I give you mine, you give me thine

James Baker, 79, US-Außenminister zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung, wird im aktuellen SPIEGEL gefragt, ob ihm Kohl damals zugesagt habe, dass auch ein vereinigtes Deutschland Nato-Mitglied bleiben würde.
“Das hat er verbindlich zugesagt” bestätigt der Ex-Außenminister.
“Sie vertrauten ihm also?” fragt der Spiegel.
Darauf Baker:
“Er gab uns sein Wort. Wir gaben ihm unser Wort. Wir hatten eine tadellose Beziehung.”

Der Satz klang ein bisschen nach. Wie “das Wort” des Altkanzlers später, indem er es als öffentlichen Schutzwall gegen Nachforschungen einsetzte, mir und vielen nur als weiterer Affront aus dem Arsenal seiner entsetzlicher Spießbürgerlichkeit zu sein schien.
Nun also dieser Satz eines 79jährigen, mit diesem altmännerlichen Selbstverständnis hingesagt.
Und ich dachte mir, vielleicht können Leute ihr Wort halten. Man sollte das als Option nicht aus den Augen verlieren.
Immer, wenn ich diesen typischen, saugenden Laut höre, mit dem mein Computer mir signalisiert, er habe eine Email weg geschickt, denke ich: “Da fliegt sie jetzt”. Erfahrung mit fliegenden Worten haben wir alle zur Genüge. Ein Wort zu halten indes verlangt keiner von mir, keine Ahnung, wie das geht, keine Ahnung, wie viel Druck ausgeübt werden müsste, damit ich es breche etc.
Werde mal beim Laufen darüber nachdenken, das hier nur schnell als Gruß in den Tag.

13 Gedanken zu „I give you mine, you give me thine

  1. Auf ein Wort …. Wahrscheinlich ist das so ein Männerding. Ein Mann ein Wort – und somit in der ehrenhaften Männerwelt tief verankert.
    Man(n) gräbt nicht die Frau/Freundin vom Kumpel an, man(n) zeigt keine Schwäche und Angst beim Mannschaftssport .. und schon gar nicht vorm Gegner. Und man(n) hält Wort.

    Für mich gilt ein Wort! Und das gesprochene Wort bedeutet mir mehr wie das geschriebene Wort.

    Ich habe schon einige Geschäfte im Leben abgeschlossen. Die Partner, die Wort halten sind mir lieber wie jene die “Wörter” aufschreiben und sie im Nachhinein verdrehen und verklausulieren.

    Wie schwer ein Wort ist, merkt man beim Halten.
    (Manfred Hinrich)

  2. Das Einverständnis ist das verbindende, verbindliche Element. Es wird meistens in Worten ausgedrückt, aber nicht notwendiger Weise. Wie in der Liebe…
    Durch Einverständnis wird ein Vertrag mit einer Empfindung besiegelt, die auf tiefem sozialen und emotionalen Grund steht.

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