24 Gedanken zu „Zeit wie Heu

  1. Sie müssen nicht denken, daß Ihrer ja hoffentlich geschätzten Leser:innenschaft die Widersprüche in Ihrem kleinbürgerlichen Gartenidyll nicht auffallen. Nicht nur liest die Dargestellte mitten im Sommer, man beachte das verdorrte Gras, die (vor-)weihnachtliche Ausgabe einer Zeitschrift, es wird auch noch Schleichwerbung im Bild plaziert mittels der Werkbank, welche kurz vor diesem “Schnappschuß” aus der Hütte im Hintergrund geholt und nach diesem sofort wieder dorthin transportiert worden ist. So jedenfalls ist zu vermuten. Ordnung muß sein. Oder sollte die hier vermeintlich Lesende tatsächlich diese Werkbank benötigen, um eine Arbeit auszuführen, von der sie einen Moment nur ausruht? Die Knieschoner sprächen immerhin dafür, die Schuhe eher dagegen, wie auch der renaissanceartige Hut und das offen herausfallende Haar, denn eben dieses sollte ja geschützt sein und sich keinesfalls verheddern im womöglich elektrisch betriebenen Arbeitsgerät. Zudem müßte doch wohl ein Gläschen mit einem erfrischenden Getränk bereitstehen, denn es geht ja bei der Arbeitspause um die möglichst volle Wiederherstellung der Arbeitskraft. Letzten Ende birgt wohl der Titel eine Lösung des Bildrätsels, denn die Zeit vom Sommer bis zum Beginn des Winters ist lang, und die hat man definitiv und kann tun was man will. Zum Beispiel Pausemachenspielen und sich dabei fotografieren lassen. Ist doch so, oder?

  2. Der Titel erweckt in mir eine ganz eigenartige Assoziation. Das Heu ist ja bereits ein Verbliebenes. Brauchbar, die Erinnerung an die Zeit, als es noch direkt draußen etwas zu fressen gab. Ein bisschen Proust.
    Das Leben spielt sich vor dem Heu ab, immer ein bisschen vorher…

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