So. Da wären wir mal wieder, hm? Draußen nüscht viel los, drinnen umso mehr, Küche wieder sauber, nachdem die Freunde gestern mit dem Kartoffelbrei spielten. Irgendwer hat das übrig gebliebene Eiweiß auf den Steinboden fallen lassen, hie und da glitschte es in den Morgenstunden an unseren Fußsohlen. Vive la Boheme, wenn du meinen Löffel ableckst, leck ich deinen.
(„Was, meinen Löffel?“
„Kannst Du dir aussuchen.“)
Fingernägel kurz wie nie, Schnellschreibkuppen. Eben die hellgraue Jeans von vor zwanzig Jahren anprobiert, die mir Zadok mitgab, als ich nach Deutschland zurückkehrte, passt wieder (jeyi!), voll abgerissen das Teil allerdings. So rotzig kann ich heutzutage nicht mehr rumlaufen, außer vielleicht mit Kaschmir drüber.
Du bist antibürgerlich, sagte ein englischer Journalist letztens in der Sauna, doch nach dem zu urteilen, was seinen Blick bannte, sagte er das zu meinen Brüsten: Ihr zwei seid antibürgerlich. Ich vermute, er meinte indiskret. Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist, jedenfalls sind sie offenherziger als andere Stellen. Was jetzt vielleicht nur jene Leserinnen verstehen, die über wirklich große verfügen: Manchmal ist man ihnen schlichtweg nicht gewachsen, hebt sie lustlos durch die Gegend, manchmal amüsieren sie einen, manchmal hängt man wonnig wie in Trance an ihnen dran und versucht einfach nur, Schritt zu halten, während sie auf der Jagd sind, kurz, große Brüste sind ein Abenteuer für sich, doch das nur eben bei. (Klingt besser als nebenbei, nicht wahr.)
Und weiter.
Oder wollen Sie mehr wissen von großen Brüsten.
Na gut, das noch: Man braucht andere Gesten, um sie in den Griff zu bekommen, beherztere vielleicht, immerhin, sie leisten Herausragendes in Sachen Kommunikation, sie lehnen sich, könnte man sagen, ganz schön weit aus dem Fenster (was gelegentlich auch sowas von unpassend sein kann, ahem), insofern (schlage ich vor und beherzige es auch selbst) sollte man sich ein bisschen blinder auf die Natur verlassen, die wird’s schon richten.
Kleinlaut wirkt jedenfalls nicht.
An kleinlauten Tagen, jetzt aus der Sicht der Trägerin gesprochen, hilft nur Oversize und Sonnenbrille. (Die heißen im Englischen übrigens „shades“ und wenn man fünfzig davon gesammelt hat, bekommt man einen echten Softsadisten zum Spielen)
Mei, das läuft heute aber. Muss an den Schnellschreibkuppen liegen.
Doch zurück in die Sauna.
(„Oder?“
„Nö.“
„Ok, dann nicht.“)
Jedenfalls, die Gänse sind weg. Abgehoben in den Süden, der Park leergefegt, dafür jede Menge Krähen und die bleiben auch. Raaahraaa. Ab jetzt wird’s ernst. Ab jetzt, Farah, lass mich eine Weile an Deinem Strang ziehen, während meiner im Wind weht. Denk nur an das kleine, uralte Karussell im Jardin des Plantes, für Monate wird es nun hübsch verpackt ausharren, bis die ersten Spitzen wieder aus dem Boden schieben: Kroküsse wahrscheinlich. Es zerreißt mich jetzt schon, wie
(Aber lass gut sein Farah, ja, lass es gut sein: Ich glaube an Dich. Lass Dich nicht einwintern, Du bist nicht sentimental, im Gegensatz zu mir, Du bist meine Wildnis, mein Zorn, meine Axt am Boden des Brunnens.)
dunkel es werden wird.
Das mit den Brüsten konnte ich leider nicht lesen, weil ich dabei dauernd einen englischen Journalisten in der Sauna vor Augen hatte, so wie die Brüste ihn vor Augen hatten. Schrecklich. Darüberhin (Klingt besser als darüberhinaus, nicht wahr.) erkenne ich in diesem Text einen gewissen Hang und frage mich, ob Sie den nun hinaufrennen oder hinabpurzeln – obgleich das ja egal ist, denn schließlich müssen wir, sagt Camus, uns Sisyphine als eine glückliche Frau vorstellen.
Der gewisse Hang ist ein wunderbarer Titel für einen weiteren Text – der wahrscheinlich ebensowenig wie der obige preisgeben wird, ob die Autorin hangaufwärts oder im Sturz befindlich, oder, sogar, der Hang selbst ist.
So lange der Text nicht durchhängt, ist die Richtung ja egal, denn danach gehts ja immer wieder in die andere.
Ich gehe grad’ nirgendwohin: ich wachse.
Sie wachsen? Ich sehe schon, Sie wissen, wo es lang geht. Hört sich jedenfalls sehr erwachsen an!
(Wieso schreibt man Wachsen eigentlich nicht mit ks oder x – ich dachte, wir hätten so eine tolle Rechtschreibreform gehabt!)
“Waxen” ist, glaube ich, noch frei – gleich mal als Domain sichern für Rechtschreibreformgegner! Waxen.de, klingt doch vielversprechent.
Mit Wichsen, nämlich der Schuhe, und Wixen gibt es das Problem überhaupt nicht. Oder täusche ich mich da? Also nachgesehen, und tatsächlich, ich täusche mich: http://www.duden.de/rechtschreibung/wichsen Aber wer glaubt schon dem Duden, nach alledem!
Feiner Text. Wegen der Dunkelheit fänd´ ich es schöner, wenn auch im Titel die Keule am Boden des Brunnens läge, statt an dessen Ende.
(Brüste sind vorwitzig, manche mehr noch als andere. Und schön. Alle.)
Stimmt, ich habe das eben geändert.
(“Vor-witzig”, was für eine schöne Vorstellung, das, was vor dem Witz stattfindet)
muss passen, soweit’s Brüste betrifft
halt mich an die Keule am Boden des Brunnens
Auff ihre Brüste. könnte man jetzt titeln und … wenn es die Herren von Hoffmannswaldau und andere nicht schon so eindrucksvoll ausgeführt hätten …
Ihr O schönste brüste! schwebet /
Stets in lust / stets ohne pein.
@Maeander Ich muss schwer an mich halten, um das nicht flott weiter zu dichten, nein, ich tu’s nicht…
dunkel es werden wird.
“Winter is coming.”
@Semioticghosts Der unheimlichste Satz in den ungefähr 8000 Seiten von Game of Thrones…
Sie haben ja einen schönen Lauf da mit Ihren Schnellschreibkuppen! Wie ein kleiner schneller Filmnoir, fängt irgendwo an, hört irgendwo auf, mag ich sehr, wissen Sie ja, ich schreib’s jetzt trotzdem hier hinne.
Ich weiß es, Schneck, und freu’ mich trotzdem immer wie ein Kindnoir, wenn Sie’s sagen.
Zu Ihrem schönen Text fällt mir ein Cartoon von Robert Gernhard ein: auf dem Felsen linker Hand sitzt eine nackte Frau, hält Ihre Brüste mit der einen Hand, und zeigt mit dem Finger der anderen auf die auf dem Felsen rechter Hand sitzende Männeremeute. Darunter steht: “Adele zeigt ihren Brüsten die Männer”
@DerDilettant Ich liebe Gernhard, aber noch mehr F.K.Waechter – Brüder im Geiste!
Wär aber schon nett, wenn man dem Gernhardt auch noch das t gönnt.
Oder sollte man Fülis schreiben, um abzukürzen?
bitte das
gibs
doch
nicht
@Steppenhund Natürlich, danke. Aber ich bin kein Kind, Herr Steppenhund – ein kleiner Hinweis ohne dieses “Stell’ dir mal vor, jemand würde sowas mit d i r machen” hätte vollkommen ausgereicht.
Beste Grüße!
Filiz
Aha! Also Türkin :)))
Immer mal wieder, ja! : )
mengenlehre für dummys glöckchen weiß
die axt spaltet
wenn es um holz geht
brüste jedoch harmonisch
jede für sich und doch
raumgreifende einheit
und jeder
pubertierende knilch lernt
eins plus eins
Sie schaffen sich, @Reh Volution, hier ja so eine richtige kleine rehvolutionäre Zelle : )