Amok

“Hütet euch vor den alten Männern, sie haben nichts zu verlieren”, den Satz kennt man doch. Ich dachte schon immer, es sind die ganz jungen, die nichts zu verlieren haben.
Weil manchen noch nicht genug haften geblieben ist, das ihnen des Festhaltens wert wäre. Ein Tim, siebzehn, Realschulabschluss, kommt nach einem Jahr zurück, schießt. Ein blasses Gesicht, Brille. Ein Joker, wie alle Jugendlichen. Niemand kann so gut dichtmachen wie ein Jugendlicher. Das faltenlose Gesicht verrät nicht viel. Nur Mund und Blick sprechen, auch unwillentlich. Die meisten haben Zuneigung in den Augen; sie neigen sich, egal, zu einem Menschen, einer Sache, die Bewegung zählt: Sich aus der eigenen Achse heraus bewegen. Andere können das nicht. Sie kippen nach innen. Da ist manchmal noch kein Kern. Einfach nichts greifbares, an dem sie sich festhalten könnten. Ich frage mich, ob sie sich einen Kern zusammenknallen wollen, indem sie andere ihres Lebens berauben. Während es geschieht, spüren sie vielleicht, es funktioniert nicht. Löschen sich dann selbst. Abknallen. Seit wann gibt es das Wort abknallen?

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