Gewebeprobe: Stay hungry

Ein sehr sauberer Leopard schlendert die Stufen zu Cartier hoch. Eine Dame mit Lipstick und Streichholzbeinen trägt eine schwarze Katze um die Schultern, während alle XXL-Models längst zurück im Dorf sind, oder heimlich schlank gecoacht. Eine junge Start-up Designerin nimmt sich ihre Unterlagen vor. Lila ist so was von out, sagt sie, in dieser Saison wollen wir das neue Weiß. Ihr Assistent knabbert an einem Crabstick. Und Neon, sagt er. Weiß und Neon.
Was Woody Allen macht?
Hat eine neue Muse, bisher weiß niemand ihren Namen. Sai Baba indes ist seit vorgestern tot: Bye, bye, Baba, und Frieden deinen Gläubigen.
Der Pudel muss gefönt werden; er ist nicht fluffy. Cindy, die das niemals sein wollte, stellt sich eben vor ihr Publikum; sie trägt eine neue Dessouskombination von Agent Provocateur, keinerlei Bauchspeck. Der Dandy sieht zur Seite: zu viel Haut schlägt ihm auf’s Gemüt; er bevorzugt die kultivierte Dame. Von Welt, doch das versteht sich von selbst.
Im Museum staubt das Effizienzteam die Büsten der Großen Denker ab. Mit Federwuscheln natürlich, damit nichts schief geht. Lauter bronzene Männer mit Nasobialfalten: Die Muse im Brokatkleid sinkt auf die Besucherbank, als wäre sie schon von Berufs wegen überwältigt. Vielleicht Liebe? Ihr kleiner Kopf, das große Kleid, man möchte ihr eine Spritze in die Wange geben. Na komm schon, wünsch dir was.
Was tun mit einem Gehirn, das nichts will?
Höchstens multiple choice. Seit ich die schöne Ottobong tanzen sah, weiß ich, man braucht dazu einen Arsch. Plus Lust. Maskottchen. Und Obsessionen. Oral history. Louise Bourgeois führte bis ins hohe Alter einen Salon. Tusker bevorzugt Schweigen, würde dazu aber niemals Hosen mit Camouflagemuster tragen, im Gegensatz zu Wladimir Putin, der allerdings grundsätzlich mit nacktem Oberkörper und Rolex. Hinter dem Sattel zwei nackte Weiber, bouncing. Erzähl’ was über Tundra, Mister President. Drüben in der Hauptstadt kann man sich den Mund machen lassen. Oder Häute. Rasierklingen. Masken. Desinfektionsmittel. Anal bleaching.
Oder doch lieber Schrumpfkopf? Die Revolutionen, das Öl, die Atome: breiten sich aus. Wünschen Sie sich was. Geben Sie sich nicht zufrieden.

11 Gedanken zu „Gewebeprobe: Stay hungry

  1. Ehrenrettung der Mode Die Mode, die eine strenge Zuchtmeisterin ist, setzt und kennt Grenzen. (Leider weiß nicht jedermann das heute mehr.)

    1. Keinerlei Modefreiheit darf einem Manne von feinem Geschmack gestatten, die hintere Körperfülle eines Hottentotten zu adoptieren.
    2. Im Schwalbenschwanz liegt Heil.
    3. Beinkleider müssen um die Hüften herum sehr eng anschließen.*

    * nach Thomas Carlyle

Schreibe einen Kommentar zu phyllis Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.