… und der steht für Hoffnung.
Erinnerungsstücke an Gefängnis und Flucht, Iran 1981 – 1988
So heißt die Ausstellung, die heute Abend in der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank eröffnet.
Über meine enge Freundschaft zu Parastou Forouhar, Mitkuratorin der Ausstellung, gehe ich mit dem Thema Iran schon lange um. Meistens sind das angesichts ihrer Lebensgeschichte, der Ermordung ihrer Eltern, sehr bedrückende Gespräche. Aber nicht nur. In den langen Jahren unserer Gespräche ist mir auch ein Bewusstsein für dieses Land erwachsen.
Nein, falsch, nicht das Land. Es ist eher so, dass >>> Forouhar als Künstlerin, Freundin und politisch engagierte Streiterin einen früher blinden Fleck auf meiner Landkarte mit Leben gefüllt hat. Sie und alle die Exil-Iraner, die ich über sie kennen gelernt habe. Über die Jahre hab’ ich immer mal wieder beim Texteschreiben assistiert. Anteilnahme, stelle ich fest, funktioniert bei mir nur über Teilnahme. Ansonsten ist’s mir eine Worthülse.
Die Frage bleibt aktuell, wie sich reale Verbindungen herstellen lassen zwischen ihrem Heimatland und ihrer Wahlheimat Deutschland. Wie es sich vermeiden ließe, immer nur mit der Moralkeule zu wedeln, um abgelenkte nichtiranische Gehirne auf die Geschehnisse dort aufmerksam zu machen. Und wieder muss ich mich korrigieren: Es geht nicht nur um’s Aufmerksamwerden. Sondern um Selbstverständlichkeit. Wir sind nicht getrennt. Was andernorts passiert, welche Energien freigesetzt und unterdrückt werden, findet schlichtweg gleichzeitig zur eigenen selektiven Wirklichkeit statt. Ist Teil des Ganzen, ob man’s nun wahrnimmt oder nicht. Teil dessen, was man rezipiert, fühlt, berücksichtigt, benennt, ignoriert und so weiter.
Der Umgang mit dem Fremden sollte so selbstverständlich sein, wie morgens Salz auf das Frühstücksei zu streuen. Drüben im Fremden streut sich auch gerade jemand Salz auf irgendwas.
Die Ausstellung zeigt Objekte, die Gefangene im Iran im Gefängnis angefertigt und nach draußen geschmuggelt haben. Oft gefertigt aus Materialien, auf die unter anderen Umständen niemand käme. Dazu gibt es Geschichten zu Lebensläufen und Fragmente aus Biographien, es gibt Zitate und Erklärungen. Und jede Menge Intensität. Damit muss man ja erstmal umgehen wollen …
Man kann dort auf Objekte treffen, ganz kleine teilweise, die sind so mit Energie und Hoffnung aufgeladen, dass einem kurz das Herz stehen bleibt. Besser wäre sicher, es zu öffnen. Und vielleicht ein bißchen Salz zu streuen.
“Ich bin unerzählt in der Geschichte Irans – dem Land, für dessen Freiheit meine Eltern ihr Leben opferten, als sie so alt waren, wie ich es nun bin. Ihre Geschichte wurde mir von ihren Weggefährten erzählt, Überlebende überreichten mir ihre Geschenke. Ich bewahre sie; auch den Namen, den meine Eltern mir geschenkt haben: Omid – Hoffnung!”
Mehr dazu >>> hier.
Omid ist mein Name
Vernissage: Samstag, 10. März 2012, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer : 11. März bis 31. Oktober 2012
Jugendbegegnungsstätte Anne Frank e.V.
Hansaallee 150
60320 Frankfurt am Main
S c h ö n e Positionierung. Danke.
Obwohl ich’s selbst nicht so genannt hätte, lieber ANH, ist das ein gutes Wort dafür.
auch wenn man ein bisschen dort gewesen ist, liest man die nachrichten ein wenig sensibilisierter.
Dieses hier. Könnte Sie und Ihre Freundin interessieren:
http://luegendetektor.blogspot.com/
Ich schätze das sehr am Netz, daß es auch eine Drehscheibe ist.
Darf man die Objekte anfassen? Ich frage, weil ich eine iranische Freundin habe, die blind ist. Die Ausstellung möchte ich selbst gern sehen; auch ich habe einige Freunde, die aus dem Iran stammen. Lieber noch ginge ich mit Azar hin, wenn sie die Ausstellungsstükce auf ihre Weise auch “sehen” könnte. Andererseits kann ich natürlich versuchen, sie ihr zu beschreiben.
Auch ich hatte den Impuls, sie anfassen zu wollen. Das ist aber nicht vorgesehen in der Ausstellung. Wenn Sie hingehen, werden Sie verstehen, warum.