Farah Days Tagebuch, 25

Samstag, 4. Oktober 2014

Neue Session.

Tür fällt summend ins Schloss. Ich nicke ihm zu, lege mich. Niemand setzt sich hinter mich. Schweigen.
„Ihre Tür summt wieder“ sage ich.
„Die Tür summt wieder“ bestätigt Niemand. „Wie geht es Ihnen.“ (Er fragt immer mit Punkt)
Ich starre an die Decke. Für den obendrüber ist sie der Boden, auf dem er läuft. Bestimmt hat er dicke Teppiche; ich höre nie Schritte. Oder er trägt Filz. Aber seine Klienten doch nicht? Vielleicht ziehen sie die Schuhe aus, wenn sie eintreten.
„Kennen Sie den Kollegen, der über Ihnen praktiziert?“ frage ich.
„Ja“ sagt er. „Wie geht es Ihnen heute?“
„Woher soll ich das wissen?“ frage ich. „Es gibt kein Heute für mich. Nur Häute. Häute aus Zeit. Millionen. Ich weiß nicht, was Heute ist.“
„Möchten Sie Ihre Schuhe ausziehen?“
„Ja.“
Ich richte mich auf, spüre, wie die Bauchmuskeln unter den Speckrollen sich härten und beugen, der Arsch platt und breit wird, die Sitzknochen. All das Fleisch an mir. Ich ziehe meine Schuhe aus. Wahrscheinlich zieht oben gerade auch einer seine Schuhe aus und legt sich.
In meinem rechten Strumpf ist ein kleines Loch.

Ob es etwas änderte, gäbe ich Dir einen Namen? Ob Du dann Grenzen kenntest?

Warum hasst Du mich so.
Erdrückst Du mich.

Wo bist Du, wenn ich leicht bin? Unterwegs?
Aber nein. Du lässt mich nicht vom Haken. Du stampfst mich ein, bis nur Matsch bleibt, klatschst mich an die Wand wie eine Brut frisch geborener Hamster, die niemand braucht und niemand will, Du kratzt mich ab und bäckst mich in Deinen heißen, spillerigen Händen, für einen Tag. Nur immer für einen Tag. Wer hätte mich je vor Dir bewahrt?
Nie
jemand.
Jamend.
Majden.
Nemjad.
Aus einem Wort findet man nie wieder heraus, so sehr man sich auch drinnen verdreht.
Aus Dir finde ich nie wieder heraus. Sagst Du. Ich glaube Dir. Wie oft bin ich geronnen. Wollte verderbt sein. Verdorben. Damit Du mich nicht mehr verwenden kannst. Doch Du kannst mich immer gebrauchen. Bist immer zufrieden mit mir.

So ist das.

„Wie fühlt sich das an in Ihnen.“ fragt Niemand. „Diese Gewalt in Ihnen.“
„Mich gibt es gar nicht“ erwidere ich. „Nur Jemand: seine Wände, seine Hände und manchmal den Singsang.“
„Er singt dabei?“
„Manchmal. Er fühlt sich wohl.“

Ich rinne von der Wand wie ungewollte Brut.
Ich bin gar nicht da.
Jemand macht mich, Jemand klatscht mich und Niemand weiß es. Er kann aber nichts tun.

Ein sachtes Geräusch.
„Ich brauche kein Taschentuch“ sage ich.
„Was brauchen Sie.“ fragt die Stimme in meinem Rücken.
„Ich brauche Jemand“, antworte ich.

4 Gedanken zu „Farah Days Tagebuch, 25

  1. die frau mit den mehrfettpölsterchen weiss durch den geist zu bestechen, den es – meiner ansicht nach – noch nicht gibt.
    sie weiss sich diesbezüglich möglicherweise vortrefflich zu artkulieren.

    • ja das ist er und
      beim beschnuppern der werkliste
      zuckte ich vor vertrautheit
      in grünes denken flüchtend
      von dann zu wenn
      ziemlich neulozierend
      stoff & 2015

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