollte man in der Tat nicht fürs Alter aufschieben – schon weil einem dann nicht mehr genug Zeit bleibt.

      PS: Hat das was zu bedeuten, dass das Wort, dass ich gleich eingeben muss, um diesen Beitrag abzuschicken, ‘ m o r d ‘ heißt?

  2. Wer schluckt Medusa, hat die Adern
    nicht voller Schleichen, sondern Nattern.

    (»Wie wohl ist dem, der dann und wann
    sich etwas Schönes dichten kann.« 😉
    (Wilhelm Busch)

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