11 Gedanken zu „

  1. Eigentlich müßte das Atelier doch Artelier heißen, oder? Apropos: Ich war, weil ich lieben Besuch hatte (da macht man so was schon mal mit), in der Neuen Nationalgalerie (das wie ein Hallenbad aussehende Gebäude in der Nähe des Potsdamer Platzes) und habe die Gerhard-Richter-Ausstellung besucht. So viele schwache Kunstwerke sieht man selten auf einen Haufen [den wenigen guten fehlt eindeutig der verlorengegangene Kontext], so viel dummes, scheinbar interessiert die Bilder betrachtendes Volk auch nicht. Mit einem Wort: das Ganze ist Betrug, den sich die Menschen aber gerne antun, um Anteil zu haben an einem höheren Wesen. Es war jedenfalls sehr amüsant, am besten haben mir die Museumswärter gefallen mit ihren Walky-Talkies, die anscheinend wirklich nur im Gehen funktionieren, denn sobald eine Stimme aus dem Ding krächzste, setzten die Wärter sich in Bewegung. Köstlich!

    • Nicht etwa, daß ich das Besuchen solcher Kunsträume als anstößig ansähe – doch ich fand die Museumswärter und ihr x-beiniges Herumstehen oder walky-talky-angetriebenes Herumlaufen wirklich weitaus interessanter als die Kunst an den Wänden, darunter auch ein großer Spiegel, in dem das x-beinige Herumstehen oder walky-talky-angetriebene Herumlaufen der Museumswärter sich gut beobachten ließ, wenn nicht gerade zu viele Ausstellungsbesucher vor dem Spiegel standen, um sich mitsamt ihrer Kamera im Spiegelkunstwerk zu fotografieren. Letzteres brachte mir die grunderneuerte Erkenntnis, daß die bildende Kunst sich in einem rasenden Stillstand befindet. Und das alles für ein paar Euro! Berlin kann so billig sein!

    • Ich imaginiere mir einfach mal die Erwiderungen auf meine kleinen, uninspirierten Einlassungen und stelle fest, daß meine Sicht eben viel eher die eines Literaten ist als die eines bildenden Künstlers, denn nicht nur bewege ich mich gerne, sondern ich beobachte auch lieber das Bewegte als das Unbewegte. Vielleicht habe ich mich deswegen von der bildenden Kunst einst abgewandt, weil sie zur Starrheit tendiert, zur fixierten Botschaft, auch wenn es natürlich in ihr Bewegtes gibt. Jedenfalls kann ich nicht vor einem Gemälde stehen und etwas empfangen, da kann es noch so berühmt und wichtig sein, ich muß daran vorbeispazieren, mehrmals am besten, was aber nur in kleinen Provinzmuseen möglich ist, die ich eben deswegen viel lieber besuche als die publikumsgeschwängerten Großhäuser. Ich erinnere mich an schöne Gänge durch die Häuser in Hagen, Dortmund, Wuppertal oder Freiburg, oder auch an solche durch bekannte, aber schlecht besuchte Häuser in Berlin, Essen oder Hamburg, während in besagten Ausstellungen mit Riesenandrang das Gehen kaum möglich ist. Oder man denke nur an Ausstellungen, in denen man nicht mehr zurück darf in einmal durchschrittene Räume – schlimm, sowas. Aber was rege ich mich auf, die großen Ausstellungen sind eben für Menschen gemacht, die Arthur Schopenhauer, manche würden sagen fieserweise, als Fabrikware der Natur bezeichnete, der Massenmensch eben, eine Aussage, die zwar sehr komisch ist, allerdings nur einem Genie zusteht – jeder andere würde dafür gescholten werden.

    • Atelier Tatsächlich meinte ich bisher ebenfalls, dass das Atelier eigentlich Artelier heißen müsse, jetzt hab ichs nachgeschlagen und es stellt sich etwas anderes heraus:

        Atelier „Künstlerwerkstatt“: Das Fremdwort wurde im Anfang des 19. Jh.s aus frz. atelier „Werkstatt“ entlehnt. Das frz. Wort (altfrz. astelier) bedeutete ursprünglich „Haufen von Holzspänen“ und bezeichnete danach speziell den Arbeitsraum des Zimmermanns, in dem Holzspäne anfallen. [..]

        (aus: DUDEN, Herkunftswörterbuch)

      Mit besten Grüßen, aus Wien.

    • @Norbert W. Schlinkert und Nömix Bin noch nicht wieder im Textmodus. Zu Ausstellungssituationen und Holzspänen in Asteliers (köstlich, lieber Nömix!) also später.

      Herzlich winkend,

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