Die Überlegungen der Frauen geben mir Grund. Ich rege mich (den Geist, den Körper) mit Freunden und Gefährten, doch bin ich mit den Frauen. Mit ihnen sein ist unmittelbar; reife Früchte, die schmerzlos im Kopf aufplatzen. Es gibt Erkenntnisse, die drängen sich bis ins Fleisch: so welche sind es, die uns verbinden.
Ah… Zeit. Wir legten uns Seile um, die sind lang schon in die Rinde gewachsen, kein Wunder, dass unsere Taillen nicht mehr wie früher sind. Wenn eine Mutterkatze an mir vorübergeht, werd’ ich weich: Frauen haben Bäuche. (Wir sollten aufhören, sie ständig einzuziehen.) Mit Kindern komme ich nicht zurecht, aber wie sehr ich Mütter mag und ihre Lappen.
Meine Erkenntnisse haben Hand und Fuß, doch über den großen Maßstab verweigere ich weiterhin die Auskunft. Wer da mobil machen will, bittschön, mir fehlt dazu die Gewissheit, und überdies, ich ziehe Leidenschaft dem Ehrgeiz als Antriebsquelle durchaus vor. Bewusst wachsen, beiläufig gewinnen.
Keine Ahnung, wodurch Menschen motiviert sind. Ah… fremd. Wir täuschen uns in Anderen. Ständig. Nur jahrelange Bindung verringert diese Frequenz. Erst, wenn wir aufhören, zueinander passen zu wollen, sind wir troy.
Ruggediguu, Blut ist im Schuh. Sich passend machen. Nichts verpassen wollen. Ich passe. Passt. Pass auf. Passen: heißt auch aussetzen.
Meine Freundinnen spüre ich ständig in der Rinde. (Was war es noch gleich für ein Leben, das wir führen wollten?) Wir haben Verletzungen, auch schwere, doch wir sind zugange, wir vögeln, wir leuchten. Nicht stetig, aber oft. So viel Halt kann’s einzeln gar nicht geben, wie wir brauchen würden, also verknoten wir die Seile und machen ein Kletternetz draus, von Baum zu Baum. Verdammt gut leben. Meistens. Von wegen, alles immer in Bewegung: klar kann man nichts festhalten, doch wer, zum Henker, will sich das schon ständig vergegenwärtigen, durchdrehen würden wir, man will doch wissen, wo jemand ist. Man will doch nicht ständig um neue Landkarten bitten müssen. Freundinnen? Die sind dort, wo ich noch blindlings hinfinden würde, wenn mich jemand zusammengeschlagen hat.
ein schlechtes gedicht über freundschaft von einem schlechten dichter es löbten zwei freunde
in einem hund
sie löbten dort
und waren gesund
es waren zwei flöhe
schön warn sie nicht
aber was ist schönheit
gegen die freundes pflicht
@Sturznest *ökstatisch* ; )
was ist das?
Wenn jemand aufgrund hohen “ö”- Aufkommens ganz ekstatisch wird, was denn sonst?
östhötische vöriöntö: http://www.antjedorn.de/oiloiloil.html
Das ist ein sehr schöner Text. Zum Henker! Wie wollten wir leben? Als Band. Und wurden Kleinfamilie. (Sie nicht!) Verdammt gut. Eben. Stillgestanden im seichten Gewässer. “Und sie bewegt sich doch.” Weggefährten. “Lass uns einander Lebenszeugen sein.”, sagt die Freundin. Weiter geht´s.
“Die eigene Vergangenheit bleibt im Bewusstsein der Freunde lebendig, die der Freunde in unserem, und immer ist der beste Teil davon eine Biographie, die in lauter verschiedenen Herzen aufgezeichnet wird und die aus lauter lichten, zumindest aus lauter spannungsreichen Momenten besteht. Ein Ende ist da, bis zum eigenen Ende, nicht abzusehen, da jede neue Begegnung die Möglichkeit der Freundschaft in sich schließt. In der Gefahrenzone der zweiten Jahrhunderthälfte jedes Menschenlebens wird alles dramatischer, nicht schlafmütziger, das große Abenteuer des Alterns und der Todesnähe muss bestanden – und verschwiegen – werden, das gibt den Beziehungen ein Leuchten wie von Oktoberblättern, einen Farbenglanz, den die Natur der menschlichen Erscheinung versagt. Ein Symposion aller Freunde des Lebens wäre trotz allem unsinnig, sie würden sich keineswegs vertragen, ja, es würde für manchen von ihnen die Tatsache, dass wir mit diesem oder jener auch gut sind, ein Beweggrund zum Bruche sein. Sind wir so schillernd, so in Facetten geschliffen, so charakterlos bunt? Wahrscheinlich wenden wir jedem Menschen eine andere Seite unseres Wesens zu, wahrscheinlich zeigt uns jede ein anderes Gesicht. Das Symposion findet dennoch unaufhörlich statt, und zwar in unserem Inneren, da verschwinden die Gegensätze, da wandeln Wolf und Lamm friedlich wie im Paradiese, und wir, Wolf und Lamm im Paradiese anderer liebender Herzen, in ungetrübter Harmonie.” (Marie Luise Kaschnitz)
@MelusineB Lebenszeugen:
wäre ich allein auf eigene Erinnerungen angewiesen, es wären immer zuerst meine ‘Defizite’, die mir in den Sinn kämen und schwerer wögen: als Lebenszeugin meiner selbst bin ich ein ziemlicher Reinfall. Bei meinen Freundinnen ist das völlig anders; es sind ihre Schätze, die mir entgegenblitzen, nicht die im Laufe der Jahre verpassten Grabungen.
Eben fiel mir diese alte Zeichnung in die Hände:
Als erstes: Ungemein inspirierend, liebe Phyllis. Deine Welt ist schauenswert, immer und immer.
Zum Texte: Frauen! verbindet etwas einzigartig Besonderes: Eine Art zu denken, eine Art zu leben, eine Art zu fühlen. Freundschaft als Gewebe, als eine sich zeitlich entwickelnde Struktur – ein Gedankengang, der nur eines zu sein scheint: wahr.
Wir entwickeln uns. Wir leben unser Leben. Die Zeit ermöglicht uns zu erkennen: Wer steht hinter uns? Wer akzeptiert uns? Wer kann nachvollziehen, was mich im Innern zusammenhält? Eine Freundschaft, die nicht erwartet, die da ist – tief drin/ feine Äderchen, gesponnen von der Zeit, verwebt, verdreht, zerrissen, geklebt. Und: Gegengeladener Magnet.
Lieblingssatz: “Meine Freundinnen spüre ich ständig in der Rinde.”
@1st Note Danke für diese schöne Spiegelung…!
Schwindelfrei Ja. Das Warten hat sich gelohnt. Auch ich mag diesen Text.
Mein Lieblingssatz ist dieser: “So viel Halt kann’s einzeln gar nicht geben, wie wir brauchen würden, also verknoten wir die Seile und machen ein Kletternetz draus, von Baum zu Baum.”
@Franny Glass Meiner ist ja: “Erst, wenn wir aufhören, zueinander passen zu wollen, sind wir troy. ”
Wem der grosse Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein […]
mit Gruessen vom Turnvater
@Semioticghosts Göte geht immer.
Ja.
Beiläufig gewinnen! Verdammt gut leben! Guter Plan, gibt keinen besseren.
@sowieso (Na, vielleicht wäre läufig gewinnen noch vergnüglicher?)