Die Blaumeise (bluetit) landet auf dem Frühstückstisch. Wäre sie nicht gar so entzückend, man sähe ihr die Empörung an: Ihre Körner sind noch nicht ausgelegt, twittert sie. Wie stillos, sich niederzusetzen, bevor sie ihr Futter hat. Hopphopp, Madame TT, auch der Kleiber wartet schon! Fiepen und Filpen in dolby surround, hintergrunds Wasserplätschern am Teich, vorn die nun zufriedene Vogelschar; alle Tischlein gedecket. Die der Hummeln sowieso, die taumeln durch den Morgen, sacken ins Blütenmeer, heben schlingernd wieder ab. Nur ein Stoffel bezichtigte sie fehlender Eleganz, wir nicht, wir hummeln selbst. Eine Stunde dreiundvierzig, sagt airbook; das Ladegerät liegt in der Stadt.
(Schreiben Sie, Madame, bevor der Saft ausgeht!)
(D’accord.)
Wie sie hier entrinnt. Keiner Gefahr, doch aber den Tücken des alles selbst machen wollens, des Cockpits, des ewigen Routenplaners.
Herr Kleiber pickt auf seinen Kern, als gälte es, einen Kieselstein zu zertrümmern. Ein Hahn kräht; ein motorenbetriebenes Kleinflugzeug tuckert über den Himmel. Still, Banause!
(Nein, nicht der Hahn, der wohnt legitim ums Eck.)
Wieder Ruhe.
Gestern vor dem Einschlafen annähernd fünfhundert Stechmücken geflatscht, alle mit noch ungefülltem Bauch, kein Blut auf dem Putz. Wären die alle auf einen niedergegangen, man wäre komplett verhärmt erwacht.
Kohlmeise.
Ringeltaube.
Zitronenfalter, zweie. Lange nicht gesehen.
Das Eichhörnchen ist zu Tisch. Sitzt auf dem angestammten Ast, spuckt die abgeknabberten Kiefernkerne auf die Holzplanken. Ptsch, ptsch. (Wie schreibt man Geräusche?)
Ptsch.
Zok. Etwas Schmales mit noch Hörnchenspucke dran, wahrscheinlich. Ja, schauen Sie nur! Das Rückgrat des Zapfens, feinsäuberlich.
Ein Fink erscheint. Dumm nur, das die Körner auf den Palisaden bereits abgeräumt sind. Nochmal nachlegen? Ein Fink kommt selten allein.
Anfluggeräusche. Jeder Flügel klingt anders. Nachbarpony gut drauf, wiehert, vielleicht sehnsüchtig. Ah, jetzt hat es sich am Hafer verschluckt. Nicht ein einziges Motorengeräusch, nur, dass jemand grad’ den Stall ausspritzt.
Autotür. Ja, fahrt nur. TT bleibt noch ein Weilchen und wartet auf die Libelle: die große blaue mit den Cellophanflügeln, die immer erst kurz vor ihrem Gesicht stoppt.
Kommt näher, alle.
Ach ist das wunderbar! Ich kann es hören! (Bei mir surrt nur der Kühlschrank, röchelt das Laptop, tickt die Uhr und ich bin nur froh, daß heute niemand Rasenmähen darf…)
*Lacht zu Momo* Eben sind die Spatzen eingefallen. Ganz wüste Bengel.
🙂 Das sind mir die Liebsten!
Mir, wie allgemein bekannt, auch.
Herrliches Spektakel, hier gab’s auch eins: Krumme Lanke, schöner See mitten im Wald, mitten in der Großen Stadt. Mit Menschen prall gefüllte Badebuchten, Menschenleiber ringsum sichtbar zwischen Bäumen und Gebüsch, traubenförmig hängend an Ästen, ins Wasser plumpsend, sich vom Ufer Seeeinwärts ausdünnend. So sieht der Mensch üblicherweise Kolonien brütender Vögel. Hier war’s umgekehrt. Die Vögel oben hielten die Logenplätze besetzt.
Tja, das Herdenleben … ; )