Ein paar Anmerkungen zu Frau Charlotte Roche. (Wohlweislich, ohne bereits erschienene Kritiken gelesen zu haben, weil ich’s sonst wahrscheinlich gar nicht erst angehen würde)
Dieses Buch, „Feuchtgebiete“ war AUSVERKAUFT, als ich vor einigen Tagen in meiner Lieblingsbuchhandlung einen Blick reinwerfen wollte. Ein ausverkauftes Buch! Was treibt uns Deutsche hin zu diesem Erstlingswerk?
Ich hasse Rezensionen.
Das hier wird auch keine.
Nur dies: Ich hab vier Stunden gebraucht. Die Feuchtgebiete sind butterweich zu lesen, wenn man sich mal an die Tabubruch-Überforderung gewöhnt hat, die Frau Roche auf gut 200 Seiten mit Inbrunst betreibt. Inbrunst ist hier ausnahmsweise mal zweideutig gemeint.
Soll es zum Bestseller werden. Im Ernst. Ich finde, das Buch hat haufenweise Leser verdient. (Komisch, selbst harmlose Worte wie „haufenweise“ bekommen kurz nach der Lektüre von „Feuchtgebiete“ einen anderen Klang.)
Die Schreibe ist unkompliziert und locker, wie in einem Rutsch gesprochen, und trägt auf ihren fröhlichen Wellen das ein- oder andere Juwel mit sich, zum Beispiel das Wort „Perlenrüssel“.
Ich verkneife mir zu berichten, welchen Körperteil Frau Roche damit bezeichnet. (Ziemlich lustig, der Perlenrüssel. Und die Vanillekipfeln. Und die Hahnenkämme. Schade, dass sie nicht weitergemacht und auch die männlichen private parts mit neuen Wörtern belegt hat. Die hätten ein wenig verbale Auffrischung ebenfalls nötig)
Befreiung von Zwängen ist was feines. Wer nicht genießt, wie der eigene Körper schmeckt und riecht, wer schlimme Angst vor Peinlichkeiten hat und sich nicht traut, mit eigenen und fremden Körperöffnungen entspannt umzugehen – lest!
Doch weil heute Sonntag ist, gönne ich mir einen kleinen Zweifel. Einen Luxus-Zweifel, sozusagen. Mit zehn Jahren mehr Erfahrung als die Autorin mach ich jetzt mal ne Ansage:
Ich find’s ja interessant, wenn hilflos und schamhaft verkapseltes irgendwann dennoch zutage treten darf. In einem Moment vielleicht, in dem man schon gar nicht mehr damit gerechnet hat. Und unter Mitwirkung eines anderen wohlgesinnten Körpers bitte, wenn’s geht, weil es nur halb so viel Vergnügen macht, sich selbst und ganz alleine zu befreien.
Frau Roche indes lässt ihre Hauptfigur Helen Memel auf alle Schamhaftigkeit nicht nur gefasst, sondern bis zum letzten Grunzen vorbereitet sein.
Die Botschaft, so scheint mir, ist diese: Kümmert euch selbst drum, Frauen, sonst wird das nichts mit dem Körpervergnügen. Bereitet den sexuellen Tisch, deckt alles auf, kostet alles vor und lernt, eure Willigkeit so zu zeigen, dass auch der verbrämteste Kerl weiß, er hat’s hier mit einem perfekt enthemmten Girl zu tun. Dann wird’s auch was mit dem Nachbarn.
Ich denke, so kann’s klappen. Ich trete trotzdem einen Schritt zurück von diesem gelungenen Aufruf zur Selbstentblößung.
Wahrscheinlich das Alter : )
Chapeau! Der Kommentar liest sich butterweich. (Klingelt da auch gleich was?)
Wär ich nicht so überschwemmt von Roche Fernsehbildern, würd ich jetzt das Buch lesen. Muss also die PR Welle auswarten, bevor ich es in die Hand nehme.
“butterweich?” hm…. ich glaub, da klingelt nix. Mit Butter hat Frau Roche nicht viel am Hut. Die Dame bevorzugt Gleitmittel aus eigener Produktion ; )
Perlenruessel Finde ich auch sehr gut, ahette aber doch an maennliche Koerperteile gedacht. Fuer jene, fuer die Vielverkapselhaftigkeitungen mal eintreten, ist das bestimmt interessant.