Seit Anfang des Jahres bin ich bei einer weiteren Stiftung unter Vertrag: Im Rahmen eines Langzeitprojekts werde ich einmal wöchentlich an einer Schule arbeiten. Unser Team besteht aus Schauspieler:innen, Tänzer:innen des Ensemble Modern, Musiker:innen, bildenden Künstler:innen und Autor:innen. Das Projekt läuft bereits mehrere Jahre; ich bin die Neue. Zweimal habe ich in den vergangenen Wochen hospitiert, um die Arbeitsweise des Teams und die Schüler:innen kennen zu lernen, heute ist mein erster Tag mit meiner eigenen Gruppe. Das Gute daran: Die Schüler kommen freiwillig zu mir. Ich hab’ mich ihnen in der Aula vorgestellt beim letzten Mal, erzählt, was ich vorhabe. Desgleichen die anderen aus dem Team. Die Gruppe, die also heute Morgen auf mich wartet, will schreiben und will auch mich als Person. Ich betone das, weil die meisten Gruppen, mit denen ich im Rahmen anderer Projekte arbeite, keine Möglichkeit haben, frei zu wählen.
Die Schule ist eine besondere: im Sinne einer ungewöhnlichen Herausforderung. Ich werde sicher mit der Zeit noch von ihr erzählen, aber eben läuft mir die Zeit davon…
Schönen Tag, allerseits!
Blauer Himmel über Frankfurt.
Herzlich:
Phyllis
Prima Ausgangssituation! Have a good day!
S.
Es war, lieber Speed, tatsächlich ein guter Tag gestern. Auch wenn mir manchmal angst und bang wird, wenn ich versuche, mir die berufliche Zukunft mancher Jugendlicher vorzustellen. Diejenigen, mit denen ich innerhalb dieses neuen Projekts arbeite, haben es gut; es wird viel getan für sie. Die Schule, ein als Förderschule eingerichteter Ernst May-Bau, beherbergt ihre Kinder wie ein Schutzraum; die Lehrenden scheinen alle engagiert. Es gibt Lunchpakete, Spiele im Freien, es gibt einmal wöchentlich diesen Kulturtag, an dem Externe frischen Wind für alle bringen. Ich hab’ beobachtet, wie stark manche Bindungen sind, wie zutraulich sich die Kinder ihren Lehrer:innnen gegenüber verhalten. Wer geknuddelt werden will, wird geknuddelt. Doch was kommt danach, welchen Platz werden diese Jugendlichen draussen finden?