Tree of life

Schauen Sie sich >>> diesen Film an. Unbedingt! Er traf mich Gänschen, das nur unterhalten werden wollte, ins Mark.
Bin von guten Einflüssen umgeben dieser Tage, manchmal sogar Güte. Allein der Herbst! Gestern auf dem Lande gegen Abend ein rosagold’nes Zwitterlicht über Gras und Bäumen, ein freundliches Winken wie von Feenhänden. Sich trauen, ergriffen zu werden. (Das, besonders, ist auch die Wucht von “Tree of life”. Hymne? Gottesdienst? Unzweifelhaft aber: Hingabe.)
Es müssen die Orden des Abgeklärtseins nicht immer hergezeigt werden.
Beim Lesen von Lewitscharoffs “Blumenberg” dachte ich kurz darüber nach, welchen Finger ich zu opfern bereit wäre, um so schreiben zu können. Den kleinen, befand ich. Und gleich darauf: keinen. Zuviel Respekt für andere betrübt den drolligen kleinen Kerl, der mir auf der Schulter sitzt. Zuviel Respekt, da rauft er sich die Haare aus.
Eigentun:
dagegen ist jedes Eigentum nur ein Pips.

Fei’rn Sie den Tag!

24 Gedanken zu „Tree of life

  1. Das letzte, was ich von Lewitscharoff las, war Montgomery, das Buch hat es mir auch sehr angetan, aber bei Tree of Life war ich von den Bildern berauscht, nur die Story fand ich dermaßen dünn und das Geflüstere ging mir recht bald unglaublich auf die Eier. Malick bleibt Meister seiner frühen Werke, finde ich: Badlands, ganz groß und Thin red line.Schon New World hat mich angefangen zu langweilen, obwohl er konsequent weiter führt, was in seine frühen Werken schon angelegt war, Fokus auf Innen durch eins werden mit dem Außen.

    • Das Geflüstere fand ich geradezu hypnotisch – fast deckungsgleich mit der Art, wie ich selbst Kindheitserinnerungen wachrufe. Nur die Musik. Insgesamt wäre eine, die nicht immer nur verstärkt, interessanter gewesen. Besonders in der Schluss-Szene.
      Frau Lewitscharoff dagegen trägt Lippenstift auf und liest ihre eigenen Texte wie Evangelien. Ich lasse mich davon nicht beirren.

    • @Phorkyas, laut auflachend: das machen Sie mehr als deutlich. Was soll ich sagen?
      (Wenn Ihnen schon der Schmetterling zuwider war, mussten Sie beim großen Saurier, der den kleinen verschont, bestimmt würgen ; )

    • Ein verächtliches Aufstöhnen konnte ich auch da wohl nicht unterdrücken. Es war wirklich eine Tortur für mich – ich erinnere mich noch an Dogville, bei dem es wohl vielen im Saal ähnlich so erging: da ging ein erleichtertes Raunen durch die Reihen als das letzte Kapitel angekündigt wurde (da jedoch habe ich die Tortur genossen – schließlich gab es auch eine Katharsis)

      PS. Weiß auch nicht warum die Ablehnung so rigoros ist, klare Ansagen sind ja sonst nicht meine Sache – Leider habe ich auch noch nichts anderes von Malick gesehen…

      [Wie ich dann anderswo sagte: Wahrscheinlich muss ich auch noch zähneknirchend eingestehen, dass es doch Kunst ist, weil es so heftige Reaktionen in mir auslöst? – Ein Kunstwerk ist etwas Prekäres, wie Witze oder Partys: entweder man findet sich (hin)ein oder man bleibt außen?]

  2. Die Essenz der Ende des 17. Jahrhunderts in (neuerliche) Fahrt gekommenen Aufklärung in einem einzigen Satz dem heutigen Publikum zu schenken, das hat Klasse, davor ziehe ich meinen Hut! Welchen Satz ich meine? Den hier natürlich: “Eigentun: dagegen ist jedes Eigentum nur ein Pips.”

  3. Da schließe ich mich Norbert S. an: Diesen Satz nehme ich mir mit, oder einfach nur das eine Wort, denn um dieses Eigentun bilden sich in meinem Kopf gleich diverse Sätze, in denen es sonst Eigentum heißt. Schon allein ganz schlicht sagen zu können ‘Das ist mein Eigentun’ finde ich sehr berührend und befriedigend.
    Danke also dafür. 🙂

  4. Ich habe Tree of Life gemocht, er war mir nur zu lang.
    Eine Aussage konnte ich entgegen vieler Kritiken, die ich gelesen hatte, allerdings unschwer erkennen, nur die Verliebtheit in zugegebnermaßen wirklich schöne Bilder, hätte getrost etwas kürzer ausfallen dürfen.

    • @Die Mützenfalterin Etwas Überwindung war zu Anfang auch meinerseits im Spiel, das legte sich aber, sobald ich beschlossen hatte, Zeit zu haben.
      – Aussage? Von diesem bisschen Handlung jedenfalls nicht. Aber aus den Stimmen. (die Diadorim so nervten…) Vor allem aber aus der Art und Weise, wie da jemand seine ganz persönliche Verbeugung macht vor dem Nicht-Fassbaren. Der ganze Film wirkte auf mich eher wie eine Kunst-Installation, ein endloser allgemeingültiger Raum, durch den subjektive Erinnerungsbilder wie Hängebrücken schwingen. So sieht jede ihren eigenen Film…

  5. Bei eigenem Tun ist mit allem zu rechnen. Blumenberg ist voll von solchen Momenten,
    in denen sich vermeintlich eindeutige
    (Eigentums-)Verhältnisse zu einem gefährlichen
    Sog verdichten und einen Strudel im Schönen
    auslöst, der Angst einflößt. Ziehen Sie also
    nur den Stöpsel.

  6. Ich hab mir den Film angesehen.
    Am Ende war ich besoffen, da ich den Eindruck der inneren Bewegungen kaum zu bewältigen vermochte. Wenn ich wieder nüchtern bin, schreibe ich hier vielleicht noch etwas dazu (sofern ich mich dessen nicht schäme).

    • @Kienspan Welche extremen Reaktionen dieser Film hervorbringt, in beide Richtungen! Falls Sie, wieder er-nüchtert, Lust bekommen sollten, uns doch noch einige Ihrer Eindrücke zu schildern – ich würde mich freuen. Und was die Scham angesichts überbordender Empfindungen angeht: keine schlechte Mutprobe, dennoch damit rauszurücken… als unter Pseudonym Schreibender haben Sie es doch leicht. Mir wurde zu Anfang von TT immer heiß und kalt, unter eigenem Namen aus der Innenwelt zu berichten. Hat sich gelegt. Wer sich Heikles zu formulieren traut, findet immer Zuspruch. Die paar Hämer, die sich solchen Arenen zuverlässig dazugesellen, fallen da kaum ins Gewicht.

    • Es ist Dämmerung. Ein großer Dinosaurier liegt am Strand in den Wellen. Träume ich? Aber es geht so schnell. Er blutet stark. Eine große Wunde geschlagen. Hinten am Rücken. Der Giraffenhals, lang, er sieht sie, er wird sterben, er weiß es.

      An so einer Wunde war vielleicht der kleine Bruder tot gegangen.

      Dessen Tod hat dem anderen eine Wunde geschlagen. Für immer. Sean Penn in diesem riesigen Glasturm, Büroturm. Gereift. Glitzern, Sonne, Glas. Telefonat mit dem alten Vater. „Ich denke jeden Tag an ihn.“

  7. Hey, Miss Phy. Träumen meine müden Augen? Übereinstimmung mit I h n e n Wort für Wort?!? Getroffen ins Mark. Ergriffensein wagen. Wucht. Hymne. Gottesdienst. Ja, unbedingt! SO ein Film ist das. Jedes Wort mehr von mir verwässerte nur.
    Träumen Sie was!
    NO

    • @No S o erstaunlich scheint es Ihnen, mit mir übereinzustimmen? Haben wir uns denn gebalgt bisher?
      Meiner Erfahrung nach finden sich die Wachsamen mit der Zeit. Vielleicht, weil sie trotz aller Gegensätze durch verwandte Reviere navigieren in der Nacht.
      Ahoi!
      PHY

  8. Der Gegenfilm, kaum weniger beeindruckend, ist übrigens „Melancholia“. Das Ende von allem, das epische Gedicht eines Untergangs (wie Wagner im „Ring“). Die Geschichte von der Wucht eines Sternes. Fassungslos.

    • @NO Den habe ich verpasst, nicht zuletzt wegen einer reichlich albernen Abneigung gegen die Gesichtszüge der Hauptdarstellerin. Da der Name dieses Films aber heute noch in einem anderen Zusammenhang fiel – ich werde ihn mir wohl doch ansehen.

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