Liepe Vorsicht,

klar bin ich erschroken, als der Bote an maine Tür kam – einschreipen machen mir imer Sorge. Aber dan war es von dir. Das du so sauer bist, damit hap ich aber nicht gerechned!
Ja, ich hap deinen Namen penuzt! Und gekuscht und ales auf dich geschoben. Ich mache das oft! Nachgepen. Ich zwinkere mit dem Auge (das, mit dem ich das imer mache, ist schon fiel faltiger als das antere) und nehme Sachen zurük, bloß, weil ich Ankst hape. Jemant könnte ja merken, dass ich mich für was beseres halte. Und das stimt ja nicht. Wir sind ale nur Halme auf der Wise. Und bezalen noch nicht mal für die. Wir sind ale glaich!
Du schreipst, ich sol mich nicht imer mir dir rauszwinkern, opwol ich doch Schis hape einfach. Das die anderen mich nicht mer mögen, wen die merken, das ich … Okey!!!!!! Du hast ja recht. Aper weist du, seiddem ich nix beseres mehr sein darf, nich mal haimlich, ist ales fiel schlimer geworden mit mir. Na ja, for alem mit mainer Rechtschreipunk, wi du filaicht mergst, aber nich nur. Unt jetst frage ich mich, was das pringen sol, weil, ich mus ja arpeiten unt die Loite werten sich wuntern.

Waist du rad?
Wens geht, schnell bite!

Fülis

12 Gedanken zu „Liepe Vorsicht,

  1. Fahren wir an den Liepnitzsee, Liebe? Ich zeig Dir einen Komodowaran in seiner Winterwolle, bei Bolle gabs den mal mit Filzis für damals noch nicht einmal 5 Mark, wie er da in den Regalen nach den hübschen Beinen der Berlinerinnen in den schönen Berliner Sommern züngelte, Du und dieser Waran sind mir immer noch sehr sehr lieb, weißt Du. Kuss D.

  2. Puh, bin ich froh, dass diese Vorsicht ins Gras gebissen hat – ich fand die sehr anstrengend…

    Fast sehe ich mich ja genötigt (den) Halm zu verteidigen, nachdem er von Ihnen, phyllis, und auch von ANH so gestutzt wurde (auch wenn frischgemähtes Gras so herrlich duftet). Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch einfach Typsache ist – es gibt eben solche, die ihr Licht eher unter den Scheffel stellen und solche die offensiver damit umgehen. (Ich gehöre auch zu ersterer Sorte, mir würde eine solche Äußerung wie die von Steppenhund nicht über die Lippen kommen, was nicht heißt, dass ich nicht meine internen harten Maßstäbe habe: ich wollte mal alle Leute notschlachten, die nicht in der Lage wären einen Marathon durchzustehen [diesem Kriterium wäre ich aber selbst vor einem halben Jahr zum Opfer gefallen, und ob ich das jetzt noch erfüllen würdee?], und alle verachten, die nicht ebenso einen philosophischen Text, literarischen, wie Gruppentheorie oder Galois-Theorie verstehen könnten – aber mir ist eben klar, dass es sich dabei um Punkte eines eigenen “Bildungs”programms handelt, das vielleicht nur für mich Sinn hat.)
    Das also meine Vermutung warum (der) Halm so reagiert haben könnte: weil er ein anderer Typ ist, dem das andere Verhalten einfach fremd ist… Vielleicht stimmt es auch, dass die Gleichmachertendenz mitschwang, das Verbot “man könne so etwas doch nicht sagen” – und einem Diskutanden trotz dessen Beteuerung vorzuhalten er habe es nicht ernst gemeint, ist schon etwas.. abenteuerlich.

    Damit ist schon mehr als nötig gesagt. Eines vielleicht noch: Die Überschätzung des Eigenen, Verabsolutierung der eigenen Maßstäbe kann man doch hinlänglich in der Selbstbeobachtung feststellen (ist vielleicht auch eine allgemeine Tendenz des Bewusstseins, das noch in die scharfen Debatten der Hirnforschung mit hineinwirkt). Ich fand es interessant, dass sich das auf den Freundeskreis ausdehnt: Wertschätzungen für Freunde, die besonders clever, talentiert sind (gilt vielleicht ebenso für die Papiernen, Freunde im Geiste) werden nicht auch selten übertrieben, obwohl eine kleine Reflexion ja zeigen müsste, dass jeder andere dies von seinem Freundeskreis auch denken müsste und wir also in einer Genieschwämme ersticken müssten.

    Versuch ich mal mich an Lao Tze zu halten:
    “Was gewußt wird, kommt nicht zur Sprache. Und was zur Sprache kommt, ist kein Wissen. Sich dem Austausch verweigern, sich bedeckt halten, dabei Spitzen zu entschärfen, Unterscheidungen verwässern, sich in helles Licht stellen und schmutzige Dinge vorbringen, das nennt man elementare Unterhaltung.”
    (alte Übersetzung:
    “Man muss seinen Mund schließen und seine Pforten zumachen seinen Scharfsinn abstumpfen, seine wirren Gedanken auflösen, sein Licht mäßigen sein Irdisches gemein machen.”)

    • Gestutzt. Lieber Phorkyas,
      ich las Ihre Fast-Verteidigung eben sehr gerne. Nichts gegen einzuwenden: Bestünden unsere Diskussionen nur aus den Beiträgen der Offensiven, sie würden schnell ermüdend. Ich habe schon oft geschrieben, dass unser Austausch hier die leiseren und bescheideneren Stimmen ebenso braucht wie die Auftrumpfer. Die Vernünftigen und Verträumten. Die Mahner. Und alle dazwischen.
      Ich reagiere nur empfindlich, wenn Mahner andere daran hindern, sich weiterhin frei und offen zu ihrer Haltung zu bekennen. Im Namen einer höheren Moral, der man schlecht widersprechen kann. Oder will.
      Klar scheint mir, wir werten alle. Wir haben, wie Sie es nennen, “harte interne Maßstäbe”. Oft fallen wir vor denen durch. Weil wir uns selbst hart, vielleicht zu hart, beurteilen.
      Ich unterstelle aber den Leser:innen und Kommentator:innen von TT, dass sie erfahren in diesen inneren Prozessen sind. Dass sie, wenn sie sich hier äußern, nicht irgendwas hinbehaupten. Sondern dass die Bescheidenen ebenso wie die Unbescheidenen G r u n d haben für ihre Haltung. Die flattert ja nicht einfach eines Morgens in den Briefkasten.
      Beide Haltungen sind in meinen Augen respektabel. Sie sollten nebeneinander stehen dürfen, ohne das der Pegel soweit manipuliert wird, dass sich alle nur noch im grünen Bereich, sprich Wiese, bewegen.
      Ich wollte den Halm übrigens nicht “stutzen”, sonst hätte ich am Tag selbst kommentiert. Sondern nahm den Verlauf der Diskussion einfach zum Anlass, meine Gedanken dazu am folgenden Tag in eine neue Form zu bringen.

      p.s. Dass man die eigenen Freunde immer für besonders großartig hält, ist eine lässliche Sünde ; )

    • Elitarismen gibt es derer viele. Darunter ist mir der ästhetische der liebste. Abzugrenzen davon ist aber die narzisstische Persönlichkeitsstörung, die ja ebenfalls offensiv in Erscheinung tritt.
      Noch ein Gedanke zur Wertung: Ein nicht zu vernachlässigender Unterschied besteht darin, woran ich Maß nehme: am angestrebten Ideal oder am Abstand zu meinen Mitmenschen. Letztere Maßnehmungspräferenz ist entwicklungsbedürftig – das gilt für beide Enden des Zollstocks.

    • @Kienspan Mein Ideal wäre ein Gehirn, das an Umfang gewinnt, wenn es gefüttert wird… in einem Körper, der das nicht tut.

      Solange ich da noch Meilen hinterher hinke, besteht keine Gefahr für mich, allzu hochnäsig zu werden ; )

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