Das Netz als Werkzeug oder Werkkiller, Fortsetzung.

Thomas Hettche in der FAZ, Alban Nikolai Herbst im Freitag und in die Dschungel, Rainald Goetz bei Harald Schmidt – zu sehen, nebst Hettches und Herbsts Texten, bei in|ad|ae|qu|at.
Das Ding mit der literarischen Qualität und ihren Entstehungsbedingungen ist mal wieder im Gespräch. Hettche sagt, große Literatur braucht Buchseiten, Netzpublikationen sind marketenderische Billigware, es gibt keine hochwertige Literatur, die im Netz entsteht. Herbst zückt sein Messer, Verleumdung sei das, online entstünden gute Texte ebenso wie Kroppzeug, und das nicht anders als zwischen Buchdeckeln. Man müsse sich eben, verdammtnochmal, auskennen. Der Buchmarkt, doch vor allem Kritiker sähen mit der Kraft, die Autoren via Blogs und literarischer Websites gewinnen, ihre Deutungshoheit schwinden und schössen sich deswegen darauf ein, sie gleich mal allesamt in den Dreck zu ziehen oder gleich ganz zu ignorieren.
Goetz sagt eher gar nichts, er balanciert einfach hektisch auf seinen Sitzhöckern und labert los. So heißt auch sein neues Buch, “Loslabern”. (Na, das Konzept scheint er gut verinnerlicht zu haben)

Ich fange mal mit einer anderen Frage an: Wie sehr betrifft uns das alles? Es ist absolut lächerlich, heutzutage zu behaupten, gute Literatur, große Themen bedürften eines bestimmten Mediums bzw Settings. Das wäre, wie wenn man sagte, Akte dürfen nur im Aktzeichenkurs gemalt werden, Stilleben nur auf Leinwand, und für Seestücke müsse man an die See fahren, mit genügend Blau auf der Palette. Oh je.
Trotzdem, obwohl es so offensichtlich scheint, erhitzen sich die Gemüter über der Frage, ob das Internet ein Ort für Literatur sein kann. Klar kann es. Ärgerlich für die Gatekeeper des Marktes ist nur, dass sich Persönlichkeiten, die sich online eine eigenständige Präsenz schaffen, nicht so leicht vereinnahmen lassen wie verlagsgebundene Autoren. Über die netzspezifischen Bedingungen, Verlinkungen, Interaktion mit Lesern und virtuellen Nachbarschaften lässt sich auch ihre Selbstpositionierung viel transparenter nachweisen. Folge: Man kann ihnen weniger von außen unterstellen, verliert als Kritiker an Einfluss. Das muss einfach der Grund sein, einer der Gründe, warum diese Diskussion so heiß geführt wird. Macht und Machtverlust.
Interessant dazu ist der Kommentarbaum in die Dschungel, besonders Gregor Keuschnig bringt da einiges auf den Punkt.

Ich muss weg. Später mehr.

– Eben noch entdeckt: Herr Aviess zum Thema.

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