Die Enten sind nicht eingefettet und sinken. Die schönste unter ihnen versucht noch eine Warnung zu schnattern: Heraus kommt ein leises Quiquib, dann geht sie als Letzte unter. Sie hat dem fremden Rezept vertraut und Doktor Druck hat sie gekillt. (Kein Wunder – er ist ein Profi)
Fragen Sie mich, was mein Fetisch ist. Fragen Sie mich, ob Leistung und Wettbewerb mein Fetisch sind. Fragen Sie mich, ob ich noch schreiben kann, ohne mir bewusst zu sein, dass meine Sätze gewogen werden. Dr. Druck sagt, ich solle mich nicht so anstellen. (Wie alt diese Aufforderung ist! Wann hörte ich sie zum ersten Mal? Mit vier? Oder fünf?)
Meine Sprecher, die alles zur Challenge erklären, regieren über Nerven, die lange schon eingeklemmt sind: Kleine elektrische Entladungen fegen die Bahnen entlang, bis irgendwann alles taub ist und nichts mehr schmerzt und niemand mehr etwas fühlt. Hauptsache, wir kommen über die Ziellinie.
Noch fühle ich. Doch es gibt Kompression, und die ersten Ermüdungserscheinungen. “Nie unter Druck, da immer unter Druck.” Tatsächlich? Man gewöhnt sich an die Ausnahmezustände. Und Doktor Druck stellt immer neue Rezepte aus, ein rasender Einpeitscher, ein unnachgiebiger Beobachter, ein schlanker Geselle. Er ist high vom Gelingen: Ich nenn’ es leistungsbreit. Trauen Sie seinen Methoden – sonst müssten Sie ja eigene erfinden.
Reden wir mal nicht um den heißen Brie. Jetzt. (Brei, for gods sake)
Erster Sprecher: “Sie soll es jetzt sagen oder für immer schweigen.”
Chor: “Wer von uns?”
Erster Sprecher: “Sanssourir. Die lügt nie. C’est elle qui embrasse la douleur.”
Ich: “- Bist du da, Sanssourir?”
Sie: “Geh zu Farah, ich kann gerade nicht.”
Doch die schläft. (Erster Sprecher: “Farah schläft viel zu gerne!”) Ich muss mir eine ausdauernde und unerschrockene Kämpferin erfinden: Eine eingefettete Ente. Sanssourir ist ungeeignet, weil schwermütig, Farah zieht ihren Käfig der Arena vor und ich bin alleweil zu beschäftigt mit Kartographie: pflanze die Grenzsteine, die hinter meinem Rücken wieder im Treibsand verschwinden. Doch ins Paradies kommt nur, wer sich reckt. Davor: die Parade der Heldentaten. (Oder sind es doch die Bescheidenen, die belohnt werden?
Lieber Gott, mach mich krumm, dass ich in den Himmel kumm.)
Eine Kämpferin zu erfinden. Eine, der im Eiswasser nicht kalt wird. Die nicht kapituliert. Eine ohne Achphyllisferse. Eine, die die Künstlerin beschützt, weil keine der anderen die Künstlerin beschützt. (Im Gegenteil) Eine, die ihre eigenen Rezepte ausstellt und zum Teufel mit Dr. Druck – eine mit Rückgrad. Die immun gegen die siebenköpfige Scheißdepression ist, und falls sie ihr doch wieder mal anheim fällt, ignoriert sie die Konsequenzen. Die anderen versuchen ja immer nur, ihr die Köpfe abzuschlagen.
Erster Sprecher: “Wo bleibt die Kohärenz? Und das Identifikationspotential für die Leser?”
Zweiter Sprecher: “Leser:innen! Sie hat’s noch nicht ganz im Griff. Abwarten.”
Erster Sprecher: “Sie soll Pillen nehmen, sie hält dem Druck nicht stand; sie wird sich auflösen. Sollen wir dabei zusehen?”
Zweiter Sprecher: “Sie wird sich nicht auflösen. Nur ihre Kunst.”
Erster Sprecher: ” Können wir auf die verzichten?”
Zweiter Sprecher: “Wenn’s dem Überleben dient…”
Erster Sprecher: “Überleben ist nicht alles: Wirken ist alles.”
Die Kämpferin schweigt dazu. Sie ist längst da, alle sind längst da, aber manche noch nicht geboren, weil namenlos.
Ich seh’ den Fingern beim Schreiben zu. Bestandsaufnahme: Meine einzige verlässliche Qualität ist das Abtauchen und dort überleben können. Ich lausche einem einzelnen Wort, dann einem zweiten – fernes Kieksen über den Wassern. Ich bin für’s Einfetten nicht vorgesehen, meine Haut ist blank, meine Haut ist Kunst: Porös. Ich saufe regelmäßig ab und schreibe unten weiter. Sieben Bojen markieren die Stelle, unter der ich zu finden bin.
Aha, sind auch Sie nicht verbiegbar genug, um mühelos an den Bürzel zu kommen, in welchem das Fett wohnt? Drollig im Grunde, dass es der eigene Bürzel ist, den man in diesem Zusammenhang ignoriert.
Das Bild mit den sieben Bojen ist schön – wie Ihre Bilder eh immer schön sind. Noch schöner: dass Sie zu finden sind.
Das mit dem Bürzel war mir doch glatt entfallen. Diese lustige Bewegung erinnern, mit der die Enten …
Ja, meine Biegsamkeit hält sich in Grenzen. Das ist durchaus Absicht – weil sie mich immer dazu verleiten will, fremde Maßstäbe für gültiger zu halten als meine eigenen. Hat auch etwas mit dem erfahrener werden zu tun – je mehr ich weiß, desto mehr ist mir bewusst, wie leicht ich mich irre. (Hat das nich’ schonmal jemand so ähnlich gesagt? ; )
Ich denke in Bildern. Schön, dass Sie meine mögen. Und da sind.
Das ist ein schwerer Text, Phyllis.
Tonnenschwer kniet er auf der Brust.
Ja.
maybe like gossip.
i do
later on,
die schönste schnattert.
dragan redete scheisse.
nicht gut.
scheiss dragan.
diese daseins-orientierte marionette alles daseinigen ihrerseits, vielleicht abwechslungsreich.
“Ich lausche einem einzelnen Wort, dann einem zweiten – fernes Kieksen über den Wassern.” mehr muß man nicht sagen.
also ich finde schon dass etwas sehr mehr sein muss als “über kieksigenwassern – das ging bei einer der lulu besprechungen der wilson fassung / be raus.
mau dachte ich.
über schrippligen qualitätswassern dachte ich fast und drohte rauchverlustaffinität zu kassieren.
@Parallalie Ich überlegte eine Weile und fand dann, dass Kieksen den allerletzten Ton bezeichnet.
@Joe/Lobster Sie, scheint mir, wollen nicht verstanden werden. Ich schon.
Eis Einer meiner Patienten beschfiebt das mit dem Eiswasser; er ist drin, und das Eis bedeckt ihn, er kann zwar gelegentlich durchsehen, aber niemanden erreichen, oder etwas joren, oder fuehlen, oder jeh von anderen beruehrt werden.
Jezt findet er manchmal spruenge im eis – wenn man von unten guckt, sind die ein gutes zeichen.
Sie kennen bei Seiten, und Sie finden die Worte, nicht nur fuer die von uns, denen sie sonst fehlen wuerden.
@Semioticghosts (Jaja, die Tücken der englischen Tastatur, gell? ; )
Die Eisdecke des Patienten geht mir nah. Ich hoffe, er bricht irgendwann durch. With a little help from his friends. And you.
Das Bild von der Eisdecke ist mir, leicht abgewandelt, schaudernd geläufig.
Sie ist tragfähig, die Eisdecke, solange Phantasie und Glaube sie friert. Wenn eines von beidem die Kraft verliert, wird die Eisdecke dünn und dass du auf dünnem Eis unterwegs bist, verraten die krachend auseinander laufenden Sprünge – dieser Erkenntnisschreck zwingt dich in die Knie, zu einer Haltung der Gewichtsverteilung, nicht der Demut, zum Verzicht auf Balance, denn die Arme werden nun zur Stützung missbraucht. Wenn dann das zweite von beidem ebenso Stärke verliert, kommt es zum Durchbruch. Eine Weile kann der Schockzustand über die Schmerzen hinwegtäuschen, doch die fortschreitende Lähmung beginnt augenblicklich. Falls jetzt nicht sofort rettende Leitern oder Bretter herangeschoben werden, wirst du das Loch noch einige Zeit lang vergrößern, indem du die Ränder abbrichst, an denen du dich hochwuchten wolltest. Dann, wenn endlich das Bewusstsein schwindet, hörst du zu treten auf, gehst geräuschlos unter, wirst abgetrieben unter die Eisdecke, durch deren Sprünge du mit Entsetzen wahrgenommen wirst von denen, die das Knirschen und Krachen unter ihren Füßen bereits bemerkt haben. Kalte Blicke begegnen sich, eisstarr unten, angststarr oben. Dazwischen eine dünne Schicht, die durch heiß lebenden Atem ein Loch erleiden könnte.
Lieber Kienspan, hiermit lege ich ein sehr langes Brett zu Ihnen aus. Kommen Sie raus da! Ich erwarte Sie mit diversen Decken, setze Sie an die Heizung und serviere Ihnen einen so steifen Grog, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht!
Cheers, mein Lieber. Wir kommen da schon durch.