Das Piano

Das Rollklavier ist klein, etwas schäbig, auch die Plastikplane, die der Parkwächter vorhin von ihm abgezogen hat. Sie liegt nun dahinter und flappt ein bisschen im Wind. Vor einer Weile hat der Regen nachgelassen, doch der Wächter rührt sich nicht von seinem Beobachtungsposten. Jemand könnte kommen und das Klavierchen klauen. Es ist der mürrische. Sein Körper sieht aus, als habe er erst angefangen zu sein, nachdem er die Uniform bekam.
Ich kenne alle Wächter inzwischen.
Ich ziehe meine Runden. Wenn ich nächstes Mal hier vorbeilaufe, wird jemand dort sitzen und spielen. So ist es immer. Manchmal nur ein paar schiefe Töne.
Heute aber ist der Jardin des Plantes ganz verwandelt; der Mann am Klavier versetzt ihn bis auf das letzte Körnchen Erde in Schwingung.
Der Park tanzt.
Der Musiker spielt wahnsinnig gut. Die Musik, schon von weitem, lässt meine Schritte schwippen.

4 Gedanken zu „Das Piano

    • Jetzt hat der Text eine weitere Dimension. Bei unserem Besuch gestern war es ein Mann und ein kleiner Junge, die vierhändig swingten, dass die Bepflanzung bebte – grandios. Sie, Verehrteste, habe ich leider nicht erblickt, wiewohl ich Ausschau hielt.

    • Sie sind bereits hier? Bienvenue in meiner Lieblingsstadt! : )

      Den Mann mit dem kleinen Jungen hätte ich auch gerne spielen hören im Jardin. Aber andererseits: das ist ja das Schöne. Dass man nie weiß, was einen erwartet, wenn man dort hinkommt. “Für Elise” von einer Vierzehnjährigen runtergestottert oder Swing vom Feinsten.

      Schöne Tage! Und falls Sie Lust haben – Sie wissen ja.

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