Ja, ich erwarte viel von ihnen. Ebenso wie von mir selbst. Völlig unabhängig davon, ob sich Begegnungen im realen oder im virtuellen Raum abspielen.
Ich bin verwöhnt. Meine Beziehungen außerhalb des Netzes sind größtenteils sehr spannend, viele davon innig, alle von Respekt und Neugier getragen. Warum sollte ich im Netz weniger erwarten? Weil sich hier Leute mal kurz die Zeit vertreiben wollen? Für mich ist TT kein Zeitvertreib. Ich schreibe hier, denke hier, lasse mich diskutierend von Ihnen anregen, ärgern, bestätigen und wahrnehmen. Das gilt auch umgekehrt – Sie müssen es nur erwarten. Und wenn’s nicht eintrifft, fordern.
Sehen Sie, ich hab’ wahnsinnig viel zu tun gerade, auf unterschiedlichsten Ebenen. Ich muss in den kommenden Tagen für mehrere Stiftungen Texte schreiben, Seminare vorbereiten, ich schreibe gleichzeitig an einem Roman, ich zeichne und fotografiere, ich führe dieses weblog, ich liebe (und das nicht zu knapp) und wache über meine Schwester, die zu Besuch ist und gerade nebenan ein Künstlerschläfchen hält. Zudem steht mir eine Operation bevor; den Gedanken daran zu verdrängen kostet mich momentan bestimmt vierzig Prozent meiner Energie.
Das alles ist echt.
Genauso echt wie mein Missbehagen, noch nicht dazu gekommen zu sein, auf die schönen Beiträge zu reagieren, die sich gestern unter dem Polyamorie-Text angesammelt haben. Genauso echt wie meine Trauer, nicht immer auf gleich hohem Niveau schreiben zu können. Genauso echt wie mein Gefühl, dass Sie alle echte Menschen sind, ob Sie nun hier anonym schreiben oder mit Klarnamen.
Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Netzleben und Draußenleben, was die Intensität meiner Auseinandersetzung betrifft. Natürlich haben Familie, Freunde und Geliebte Vorrang. Doch die Gespräche, die hier geführt werden, finden oft ihre Fortsetzung im Außen, und umgekehrt. Es geht darum, wach zu sein und zu bleiben mit Herz und Hirn. Für sich selbst und andere. Mit dem, was man im Inneren an Themen birgt. Nichts käme mir langweiliger vor als thematische Beliebigkeit. Dann lieber Aufladungen. Meinetwegen auch explosive.
Völlig klar, dass ich meinen eigenen Ansprüchen nicht immer genügen kann, ebensowenig wie Sie den Ihren. Dass echte Menschen Spielpausen brauchen, und Zerstreuung. Doch mein Anspruch an dieses Weblog ist damit nicht relativiert: es soll eindringlich sein. Wenn es das nicht schafft, ist es Pillepalle.
So seh’ ich das.
19:46
Sobald ich wieder Zeit habe, werde ich ein paar Signs zeichnen, die ich Ihnen in einer neuen Rubrik zum Herunterladen und hier (oder anderswo) Verwenden anbieten werde. Steppenhund brachte mich heute auf die Idee – in seinem Kommentar zu Norbert W. Schlinkert, in dem er von Netiquette-Zeichen schrieb.
Ich denke, ich könnte für TT ein paar erfinden. Eine Art textergänzendes visuelles TT-Grundvokabular. Nicht mehr als zehn.
auch ich bin echt, phyllis, selbst wenn ich ihnen mit meiner echtheit auf die nerven gehe.
sie schrieben auch was zur polyamorie. uff. kaum zu glauben, vor kurzem kam diese 37° sendung zum thema, und ich schrieb dazu etwas auf meinem abenglueck-blog. was ein zufall.
ich schreibe seit ca. 25 jahren, also etwa die hälfte meines lebens, zwar nicht an romanen, aber ich schreibe am und über das leben, wie obskur und verrückt es mir vorkommt. dazu wählte ich bis jetzt oft die form des prosagedichts, welche leider von vielen “lyirkern” herabgewürdigt wird. schade eigentlich, – denn es geht schließlich um poetisches empfinden …
und selbiges ist überall zu erfahren, zu empfinden: in mancher prosa mehr als in lyrik …, einfach überall: in der natur, in den bäumen, den gräsern, den sternen, den gesichtern …
aber auch in ganz banalen angelegenheiten.
ich bin so echt wie sie. und ich bin wie sie bemüht, echt über meine gedanken, gefühle und sonstiges zu schreiben.
es irritiert mich, dass es menschen gibt, die einfach nur rumproleten (eben ein wenig intellektueller) – im ergebnis aber genauso wie z.b. dumpfbackene fans, z.b. eines fußballvereins.
Ach, BonanzaMargot, das auf die Nerven gehen hat schon stark nachgelassen. Alles halb so wild, manchmal muss man eben ein bißchen scharren und wirbeln, bevor man sich über die Schreibtische hinweg in die Augen blicken kann. Selbst wenn dieser Blick nur ein vorgestellter ist. Im übrigen hab’ ich großen Respekt vor Ihrem Beruf, der sicherlich verdammt viel Langmut und Zurücknahme eigener Befindlichkeiten mit sich bringt. Da fährt man vielleicht dann einfach anderswo mal aus der Haut.
Ich würde die Reaktionen auf Ihre Kommentare trotzdem nicht in die Proll-Schublade werfen, an Ihrer Stelle. Die Leute, die auf Sie reagiert haben, sind nicht irgendwelche Dumpfbacken. Und sie haben ebenso reale Gründe, manchmal gereizt zu reagieren, wie Sie. Mit Verlaub. Gell.
Phyllis, mein Beruf als Altenpfleger wappnet mich eher vor solch dumpfbackigen Angriffen. Sie können sich meinen Erfahrensschatz wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Auch nicht wichtig. Wir kennen uns schließlich alle (oder fast alle) nicht persönlich.
Ich habe es schon lange nicht mehr nötig, einen privaten oder beruflichen Frust in irgendwelchen Blogs oder Foren abzulassen. Alles was ich schreibe, ist echt.
Was die Gastkommentatoren angeht, die hier zuhauf auftreten, bleibe ich kritisch … mehr als das. Sie scheinen sie ja zu kennen …
Wer sich quasi anonym in Diskussionen einmischt, dem gegenüber bin ich äußerst skeptisch. Das möge man mir bitte nachsehen.
STOP. Dieses Blog steht für Billigprovokationen nicht zur Verfügung – dafür gibt’s andere Möglichkeiten. Ich habe hier einige Kommentare gelöscht. Bin die anonymen Angriffe gerade mehr als leid.
Dann sage das den Gastarschlöchern, die mich hier anmachen. Entschuldige. Ich bin auch nur ein Mensch. Echt und ehrlich. Jeder, der mich blöd von der Seite anmacht, kriegt eine entsprechende Antwort. Egal wo.
@Bonanzamargot Ich verstehe das. Aber ich möchte diesen Ton hier nicht haben. Auch nicht von Ihnen.
Und wir siezen uns hier alle. Gastarschlöcher werden, wie Sie festgestellt haben, gelöscht. Es wäre klug, darauf gar nicht zu reagieren. Ich kümmere mich dann schon drum.
Okay. Danke. Sie sind auf meinen Blogs willkommen. Ich sorge dann schon für eine anständige Diskussionskultur. Hm. Echt.
Ich überlege mir gerade, warum auf meinen Blogs nicht so viele anonym-dämlich-provozierende Kappen unterwegs sind …
Wunderbar.
Je bekannter ein Weblog, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ein gewisser Prozentsatz Kappen davon angelockt wird. Alle erfahrenen Weblogbetreiber kennen solche Phasen. Ich werde das im Auge behalten.
wobei wir wieder bei den “großen namen” wären. die gibt es auch im internet. scheinbar. ich weiß zu wenig davon.
immerhin durfte ich sehen, dass – auch hier nur mit wasser gekocht wird. und außerdem noch ein paar idioten sich ständig produzieren wollen. wo auch immer sie herkommen. und hinwollen.
sie sind zumeist keine künstler. jedenfalls keine echten.
mir ist das alles zu anstrengend, phyllis. schade eigentlich, denn ich fand hier einige ansätze …
die mich interessierten.
dann mach`s mal gut.
bon.
Na, Sie kriegen ja wirklich allergische Anfälle. Vielleicht tatsächlich besser, Sie finden einen entspannenderen Ort. Ich finde Sie nämlich, mit Verlaub, auch recht anstrengend. Alles Gute weiterhin.
Liebe Phyllis, ich habe jetzt schon länger ein schlechtes Gewissen, weil ich bei Ihnen eine Weile fast nur gelesen habe, ohne etwas Substantielles beizutragen. Nicht etwa, daß ich denke, hier wartet alles nur auf meine Ausführungen, doch ich hätte gerne zu dem ein oder anderen Thema etwas verfaßt, allein die Schlappheit nach der Arbeit oder nach dem Versuch zu arbeiten, hat einen vorläufigen Sieg davongetragen. Das soll sich ändern.
Sie schreiben “Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Netzleben und Draußenleben, was die Intensität meiner Auseinandersetzung betrifft”, was ich nachvollziehen kann. Dennoch, die Art und Weise des Miteinanders ist eine völlig andere, weil man sich im Netz nicht schweigend ansehen kann, sich nicht wissend zunicken kann, sich nichts gleichzeitig sondern alles immer nur nacheinander abspielt. Da aber der Anspruch der selbe ist, muß meiner Ansicht nach eine Gleichzeitigkeit simuliert werden, weil sonst der später Schreibende gegenüber dem Erstschreiber einen Vorteil hat – er oder sie kann zum Beispiel in Ruhe nachdenken oder recherchieren, um dann “wissend” dem anderen Menschen etwas um die Ohren zu hauen, oft in fragwürdigem Ton. Das, und deshalb erwähne ich den Umstand, unterläuft oft von Anfang an die von Ihnen zu recht eingeforderten hohen Erwartungen bezüglich der Intensität des Diskurses. Vielleicht muß man das Schweigen derjenigen, die wie in einer echten Runde nichts sagen, mit hineinnehmen in die Diskussionen, allein um allzu heftige und pejorative Wortmeldungen nicht so absolut nehmen zu müssen.
Ob das eben Geschriebene besonders schlau ist? Keine Ahnung, es ist nur eine Überlegung, die ich mir leisten kann, weil ich hier mit Klarnamen auftrete. Bin gespannt sowohl auf das eindringliche Schweigen als auch auf die eindringlichen Wortmeldungen.
Es gibt in der Blogetikette etwas wie schweigende Zustimmung: den Punkt.
Es gibt meiner Erfahrung nach keine schweigende Ablehnung. Man könnte das Fragezeichen einsetzen.
Reines Schweigen ist vom taktischen Verhalten her sehr wirksam, aber wie soll man wissen, dass jemand anwesend ist, bzw. gelesen hat. Also vielleicht einen Bindestrich kommentieren.
–
Den Vorteil des danach Schreibenden sehe ich nicht so stark an. Das ist wie bei einer Schachpartie. Nach jedem Zug weiß der jeweilige Gegner etwas mehr und kann noch besser nachdenken und taktieren. Das ein Originalblogeintrag nicht so einfach ins Blaue geschrieben wird, darf man bei qualitativ hochwertigen Blogs annehmen.
Aber hätten Sie es verstanden, wenn ich auf Ihren Kommentar einfach ein
–
geschrieben hätte?
@Steppenhund Ein – würde sicher nicht ausreichen, man muß schon miteinander reden, da haben Sie natürlich recht. Ob jemand einen Beitrag gelesen hat, weiß man natürlich auch nicht, aber es wäre ja machbar, dies unter dem Beitrag anzuzeigen, die quantitative Anzeige durch eine personenbezogene zu ergänzen, damit man weiß, wer zumindest schweigend mit von der Partie ist. Das könnte die Stimmung durchaus ändern und destruktive Kommentare womöglich verhindern. Ist aber auch nur so eine Idee.
Lieber Norbert, schlechtes Gewissen ist völlig überflüssig – ich weiß, wie einen die Arbeit manchmal dengelt. Trotzdem, ich hatte Sie natürlich vermisst. Ich kann mich zu Ihren und Steppenhunds Äußerungen gerade leider nicht in Ruhe äußern, weil ich in einer Terminsache stecke. (So’n Schiet!)
Ich schreibe ungefähr seit ich denken, also seit genau zwei Minuten, manchmal denke ich darüber nicht zu schreiben, aber was soll ich sonst machen.
Auch ich hab mit meiner ehemaligen Freunden über Ply-Mat gesprochen.
Wir finden es beide gut.
fritzchen, zwei minuten können lange sein. sie haben mein mitgefühl.
uh… mir brennt unter den fingern ein satz mit dem ich all zu gerne kommentierte, einzig dass er kompromitierte, was überhaupt nicht meine absicht ist. so schweige ich und kaue meine nägel, wünsche erfolg, glück und kraft für die op und sage danke für das gesamtkunstwerk an dem sie uns teil haben lassen.
ganz und gar nicht immer ihrer meinung.
A.H.
Bitte Satz schreiben, bitte Satz schreiben! 🙂