Sex grells

Bevor ich den neuen “flirt du jour” einstelle, der heute Nacht schon stand, den ich dann aber erst einmal ganz heraus nahm wieder am Morgen, weil von nächtlichen Kommentaren besudelt: ein paar Anmerkungen.
Wer wie ich künstlerisch – und vor allem in diesem durchlässigen Medium weblog – mit erotischen und sexuellen An-spielungen arbeitet, kann sich darauf gefasst machen, dass immer ein paar Spammer auftauchen, die das Angebot der Worte und Bilder benutzen, um sich auszutoben, sprich, um endlich auch mal öffentlich “ficken” schreiben zu dürfen. Sex grells, verblendet, legt Schlussfolgerungen n a h, auch die Autorin, die Künstlerin betreffend, die dieses Bezugssystem einsetzt.
Tauchte ein flirt du jour im Kontext eines Romanmanuskripts, eine erotische Zeichnung in einer Galerie auf, die Schlussfolgerungen wären andere: da ich meine Arbeit aber (auch) in Form eines weblogs in die Welt bringe, bleibt alles, was ich anbiete, privat, löst sich nicht von meiner Person.
Ist in Ordnung; ich hab’ mir das Medium schließlich selbst gewählt. Weil es schnell ist und an Unmittelbarkeit, in gewisser Weise, kaum zu übertreffen. Was glauben Sie, wie langweilig Ausstellungen sein können, als Künstlerin.
Man stellt sich neben sein Werk und erzählt immer wieder dasselbe, ertappt sich dabei, bereits ganze Textbausteine parat zu haben, die dann nur noch in Einschätzung des fragenden Gegenübers in Richtung zivilisiert oder radikal aufgespritzt werden. Ich hab’ das oft beobachtet, an mir, an anderen. Kaum ein Rezipient aber käme auf die Idee, die Künstlerin, die da in der Galerie neben erotischen Arbeiten steht, 1:1 mit den Figuren gleichzusetzen, die sie zeichnet.
Das ist hier anders. Weil, ein Weblog zu führen wie Tainted Talents, ein Akt aus dem privaten heraus ist und insofern immer den Anschein des exhibitionistischen in sich trägt, nein, es i s t auch einer. Nur: würde ich mir bei jedem Text, jeder Zeichnung überlegen, ob ich mir eben wegen jenes Aspekts “leisten” kann, sie öffentlich zu machen hier, ich könnte nicht mehr frei arbeiten.
Ich arbeite mit dem Körper als Mittel, mit Szenarios, Mehrdeutigkeiten. Mit Verstecken und Enthüllen. Auch mit vermeintlich pornographischem, das ist wahrlich als künstlerisches Terrain nicht ungewöhnlich. Was ungewöhnlich sein könnte, ist, dies hier, auf Tainted Talents zu tun.
Weil ich meine Beiträge hier, im Gegensatz zu klassischen Kontexten, immer wieder neu als das aufstellen kann, was sie sind: künstlerische Position.

21 Gedanken zu „Sex grells

  1. Insofern ist die Exhibition über das Weblog eine sehr bereichernde, weil der Kommentierende ja zeigt wes Geistes Kind er ist. Keine soziale Beißhemmung hält ihn auf und er macht seine Dürftigkeit oder seinen Reichtum öffentlich. Wobei auch diese Wahrnehmung wieder mit dem Wahrnehmenden zusammenhängt. Hier erfahre ich, wie sehr das reale soziale Miteinander auch von einer Grundhemmung getragen ist, die uns einander erträglicher macht. Im Blog, in der Anonymität des Kommentars, lässt man diese Hüllen leicht fallen. Ich gerate da oft mit mir selbst in Konflikt, inwieweit ich es nämlich genieße, den Menschen roh, blank und ohne Verzierungen zu erleben, bzw. wie sehr mir eine schonungsvolle Hemmung als Gleitmittel des Miteinanders dann doch wichtig ist. Also, nicht dass ich eine Lösung hätte, oder mir Hoffnung machte, in absehbarer Zeit eine solche zu finden.
    Jedenfalls wünsche ich mir sehr und so egoistisch ich kann, dass ich hier weiterhin diese interessanten Reflektionen und die dem oft vorausgehenden künstlerischen Ausdrucksformen finden darf.
    Chapeau von der Alten Saeckin also hier mal für Ihr Weblog.

    • @schreiben wie atmen Genau das ist es, was ich mit Unmittelbarkeit meine, und weshalb ein weblog ein interessantes Medium ist, künstlerische Arbeit ins Außen zu tragen, gerade eine wie meine.
      Anonymität ist für KommentatorInnen spannend, eine Ausweitung der Möglichkeiten, man ist nicht in der alltäglichen Konvention gefangen, die eigene Wahrnehmung sozialverträglich verpacken zu müssen, seinem Gegenüber “gerecht zu werden”. Ich brauche keine Gerechtigkeit: weder Kunstschaffen noch ihre Rezeption haben etwas mit Fairness zu tun.
      Ich bin diejenige, die sich angreifbar macht, Sie, als Gästinnen, liebe Alte Saeckin, müssen das nicht: es ist dieses Ungleichgewicht, das mich interessiert und bereichert. Balance ist für Wohlfühlstunden gut, in der künstlerischen Arbeit sind schiefe Anordnungen konstruktiver.

    • @schreiben wie atmen das haben Sie wirklich sehr schön gesagt alte Säckin. Ich liebe Sie.
      Ich weiss das ist Ihnen jetzt unangenehm, mir hingegen egal.

  2. @thereiswim Meine Freude hält sich in Grenzen, Ihren Nick hier wieder zu lesen. Andererseits waren Ihre nächtlichen, von mir gelöschten Ausraster unter “flirt du jour” Anlass für mich, den obigen Text zu schreiben; Sie haben also, ohne es zu wollen, durchaus schon konstruktives bewirkt hier auf TT.
    Da Sie Ihren heutigen Kommentar an schreiben wie atmen richten, lass’ ich ihn stehen – ich will ihr nicht die Möglichkeit nehmen, selbst darauf zu reagieren.
    Ein Wort noch: wie Ihnen sicher aufgefallen sein dürfte, rotzen Gäste hier nicht einfach was hin. Selten nur muss ich mich morgens hinsetzen und Zeugs löschen. Darauf bin ich ein bisschen stolz. Kann sein, es liegt einfach daran, dass TT zu unbekannt ist, um viele Flegel anzuziehen. Ich denke aber, es liegt eher an der Art des Dialogs, der hier gepflegt wird: er begünstigt den Austausch, nicht das Draufhauen.
    Sie haben die Wahl, thereiswim.
    Mitmischen verlangt aber mehr Zeit und Konzentration als aufmischen…

    • thxed Für Ihren Grossmut bin ich Ihnen sehr dankbar werte Forumsbetreiberin.

      Ein paar Flegel mehr würden der ganzen Selbstbeweihräucherung hier allerdings durchaus guttun finde ich

    • Wenn die Flegel einen interessanten verbalen Gegenentwurf zur “Selbstbeweihräucherung” liefern würden:
      Wenn Tainted Talents ein Forum wäre:
      Wenn es darum ginge, ein möglichst großes Publikum zu entertainen:
      Wenn ich darauf aus wäre, es allen recht zu machen:

      Dann ja.

    • Wenn die Flegel Weshalb erwarten Sie derlei Anstrengungen von einem Gast?

      Sie würden solche Ausführungen doch sowieso umgehend löschen, wie immer.

      Also was soll das?

    • Ich erwarte gar nichts, thereiswim. Dies hier ist eine freiwillige Veranstaltung. Meinetwegen können Sie als Gast gerne wortlos und unsichtbar bleiben.
      Wenn Sie sich aber äußern, in der Weise, in der Sie es neulich taten, lösche ich: warum auch nicht?
      Ich tat es, weil Sie beabsichtigten, mich unter der Gürtellinie zu treffen, und das ziemlich unoriginell. Von “Ausführungen” konnte da im übrigen gar keine Rede sein.
      Und jetzt sagen Sie mir einen Grund, warum ich das akzeptieren sollte.

    • .. Sie brauchen hier garnix zu akzeptieren.
      Sie sind die Forumsbetrieberin und sie löschen was ihnen nicht in den Kram passt.
      So ist es schliesslich überall. Sie sind nix anderes als der typische Mainstream.
      Trotzdem viel Spass dabei (so sagt man doch so heutzutage?)

  3. oh… “Balance ist für Wohlfühlstunden gut, in der künstlerischen Arbeit sind schiefe Anordnungen konstruktiver.”

    was ein wunderbarer satz, welch wahrheit – ich möchte ihn abschreiben, unterschreiben und benutzen….! danke

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