Ich freue mich auf die Manuskriptarbeit mit ihr. Obwohl sie nicht leicht werden wird. Ihre Sprache ist die einer Orientalin, doch ihre Geschichte ist kein Märchen, keine Fiktion. Leider. Ab September kann man ihr Buch kaufen, wir haben also nicht viel Zeit. Sie ist Iranerin. Und sie wird mir Texte vorlegen, wie oft in den letzten Jahren, an denen ich harmonieliebender Mensch mir die Zähne ausbeißen muss. Sie wird die ganze Zeit neben mir sitzen, bis wir unser Tagessoll durch haben. Wenn mir Passagen unklar sind, wird sie mich mit Bildern füttern, bis ich verstehe. Zwei Frauen an einem Schreibtisch. Sowas nenne ich Arbeit.
Die mich im übrigen davon abhalten wird, mich auf TT zu konzentrieren. Halten Sie es also bitte nicht für Zaghaftigkeit, wenn ich heute tagsüber nicht in Erscheinung trete, um Waffen zu konfiszieren; ich hab’ schlichtweg keine Zeit.
20:05
So, das wäre für heute geschafft. Morgen erstmal wieder ein Schreibworkshop: biographisches Schreiben für junge Leute mit Migrationsgeschichte. Und übermorgen gehen wir vier Betonschultern dann die nächsten beiden Kapitel an.
Friedlich war’s hier heute; die Ereignisse der letzten Tage wirken aber nach. Fühlt sich an, als habe mir ein Hai ein Stück aus dem BooTT meines Selbstverständnisses gebissen.
Da sitz’ ich jetzt und starre auf die gezackte Öffnung in der Bootswand und sag’ mir, Phyllis, Du willst ganz schön viel, wenn Du von Dir verlangst, Auseinandersetzungen hier immer richtig und fair und im Sinne aller zu moderieren, sowas ist schlicht unmöglich und führt in die geistige Zerrüttung. Mach’ lieber ein paar Fehler. Sei lieber ehrlich parteiisch als pseudoneutral. Und achte darauf, dass Spielregeln für alle gelten.
So (wenig) weit bin ich momentan, ich lass’ es Sie wissen, wenn die paar Knochen etwas mehr Fleisch bekommen haben ; )
Doch schon während ich das schreibe, seh’ ich, wie das Loch in der Bootswand zuwächst, die gezackten Ränder schieben sich zusammen, ein paar Tage noch, und der Kahn ist wieder wie neu.
“Ab Mai kann man ihr Buch kaufen, wir haben also nicht viel Zeit.” Annoncieren Sie es hier bitte? Ich möchte es bestellen, möglichst schnell sehen und lesen; vielleicht kann ich darüber schreiben – FAZ, FAS, Volltext, wie auch immer, eventuell auch nur in Der Dschungel.
Danke, übrigens, >>>> dafür; ich kann Ihren Ärger sehr gut verstehen – den ich nämlich teile, wenn auch aus anderem Grund .
Das werde ich gerne und mit Stolz tun, denn sie schreibt eine Geschichte, die außer ihr niemand hätte so schreiben können.
Ich würde mich bitte auch gern gleich jetzt schon für ein Exemplar anmelden. Das betrifft einen Themenbereich (so zumindest erscheint es mir aufgrund Ihrer Kurzbeschreibung), der mich nun schon seit einiger Zeit beschäftigt.
Aber jetzt bitte nicht böse sein, sonst lösch ich es wieder, es steht keine Inhaltsangabe dort drobem, nur dass eine Iranerin einen Roman schreibt, natürlich kann man sich vorstellen um was es da geht. oder?
Wie verständigt ihr euch denn? In Englisch?
@June Das Buch handelt von den Reisen meiner Freundin in den Iran, die sie seit der Ermordung ihrer Eltern vor zwölf Jahren in Teheran unternommen hat. Jedes Kapitel beschreibt eine dieser Reisen. Erzählt wird der Kampf meiner Freundin um rechtsstaatliche Aufklärung dieser Verbrechen.
Ihre Eltern waren oppositionelle Politiker von großem Einfluss. Meine Freundin versucht, sowohl mit ihren politischen Aktionen in Teheran, als auch mit ihren Büchern, die sie hier in Deutschland schreibt – wo sie auch lebt – die Bedeutung und die Kraft des Lebenswerks ihrer Eltern lebendig zu halten.
Mehr möchte ich noch nicht dazu sagen, doch sobald Titel und genaues Erscheinungsdatum feststehen, gebe ich das natürlich hier bekannt.
@Sturznest *lacht*
Warum sollte ich böse sein? Wird Zeit, dass hier auf TT mal wieder Frieden einkehrt, ist ja schrecklich, wenn Gäste so verdachtsverschreckt sind!
Nein, wir müssen nicht Englisch sprechen, meine Freundin spricht und schreibt wunderbar Deutsch; sie lebt schon sehr lange hier.
Im Moment demonstrieren sie in Teheran, man möchte im Geiste bei ihnen sein, es lohnt sich immer zu kämpfen Viel Glück mit eurem Buch
@ phyllis Das trifft es wie mir scheint sehr. Um es zu konkretisieren: Ich verschlinge derzeit so ziemlich alles, was ich auftreiben kann von Frauen v.a. mit muslimischen Hintergrund oder in muslimischen Ländern lebend. Politisch interessierte und engagierte Frauen (was beinahe auf alle zutrifft, die die Energie aufbringen, sich Gehör zu verschaffen.
Also hiererorts herrscht großes Interesse!
June bitte nenn mich klugscheisser, aber es gibt keine muslemischen Länder…..
Muslimisch geprägte Länder. So besser? 😉
dann schau dir das auch bitte an
http://sturznest.twoday.net/stories/muslemisches-interesse/
Mach ich gerne, geht momentan hier nicht – kein Ton.
Zuletzt gelesen: Wie ich Scheherazade tötete – Ganz anderer Inhalt als das, was Frau Phyllis hier schildert, aber ich fand es wunderbar, das Buch.
Ich glaub da sind wir uns einig, es geht den Mächtigen nicht um muslemischen, um evangelisch rthodoxen oder katholischen Glauben, es geht diesen WAhnsinnigen um Macht.
Wenn man das sieht, wie in Banja Luka der MOB marschiert, braucht man sich keine Sorgen um die Dummheit machen und genau das geschieht in Teheran, nur dass dort kein MOB marschiert, sondern Menschen die etwas sehr anderes wollen und die Menschen die dort leben sind muslems
@June folgte eben Ihrem Link zu Scheherazade. Werde meine Freundin am Mittwoch mal fragen, ob sie das Buch kennt…
Oh ja, machen Sie das bitte. Ich bin derzeit leider nicht daheim und habe es daher nicht griffbereit, aber ich hätte gerade richtig Lust daraus zu zitieren. Da gibt es ganz wunderbare Stellen. Wäre spannend zu erfahren, ob sie es kennt und vor allem, was sie davon hält.
@ Sturznest: Ja, da sind wir uns einig – auch wenn ich das Youtube-Video immer noch nicht gesehen habe.