Bedenkenswert:

[…] Entscheide ich mich als Urheber für eine Veröffentlichung, dann trete ich in einem kommunikativen Akt ein Stück weit von meinem Eigentumsrecht zurück: Ich möchte, dass andere hören oder sehen, sich mit meinem Werk beschäftigen, es verwenden und erkläre damit, dass ich nicht mehr völlig darüber verfügen will wie andere mit meinem Werk umgehen, es womöglich vertonen oder bearbeiten; mit dem Akt der Veröffentlichung gliedere ich mein Werk in den Prozess kultureller Entwicklung ein. […]

Metepsilonema und Kommentator:innen >>> zum Urheberrecht.

34 Gedanken zu „Bedenkenswert:

  1. Nun: das ist Unsinn! Denn wenn ich mein Werk für mich behalte, ist das Urheberrecht für mich nicht von Belang und kann weder bestätigt noch beschädigt werden – erst wenn ich mit meinem Werk in die Öffentlichkeit trete, benötige ich das Urheberrecht dringend als Schutz, eben damit die Anderen angemessen und frei von meiner Schöpfung profitieren können, ohne mich dabei aber als Urheber zu schädigen, etwa indem mir dasjenige nicht zukommt, was mir zusteht, von der klaren Nennung des Namens des Urhebers bis hin zu einer angemessenen Bezahlung, je nachdem, was ich zu bekommen fordere.

    • Das Urheberrecht fördert den Bierumsatz und schon deshalb kann man es gar nicht ändern, da kann man ritsch, patsch, putsch diskutieren wie man will, besser ist es Bier zu trinken, besoffen zu bleiben und sich von seiner Frau scheiden zu lassen

    • Lieber Herr Schlinkert, so unrecht hat Metepsilonema in der zitierten Passage nicht. Denn über die Rezeption eines Werkes k a n n der Urheber nicht verfügen. Insoweit wäre es müßig, über ein Recht des Urhebers an der Art der geistigen Verarbeitung des Geschaffenen durch die Rezipienten verhandeln zu wollen. Die Möglichkeit der Unterschlagung einer angemessenen Würdigung des Werks hat Metepsilonema keineswegs befürwortet. Ich habe übrigens >>> dort versucht, meine weiteren Überlegungen zu Metepsilonemas Text zu sammeln.

    • Lieber Kienspan, d a m i t, daß der Urheber nicht über die Rezeption verfügen kann, hat Metepsilonema natürlich recht, deswegen schrieb ich ja auch, daß angemessen und frei von der Schöpfung des Urhebers profitiert werden soll. Eben deswegen, wegen der gewollten Partizipation des Anderen, muß aber das Urheberrecht greifen, weil es grundlegend bestimmt, welche Folgen die Benutzung durch Andere für den Urheber hat, nämlich nicht keine, sondern ganz bestimmte: Nennung des Namens bis hin zu einer angemessenen Bezahlung. Außerdem muß selbstverständlich zwischen Besitz und Eigentum unterschieden werden, denn ich kann die “Kopie” oder eher den Klon eines Textes oder eines Musikstückes besitzen, ohne die Eigentumsrechte zu haben. So ist auch nicht die Weiterbearbeitung des ursprünglichen Werkes die Grundlage für eine etwaige Bezahlung, sondern das ursprüngliche Werk als solches, als ausgearbeitete Idee, eine ausreichende Schöpfungshöhe vorausgesetzt. Außerdem gilt in Sachen Kunst immer noch die alte Regel: bei allen zugleich zu klauen ist in Ordnung, bei einem zu klauen ist Diebstahl.

    • Das unterschreibe ich ohne Einschränkung mit dem Zusatz, dass es so, wie es derzeit ist, nicht zwingend bleiben muss. Es ginge noch weit besser.

    • Verbessert und den neuen Möglichkeiten angepaßt muß das alles natürlich schon werden, und zwar immer wieder, das stimmt! An sich ist das natürlich die Sache des Gesetzgebers, nur daß es d e n Gesetzgeber in diesem Fall nicht gibt, was den Diskurs zusätzlich erschwert, der ja außerdem auch noch an anderen “Dingen” krankt, u.a. an der fehlenden Bereitschaft mancher Beteiligter, Urheberschaft überhaupt als solche zu akzeptieren. Letztlich geht es aber immer um Sicherheit und Ordnung, so blöde sich das anhören mag, weil sich sonst immer der jeweils Stärkere durchsetzt. (So etwas führt dann zum Bürgerkrieg, mit oder ohne Anführungszeichen.)

    • Auch dazu meine Zustimmung. Meine Umschreibung für die aktuellen Vorgänge in umfassenderen Sinne wäre: gesellschaftliche Desintegration. Die ist Folge einer zusammengebrochenen “sozialen Kontrolle”, weil dem Dogma gefolgt wurde, dass anschaffe dürfe, wer Kohle hat. Unter anderem auch deshalb entwickelte sich der verbissene Kampf ums Geld. Von kultureller Entwicklung kann in der westlichen Welt, man möge mir verzeihen, schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesprochen werden – das Gegenteil ist eingetreten. Mittlerweile fliegen nicht mehr die Gedanken, sondern die Kapitalfäuste.
      Dagegen anzuschreiben halte ich für aussichtslos.
      Dagegen mit Haltung anzuleben wäre hingegen eine verwirklichbare Alternative, wenn darin die Verweigerung des Sieger-Unterworfenen-Denkschemas begriffen werden kann.

    • Die Verrohung des demokratischen Gemeinwesens ist nicht von der Hand zu weisen, das sehe ich auch so. Die Zeitgenossen mit Geld balgen sich um dieses auf Kosten der Allgemeinheit und des gesellschaftlichen Friedens, diejenigen ohne Geld und Möglichkeiten balgen sich um Arbeitsplätze oder Aufträge oder um Almosen. Das ist die Folge davon, daß hierzulande Demokratie und Wohlstand zusammen großgeworden sind und glauben, die Eltern nicht mehr zu benötigen – Gerechtigkeit und Respekt sind schon längst in die Grube gefahren. Was für ein schräges Bild, ohne jede Schöpfungshöhe!

    • @Norbert W. Schlinkert Vielleicht, trotz der Diskussion, noch ein paar Anmerkungen: Es geht bei meinen Überlegungen — wie ebendort angemerkt — ausdrücklich nicht um Recht, sondern vielmehr um dessen Voraussetzungen. Oder anders: Wie oder ob man von bestimmten Annahmen über Autorenschaft und Menschbild den Begriff des geistigen Eigentums begründen kann. Wenn dieses die umfassende Verfügung über ein Werk — und damit auch dessen Rezeption — meint, dann verfällt es (im umfassenden Sinn) mit der Veröffentlichung. Da die Rezeption eines Werks in hohem Maße vielfältig sein kann, stellt sie einen Freiheitskonflikt zwischen Urheber und Rezipienten (zugleich eventuell auch neuem Urheber) dar, der diskursiv zu klären ist (oder sagen wir: geklärt werden sollte), und zwar innerhalb des gesellschaftlichen, usw., Rahmens.

      [Es wäre schön, auch angenehm und im Sinn einer demokratischen Auseinandersetzung, nicht immer gleich einen “das ist Unsinn” Ruf vernehmen zu müssen.]

    • @METEPSILONEMA: Ich schrieb ja: “Nun: das ist Unsinn!”, und das war als ironische Überschrift, als Catcher, gedacht, deren Ironie durch die Übertreibung kenntlich werden sollte. Wenn das nicht so angekommen ist – es war nicht böse gemeint. Danach habe ich ja ernsthaft argumentiert, worauf dann Kienspan dazukam und dann doch ganz sinnreich diskutiert wurde.

      Zum Thema: die Verfügung über ein Werk “verfällt” natürlich teilweise oder sogar ganz, da haben Sie recht, aber das ist ja auch meist so gewollt, denn ein Werk, über das niemand spricht, ist “tot”. Dennoch sollte das Urheberrecht beim Urheber bleiben, einfach ganz banal deswegen, damit er oder sie für die Arbeit am Werk bezahlt oder entschädigt wird, um leben und weiter Werke herstellen zu können. Das sind für mich “zwei Paar Schuhe” – das Werk geht in die Welt hinaus, hat aber trotzdem ein Zuhause!

    • @Norbert W. Schlinkert Hm, Ironie vermag ich da keine zu entdecken, aber darüber müssen wir nicht streiten (dass Sie nicht ernsthaft diskutieren, wollte ich nicht gesagt haben).

      Ja, selbstverständlich ist dieser Rücktritt gewollt. Und selbstverständlich muss der Schöpfer hier mit entscheiden — er bleibt auch immer Urheber. Aber: Er ist nicht die einzige Instanz, weil er nicht unabhängig von der Gesellschaft und deren Vorstellungen lebt. Über ein paar Angelegenheiten wir es kaum Streit geben, z.B. sollte eine Bearbeitung ausgewiesen oder ein fremdes Werk nicht als eigenes ausgegeben werden. Aber wenn es um Zitate, Entnahmen oder das Weiterverarbeiten geht, ist die Situation nicht mehr so eindeutig (ich meine das nicht in rechtlichem Sinn).

    • @METEPSILONEMA Nun: ich hab’s jedenfalls ironisch gemeint, natürlich nur in direkter Verknüpfung mit dem Text, der Ihre Aussagen ja ernst nimmt, also grad nicht als Unsinn ausweist. Ausgesprochen und vermimikt hätten Sie’s sofort erkannt. Das alte Problem mit dem Fehlen weiterer Zeichen – ist kaum zu lösen, vielleicht sollte man’s lassen.

      Bei Zitaten, bei Verweisen und beim Weiterverarbeiten ist die Lage wirklich ein wenig anders, weil ja meist nur kleine Teile verwendet werden oder etwas bereits ins Allgemeingut übergegangen, also frei verfügbar ist. Ich habe heute beim Romanüberarbeiten ein Zitat von Ernst Bloch zu Christian Thomasius mir einverleibt, als wenn es meine Formulierung wäre – erst zögerte ich, weil ich das beim wissenschaftlichen Schreiben nie so machen würde, dann aber war mir klar: ich darf das benutzen, ohne es zu belegen, weil ein Beleg meinen Romantext beschädigen würde. Müßte ich sowas belegen, müßte ich also darauf verzichten. (In der Wissenschaft ist das sinnvolle Einbauen der Gedanken Anderer und das saubere Belegen ja Ausweis eigener Kompetenz.) Jedenfalls gibt es fließende Übergänge, vor allem auch in der Musik, wenn etwa Filmmusikkomponisten bekannte Melodien nur leicht verändern – da müssen oft die Gerichte entscheiden, eben weil es nicht eindeutig ist (und weil es um viel Geld geht). Wo sind die Grenzen: zwei Trommelschläge kann jeder, bei dreien ist es schon eine Komposition, so will es mir als Laie jedenfalls scheinen. Schwierig und tatsächlich alles nicht so eindeutig. Aber wie schon irgendwo von mir gesagt, bzw. zitiert: bei allen zu klauen ist okay, es nur bei einem zu tun, ist Diebstahl (eben weil aus vielen kleinen Ideen etwas Neues wird, bei nur einer genommenen Idee sich aber nur der Kontext änderte).

    • @Metepsilonema & NWS Hier möchte ich einhaken: Der Gebrauch fremder Leistungen ist in meiner Betrachtungsweise keine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit im Interesse der kulturellen Entwicklung. Die Wachstumskurve (der Entwicklung) würde im Diagramm sonst flach wie ein Brett ausfallen. Gerade in der wissenschaftlichen Arbeit zeigt sich der Unterschied deutlich: ich kann Teile von Arbeitsergebnissen anderer “zeugenschaftlich” zitieren, um meine eigenen Thesen zu untermauern oder zu stützen – im Marketing wird das “testimonial” genannt. Ich kann aber auch auf den Arbeitsergebnissen anderer aufbauen und einige Denkstockwerke darauf setzen. In beiden Fällen bin ich, der Redlichkeit verpflichtet, Quellenangaben schuldig. Der qualitative Unterschied indes ist enorm. Ich denke, dass dieser Unterschied in der Allgemeinheit mental verankert werden muss, um die Tragweite zu erahnen. Damit käme man von der (so intentiert) beschränkenden Auslegung des “Urheberrechts” und auch “Patenrechts” schneller weg.

      Der Schlüssel dazu liegt in einem Paradigmenwechsel: der Mensch, stark vereinfacht gesagt, benötigt eine Existenzgrundlage, um tätig werden zu können. Er wird aber seit Jahrhunderten tätig, um existieren zu können. Aus einem erzwungenen Zustand, der oft und manchmal leidenschaftlich mit dem Euphemismus “Leistungsgesellschaft” umschrieben wird, resultiert das Brachliegen gesellschaftlich-kultureller Entwicklungspotenziale.

      Im übrigen möchte ich sehr deutlich darauf hinweisen, dass Metepsilonemas Abhandlung zur Gänze nachdenkenswert ist.
      (nun zersplittert die Diskussion doch, was ich bedaure, aber verstehe)

    • @NWS Nicht: “lieber”, vielmehr: “auch”.
      Das bedingungslose Grundeinkommen versteht sich als Kulturimpuls. Künstlerische Standpunkte dazu sind überaus wichtig.
      Vielleicht wage ich es auch einmal, der Blog-Gastgeberin einen Gastbeitrag zu diesem Thema anzutragen, wer weiß…

    • @Kienspan Ich habe vor knapp vier Wochen in einem Berliner Salon einen kleinen Vortrag von Daniel Häni zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen gehört, es ergab sich daraus eine recht spannende Diskussion mit vielen Beteiligten. Ich würde mich jedenfalls freuen, hier von Ihnen etwas zu dem Thema zu lesen! Wäre ja auch interessant, was Miss TT und auch Metepsilonema dazu zu sagen hätten. Überhaupt alle!

    • … wobei “bedingungsloses Grundeinkommen”. Ungut an “bedingungslose Kapitulation” erinnert – und damit an das entsprechende historische Umfeld. Mir geht, wie immer unentschieden ich in der Sache selbst bin, diese Begriffsformung nur sehr schwer über die Lippen.

    • @Kienspan & Norbert W. Schlinkert Ich sinne schon seit längerem über dieses Thema nach, habe aber bislang noch keinen Gedanken dazu entwickelt, der nicht fundierter schon andernorts ausgesprochen worden wäre. Sobald sich daran etwas ändert, melde ich mich zu Wort – versprochen.

    • Sie haben recht, @ANH, mir erging es nicht anders bei den “unschuldigen” Kindern.
      Auch darüber denke ich schon einige Zeit nach. Vorerst könnte ich nichts Besseres anbieten als: “UNBEDINGTE EXISTENZZUSAGEGARANTIE” – denn auch die Abkoppelung von der Geldphantasie scheint mir dringend geboten.

    • Liebe Phyllis, Sie gingen fehl mit dem Anspruch an sich selbst, dass nur gänzlich Neues zu dem Thema geschrieben werden solle. Es geht nicht um die Ausarbeitung der Idee zur projektartigen Realisierbarkeit, sondern – das auch bloß mittelfristig – um den Übergang von der Utopie zur Vision. Dabei befindet sich die Utopie noch im Wachstum. Viele Geschichten wären dazu noch zu erfinden.

    • @ANH, Kienspan: Wie wär’s dann einfach mit “Grundeinkommen”, denn da steckt das Grundsätzliche und, wenn man so will, auch das Grundgütige schon drin. Oder besser “Grundauskommen”, das hört sich weniger nach Geld an. (Oder Grundbedarfsäquivalentausgleichszahlung?)
      Phyllis! Da hat Kienspan recht, das habe ich mir auch schon gedacht, daß wenn man nämlich immer gleich etwas Neues hinzufügen will, man gleich auch nur noch schweigen könnte. Außerdem kommen einem oft die Ideen beim Schreiben, jedenfalls hab ich vor dem Erstellen von Texten selten mehr als ein Schlagwort oder eine klitzekleine Idee. (Aha, sagt da der Eine oder die Andere, d a s erklärt alles!)

    • @NWS Mir ist bei meinen Überlegungen wichtig, die Vorstellung aufzubrechen, dass Existenzmöglichkeit ausschließlich an Geld gebunden sein müsse. Das Denken in alternativen, überlebensbefähigenden Wertschätzungssystemen ist dringend zu entwickeln. Dazu möchte ich mich ganz bewusst auch sprachlicher Gestaltungselemente bedienen, um dem denkbegrenzenden Einkommensbegriff auszuweichen.
      Die Ideen, übrigens, entstehen gemeinschaftlich im Diskurs. Sich als Einzelne:r selbst dazu zu verurteilen, sie fertig präsentieren zu wollen/müssen, bedeutete auch, den Prozess der kulturellen Entwicklung zu verzögern.

    • @Kienspan Ergäbe sich nicht, wenn der Grundbedarf jedes Einzelnen gesichert ist, ganz naturgemäß ein anderes Wertschätzungssystem? Wird dann nicht jede selbstgewählte friedliche Art und Weise der Lebensgestaltung unausgesprochen akzeptiert werden? Nunja, das hört sich zwar nach einer Utopie an, doch ist der Gedanke an sich ja ohnehin im Sozialstaatsgedanken versteckt (ganz, ganz tief unten), wenn auch in Form obrigkeitsstaatlicher Ausrichtung. Wenn es das GRUNDAUSKOMMEN (ich halte das für den besseren Begriff) eines Tages geben wird, wird sich natürlich auch die Sprache ändern, weil Leistung sich nicht mehr nur in Geld und materiellem Wohlstand ausdrückte, sondern auch in persönlicher Zufriedenheit, die nicht gedämpft wird durch Existenzsorgen. Die oft gehörte Frage “Kannst Du denn davon leben?” wird dann wohl aussterben. Daß die Sprache aber schon zuvor zur Durchsetzung der Idee ihren Beitrag leistet, halte ich absolut für notwendig; ANH hat da völlig recht, das “bedingungslos” ist unschön und unpassend. Wie gesagt, man bräuchte das “bedingungslos” auch nicht, und wenn man dann aus Grund”einkommen” (was sich ja auch immer nach Nehmen anhört) das GRUNDAUSKOMMEN machte, weil das viel eher nach grundsätzlicher Sicherung des Bedarfs klingt, wäre man vielleicht schon einen Schritt weiter – Fragezeichen! So weit ein paar noch unausgegorene Gedanken zum Thema.

    • @Norbert W. Schlinkert “Grundgüte”. Was für ein Wort. Obwohl ich sofort an den entgeisterten Ausruf “Grundgütiger!” denken muss und nicht weiß, ob das gut ist. Wie Sie sehen, bin ich Kienspans und Ihrer Aufforderung gefolgt. Natürlich haben Sie beide recht: Auch die Etappenmeinungen zählen. Auch jene sollen sprechen, die gelernt haben, nicht mit vollem Mund zu sprechen. Nichts anderes ist ja der Umgang mit Komplexität als das Gefühl, mit dem Kauen nie fertig zu werden.
      Deshalb schweigen so viele. Behaupte ich.

    • Grundeinkommen Noch kurz zu Ironie: Sie ist wie alle schriftlichen Äußerungen nie eindeutig, Differenzen sind nicht nur erwartbar sondern auch in Ordnung.

      Zum Grundeinkommen (leider habe ich gerade einen Kommentar versenkt, deshalb etwas kürzer noch einmal): Ich habe vor längerer Zeit zwei Beiträge dazu verfasst, einen zur Finanzierung, und einen als Gedankensammlung. Vielleicht als Ausgang brauchbar (ich bin hierin völliger Laie nehme Fehlerfreiheit nicht in Anspruch). Klar: Ich bleibe dabei innerhalb eines Systems. Die Finanzierung kann man — im Gegensatz zu anderen Auswirkungen — noch ganz gut abschätzen.

      Das Wort “bedingungslos” ist insofern wichtig, weil es sich auf die Adressaten bezieht. Es bedeutet, dass auch Millionäre ein Grundeinkommen erhalten würden. Das ist ein wichtiger Punkt.

      In dieser Diskussion steckt das Problem menschlicher Existenz in einer begrenzten Welt. Wir müssen für unsere Existenz Sorge tragen, benötigen Essen, Trinken, usw. Der “Kapitalismus” ist ein System, das dieses Problem in einer bestimmten Art und Weise verhandelt. Hinter den Begriffen “Leistung” und “Geld” steckt die Problematik der Existenzsicherung. Ich weiß nicht ob sich dieses Problem — der Endlichkeit eingedenk — lösen lässt. Ich weiß auch nicht welche Folgen das hätte. Aber ich kann mir vorstellen, dass es das Leben einiger Menschen erträglicher machen könnte.

  2. take a closer look Metepsilonema ließ den größten Teil seines Textes zum Urheberrecht und geistigen Eigentum auf “begleitschreiben” veröffentlichen. Ich hatte dazu einen Kommentar auf “begleitschreiben” verfasst, wurde nachträglich jedoch von der Tatsache überrascht, dass Keuschnig Kommentare moderiert – sich also eine Zustimmung zur Veröffentlichung auf seinem Blog vorbehält.

    Das ist in Ordnung.

    Nachdem ich dieses Sachverhalts gewahr wurde, zog ich unverzüglich meinen Kommentar begründet zurück und ersuchte Keuschnig um Entfernung meiner Einlassung, noch bevor sie freigeschaltet war und damit an die Öffentlichkeit kommen konnte. Keuschnig entschied jedoch, meine höflich vorgetragene Verfügung zu missachten. Da ich meinen Kommentar auf “begleitschreiben” nicht löschen kann, bin ich also als Urheber des Kommentars der Willkür eines Einzelnen ausgeliefert, der sich über Achtung und Würde in selbst gewählter Grandiosität hinweg setzt.

    Das ist nicht in Ordnung.

    Mittlerweile wurde es salonfähig, die Rechte anderer beiseite zu schieben, ja deren Abschaffung zu fordern. Das drückt sich in einseitiger Interpretation von Befugnissen aus, einer Selbstzuschreibung von Macht. Wer solches unternimmt, hat kein Verständnis für menschliche Würde und handelt moralisch verwerflich. Keuschnig exerziert das vor unter einem Beitrag, der das Thema “Verfügungsgewalt” über geistiges Eigentum sehr bedacht behandelt.

    Der Vorgang ist >>> nachzulesen.

    • Ich hoffe, ich bin irgendwann soweit, zu diesem Thema auch mit eigenen Überlegungen beitragen zu können. Bislang hält mich eine merkwürdige Scheu davon ab, die ich mir nicht erklären kann.

    • Es geht mir bei diesem Vorgang, liebe Phyllis, um den (verweigerten) Respekt vor dem ausgesprochenen “Nein”. Das reicht über das Thema “Urheberrecht” weit hinaus, weil es allgemeines Persönlichkeitsrecht betrifft. Selbstbestimmung ist ganz wesentlich darauf angewiesen, dass individuelle Gestaltungsentscheidungen von der Umwelt berücksichtigt werden. Wo das nicht der Fall ist, bilden sich erhebliche Unsicherheiten im Individuum heran. Denn in der Missachtung der eigenen Entscheidungen durch andere zeigt sich unmittelbar die Abhängigkeit, in der wir untereinander stehen.

      Sicherheit und Ordnung, wie von NWS bereits angesprochen, schaffen wir uns gegenseitig, indem wir ein “decorum vitae”, eine Schicklichkeit des Verhaltens, kraft Erziehung verinnerlicht haben. Sich darüber hinwegzusetzen wird zwar immer häufiger, manchmal sogar als cool, hingenommen; doch muss bedacht werden, dass damit der hohe Wert “Vertrauen” atrophiert (Quatsch: “verkümmert” ist der bessere Ausdruck dafür). Mit dem Vertrauensschwund ist notwendigerweise das Aufkeimen von Argwohn und Misstrauen verbunden. Sobald diese unhübschen Gewächse erstmal blickdicht gewachsen sind, verändert sich die Weltsicht. Dann wird nicht mehr in Chancen und Entwicklung gedacht, sondern in Nachteil und Bedrohung.

      Damit komme ich auf das Zitat aus Metepsilonemas Abhandlung zurück, welches die kulturelle Entwicklung hervorhebt, an der ich mich als “Werkschöpfer” beteiligen kann, oder eben nicht. Wer wollte sich aber noch in diesen Prozess einbringen, wenn sie/er sich der angemessenen Würdigung – oder gar der Überlebensmöglichkeit – nicht mehr sicher sein kann? Mit Zwang durch ein gesatztes Recht auf Urheberschaft ist das meiner Meinung nach nicht (ausreichend) zu bewerkstelligen.

      Ein auszusprechendes “Nein”, das möchte ich noch erwähnen, kann angstbesetzt sein – ist es auch meistens. Dafür sind die eigenen Antizipationsphantasien zuständig und das mit gutem Grund. Oft genug konnten wir in der Vergangenheit die Frustration erleben, wenn sich der vermeintlich oder tatsächlich Mächtigere um unser “Nein” nicht schert. Was uns jedoch bleibt, ist die genaue Unterscheidung zwischen “vermeintlich” und “tatsächlich”…

    • Man kann es nicht oft genug betonen, jenes Decorum oder “decorum vitae”, denn die Mißachtung der Rechte des Anderen aus dem Bewußtsein der eigenen Stärke (Masse + Dummheit + Gier + Geiz + Mitleidlosigkeit + … = Stärke) heraus, führt zu nichts Gutem, wenigstens dann, wenn man sich Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander tatsächlich als Ziel menschlichen Handelns vorstellt. Mag sich ja uncool anhören, oder sogar wirklichkeitsfremd, aber wenn es nicht genau darum geht, würde sich die Menschheit ja nicht weiter oder sogar zurückentwickeln zu einer gewöhnlichen Tierart, etwas, über das ich heute schon nachdachte, ganz und gar unpräzise natürlich http://nwschlinkert.de/2012/05/27/angstblute-der-blutentraume/

      Aber was solls: nach neuesten Forschungen sind in Deutschland nur 0,00000125 % der Menschen an philosophischen Diskursen interessiert, und das stimmt ja nicht eben positiv.

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