(Falls Sie sich übrigens wundern, geschätzte Leser:innen, warum Miss TT im Vergleich zu den vorangegangenen Übungszeichnungen so rank und schlank wirkt – das war mein magischer Stift; ich kann nichts dafür! ; )
19 Gedanken zu „Miss TT’s kleine Workout-Fibel, Part five (Sommerübung)“
Der Mittsommer naht, und so sitze ich im abgedunkelten Zimmer und überarbeite Text, denn schon auf dem Balkon gelänge mir nichts weiter als pures Wettergenießen (verschiebe ich auf später), ganz anders als das bei Ihnen der Fall zu sein scheint, die sich mit Laptop draußen auf der Rutsche offensichtlich ganz wohl fühlt. [Sagen Sie mal, haben Sie etwa abgenommen? Sicher nach der berühmten Alban-Nikolai-Herbst-Methode, weniger fressen, mehr bewegen und allen Leuten erzählen, daß man sich selbst zum Abnehmen verdonnert hat, allumfassender Ästhetik wegen.]
Ich hingegen liege tatsächlich auf meinem Balkon, Sonnenschirm über dem Haupte, Laptop auf dem Schoß! Mal sehen, wie lange es hält, es faucht schon jetzt vor Überhitzung…
Arbeiten tu’ ich trotzdem. Momentan korrigiere ich einen politischen Text meiner iranischen Freundin, danach ist die Stiftungsarbeit dran. Immerhin muss ich in keinem Büro schmoren…
(Die ANH-Methode, so effektiv sie offensichtlich auch ist, erscheint mir bei diesen Temperaturen für meinen Luxuskörper doch etwas brachial – außerdem: Ich kann mich ja jederzeit schönzeichnen!)
Ich bin bar jedes Besitzes eines Sonnenschirms, wenngleich die Sonne, nachdem sie frühmorgens ins Wohnarbeitsschlafzimmer schien, tagsüber sich ohnehin hinter der Brandmauer verschanzt und erst nach vier um die Ecke lukt und den Balkon beleckt. (Ost-West-Wohnungen sind die besten, zumindest im Sommer!) Was die ANH-Methode angeht, so kenne ich die auch als NWS-Methode, denn ich kann ja nicht so gut zeichnen wie Sie, wenngleich Sie das Selberschönzeichnen nun doch echt nicht nötig haben, aber hallo! Schönes Braten noch!
Auch an mir, lieber Norbert, nagt der spitzige Zahn der Zeit! Aber lassen wir das, im Moment steht alles zum Besten, nur dem Laptop ist elend zumute; ich muss es mal eben einen kühlen Drink aus der Steckdose nehmen lassen.
Sitze also abdampfend am Schreibtisch, letzte Seite Korrektur der Beobachtungen zur Entwicklung der iranischen Politik. Die ich natürlich überhaupt nicht aus eigener Anschauung verstehe, was aber zur stilistischen Überarbeitung auch nicht nötig ist, thank god.
Spitzige Zähne nagen nicht, liebe Phyllis, denn dann brechen die ab, aber lassen wir das, denn wenn alles zum besten steht, umso besser. Ich habe grad eine Szene überarbeitet, die mitten im Winter spielt und trotzdem Hitze hat, jetzt mache ich erstmal eine Pause, denn eigene Texte strengen doppelt an, finde ich. (Außerdem bin ich ja strunzfaul, wie allseits bekannt, ganz so wie mein einziges Vorbild, der grandiose Donald Duck, der zugleich mein Lieblingsvogel ist!)
Ich könnte auch sagen, ich arbeite relativ effektiv und brauche weniger Zeit, um etwas fertigzustellen, aber wie hört sich das denn an! Außerdem gucken die Fleißig-Ineffektiven dann immer so schön böse und denken scheiß Künstlerpack und so was in der Art.
Die bisherigen Bücher über Beuys (die bei mir im Müll gelandet sind) sind ja tatsächlich, wie im Interview gesagt, reine Hofberichterstattung (das kommt sehr häufig vor im Bereich der bildenden Kunst, weil es da eben auch um richtig viel Geld geht), und kritische Worte zu Beuys durfte man in der Kunstszene der 80er ja nicht sagen, ohne beschimpft zu werden. Ich hatte mal geäußert, dieses Foto des Jagd(!)fliegers Beuys, stolz und strahlend neben seinem Bomber stehend, würfe doch Fragen auf, denn wer etwa im II. Weltkrieg Zivilisten mit Bomben tötete, sei doch in jedem Fall ein Mörder – da ging es aber los, Sie können sich das vielleicht vorstellen, denn nirgends ist die Obrigkeitshörigkeit schlimmer als in sich wichtig dünkenden “Szenen”, angebetet wird da immer einer. Insofern soll man Künstler ruhig beschimpfen, wenn sie sich als böse Menschen zeigen oder erweisen, was aber nicht heißt, deren Werke nicht bewundern zu dürfen, wenn die es verdient haben (das beuysche hat es kaum verdient). So, jetzt steht mir das Fett fingerdick auf der Stirn, es ist viel zu warm zum Arbeiten – Balkon, ich komme!
Ach ja die Kulissen in Zeiten des Internet.
Man furze möglich rhythmisch in ein Mikrofon und zöge sich derweil vor laufender Kamera ein Präservativ durch die Nase.
Utube machts möglich: millionenhafte klicks –
Da war es zu Beuys Lebzeiten noch verhältnismässig schwer eine Plattform zu erklimmen, auf der man ein grösseres Publikum erreicht.
Ich bin der Ansicht das es Menschen gibt die spirituelle Erfahrungen gemacht haben, aus denen sich weitreichende Konsequenzen für das eigene Leben ergeben.
In den meisten Fällen sind diese Erfahrungen derart intim, das auf eine öffentliche Darstellung schon aus Gründen des Selbstschutzes verzichtet wird.
Leitet man daraus dann aber Werte ab, für die man auch öffentlich eintritt begibt man sich auf dünnes Eis.
Will man Beuys als Menschen verstehen, sollte man die Reaktionen seiner Freunde aufmerksam lesen.
Er kann sich ja nun nicht mehr selbst zur Wehr setzen.
Was dieser Medienfuzzi Hans Peter Riegel sowohl bei Immendorf und Beuys ausnutzte.
Seine eigene Biografie kreativ umgarnen finde ich nach der Diffamierung noch großartiger als vorher.
@DerDilletant … oder ganz einfach lästig.
Trotzdem: Der Öffentlichkeit ein vollständiges und moralisch ausgereiftes Selbstbild präsentieren zu können, macht noch keinen guten Künstler. Ebenso gilt – für mich – der Umkehrschluss.
Beuys & Medien Der Beuys hat es tatsächlich geschafft die abstrusen Bemühungen völkisch gesinnter Anthroposophen wieder salonfähig zu machen.
Es wird wieder schwarz rot gold getragen, die Nationalhymne wird wieder auf der Strasse und in Fussballstadien geschmettert
und wir dürfen sogar wieder Kriege führen.
Unsere Waffen sind begehrt, wir kaufen uns Rentnersitze in aller Herren Länder und mischen mit beim Poker um den Rohstoff Wasser.
Die Amerikaner haben es uns leicht gemacht, das hat Beuys gezielt genutzt um die deutsche Seele rein zu waschen.
Endlich wird Steiner als Enttraumatisierungsapostel enttarnt und seine Jünger auf dem Scheiterhaufen der gläsernen Gesellschaft
abgefackelt !
Gut so
Die bisherigen Bücher bis auf eines: Frank Gieseke und Albert Markert, Flieger, Filz und Vaterland : eine erweiterte Beuys-Biografie. Berlin 1996. In diesem viel zu wenig beachteten Buch steht alles, was man über Nazi-Verstrickung und spätere -Verharmlosung dieses Schamanen und Selbstinszenierungsweltmeisters wissen muss. Wurde Zeit, dass mal jemand die Beuyssche Bude entzaubert.
Es scheint immer nur um Verurteilung zu gehen.
Ich komme indirekt aus der Beuyschen Kunstschule, da meine Professorin bei ihm gelernt hat.
Wieso soll ein Mensch nicht verkrustete und verhärtete Strukturen aufbrechen, um neue Bewusstseinsprozesse anzustoßen
und kreatives Potential freier zu machen.
All jene Männer die den Krieg überlebten und sich dort schuldig gemacht haben,
gaben der BRD bedauernswerter Weise auch ein Gesicht.
Noch heute schäme ich mich für die mangelhafte Aufarbeitung der Nazifratze Deutschlands,
zumal es nicht nur um individuelle Schuld und Verstrickungsgrade gegangen wäre,
sondern eben auch um eine Aufarbeitung der Menschenwerte und ein Bewusstsein für Frieden.
Unter diesem Aspekt ist mir der Einfluss den Beuys in Deutschland genommen hat wesentlich lieber als der der grauen
Masse von Kriegsverbrechern die unserem Land ihr jetziges Gesicht mit aufgedrückt haben.
Es geht nicht um Verurteilung, das wäre eine Anmaßung, es geht darum, hinter die Kulissen der “Show” zu sehen, weil es das Recht der Öffentlichkeit ist zu wissen, wer der Mensch als Mensch ist, wenn er sich denn als Anführer, als “Schamane” inszeniert und die Welt mit seinem Tun und mit seinem Werk künstlerisch / politisch zu beeinflussen, zu ändern trachtet, womöglich noch mit moralischem Impetus (wie Grass). Der Fehler fängt natürlich schon da an, wo Menschen einen Künstler unkritisch verehren und ihm folgen, gar seine Schüler werden.
Wie ich schon sagte, das Werk selbst kann man auch bewundern, wenn der es schaffende Künstler schwere Charaktermängel aufweist (Wagner, Hamsun, Pound …), doch wenn das Werk ganz wesentlich durch ihn oder sie als (Heils-)Erscheinung geprägt ist, ist es um so wichtiger, alles das Werk Betreffende zu wissen bis hinein in das dann durchaus nicht mehr Persönliche. (Ist das Werk eines Künstlers allerdings nicht der Rede wert, kann man den Menschen dahinter getrost den Instanzen überlassen.)
Vielen Dank lieber Herr Schlinkert, Sie bringen es auf den Punkt! Es gehört nämlich durchaus zur Sache, zu wissen, auf welch sumpfigem Boden die Beus’sche Ideologie gewachsen ist. Von einem Menschen mit den intellektuellen Fähigkeiten dieses Künstlers darf das Publikum wohl erwarten, dass die während der Nazizeit gemachten Erfahrungen nicht entpolitisiert und mythologisch überhöht werden. Aus dem Erlebnis, während des Krieges als Kampfpilot abgeschossen und anschließend gerettet zu werden spirituellen Honig zu saugen wäre nach meiner Ansicht nur dann akzeptabel, wenn die politisch-moralische Dimension miteinbezogen bzw. kritisch reflektiert worden wäre. Ich unterstelle mal, das war Beuys denn doch zu “profan”.
Ich denke, es geht um ein absolut notwendiges Maß an Information, auf das besonders die Nachkriegsgeneration ein Recht hatte, nicht nur in bezug auf Künstler; auch andere Personen des öffentlichen Lebens mit Verantwortung und Wirkung, Oberstaatsanwälte, Polizeipräsidenten, Minister, Bischöfe, Intendanten usw. müssen sich nicht nur Einsichtnahme gefallen lassen, sondern auch in Selbstverantwortung von sich aus Einblick geben – wer das nicht kann oder will, sollte keine solche Position erringen können, wie sie sich Beuys errungen hat oder Grass. Und was Beuys (und auch Grass) angeht, so hatte er lange genug Zeit, sich gegen etwaige Vorwürfe zu wehren, wenn sie denn tatsächlich falsch gewesen wären, wenn er denn seine Vergangenheit nicht teilweise verschwiegen bzw. verkitscht hätte. Daß er nun tot ist, dafür können die Autoren, die sein Leben erforschen, ja nichts. Ob Beuys ein guter Künstler war, wird nun neu und anders zu diskutieren sein, ohne dadurch zu einer “Verurteilung” kommen zu können, denn das setzte ja voraus, sich zum Richter aufzuschwingen. Eine umfassende Neu-Beurteilung aber wird wohl nicht zu verhindern sein, hoffe ich.
Der Mittsommer naht, und so sitze ich im abgedunkelten Zimmer und überarbeite Text, denn schon auf dem Balkon gelänge mir nichts weiter als pures Wettergenießen (verschiebe ich auf später), ganz anders als das bei Ihnen der Fall zu sein scheint, die sich mit Laptop draußen auf der Rutsche offensichtlich ganz wohl fühlt. [Sagen Sie mal, haben Sie etwa abgenommen? Sicher nach der berühmten Alban-Nikolai-Herbst-Methode, weniger fressen, mehr bewegen und allen Leuten erzählen, daß man sich selbst zum Abnehmen verdonnert hat, allumfassender Ästhetik wegen.]
Ich hingegen liege tatsächlich auf meinem Balkon, Sonnenschirm über dem Haupte, Laptop auf dem Schoß! Mal sehen, wie lange es hält, es faucht schon jetzt vor Überhitzung…
Arbeiten tu’ ich trotzdem. Momentan korrigiere ich einen politischen Text meiner iranischen Freundin, danach ist die Stiftungsarbeit dran. Immerhin muss ich in keinem Büro schmoren…
(Die ANH-Methode, so effektiv sie offensichtlich auch ist, erscheint mir bei diesen Temperaturen für meinen Luxuskörper doch etwas brachial – außerdem: Ich kann mich ja jederzeit schönzeichnen!)
Ich bin bar jedes Besitzes eines Sonnenschirms, wenngleich die Sonne, nachdem sie frühmorgens ins Wohnarbeitsschlafzimmer schien, tagsüber sich ohnehin hinter der Brandmauer verschanzt und erst nach vier um die Ecke lukt und den Balkon beleckt. (Ost-West-Wohnungen sind die besten, zumindest im Sommer!) Was die ANH-Methode angeht, so kenne ich die auch als NWS-Methode, denn ich kann ja nicht so gut zeichnen wie Sie, wenngleich Sie das Selberschönzeichnen nun doch echt nicht nötig haben, aber hallo! Schönes Braten noch!
Auch an mir, lieber Norbert, nagt der spitzige Zahn der Zeit! Aber lassen wir das, im Moment steht alles zum Besten, nur dem Laptop ist elend zumute; ich muss es mal eben einen kühlen Drink aus der Steckdose nehmen lassen.
Sitze also abdampfend am Schreibtisch, letzte Seite Korrektur der Beobachtungen zur Entwicklung der iranischen Politik. Die ich natürlich überhaupt nicht aus eigener Anschauung verstehe, was aber zur stilistischen Überarbeitung auch nicht nötig ist, thank god.
Spitzige Zähne nagen nicht, liebe Phyllis, denn dann brechen die ab, aber lassen wir das, denn wenn alles zum besten steht, umso besser. Ich habe grad eine Szene überarbeitet, die mitten im Winter spielt und trotzdem Hitze hat, jetzt mache ich erstmal eine Pause, denn eigene Texte strengen doppelt an, finde ich. (Außerdem bin ich ja strunzfaul, wie allseits bekannt, ganz so wie mein einziges Vorbild, der grandiose Donald Duck, der zugleich mein Lieblingsvogel ist!)
Ich könnte auch sagen, ich arbeite relativ effektiv und brauche weniger Zeit, um etwas fertigzustellen, aber wie hört sich das denn an! Außerdem gucken die Fleißig-Ineffektiven dann immer so schön böse und denken scheiß Künstlerpack und so was in der Art.
Die bisherigen Bücher über Beuys (die bei mir im Müll gelandet sind) sind ja tatsächlich, wie im Interview gesagt, reine Hofberichterstattung (das kommt sehr häufig vor im Bereich der bildenden Kunst, weil es da eben auch um richtig viel Geld geht), und kritische Worte zu Beuys durfte man in der Kunstszene der 80er ja nicht sagen, ohne beschimpft zu werden. Ich hatte mal geäußert, dieses Foto des Jagd(!)fliegers Beuys, stolz und strahlend neben seinem Bomber stehend, würfe doch Fragen auf, denn wer etwa im II. Weltkrieg Zivilisten mit Bomben tötete, sei doch in jedem Fall ein Mörder – da ging es aber los, Sie können sich das vielleicht vorstellen, denn nirgends ist die Obrigkeitshörigkeit schlimmer als in sich wichtig dünkenden “Szenen”, angebetet wird da immer einer. Insofern soll man Künstler ruhig beschimpfen, wenn sie sich als böse Menschen zeigen oder erweisen, was aber nicht heißt, deren Werke nicht bewundern zu dürfen, wenn die es verdient haben (das beuysche hat es kaum verdient). So, jetzt steht mir das Fett fingerdick auf der Stirn, es ist viel zu warm zum Arbeiten – Balkon, ich komme!
Das Buch von Gieseke und Markert kannte ich nicht. Und ja, es wurde Zeit!
Komme darauf zurück – die Nacht ist zu stickig, um noch hitzige Diskussionen zu führen.
Ach ja die Kulissen in Zeiten des Internet.
Man furze möglich rhythmisch in ein Mikrofon und zöge sich derweil vor laufender Kamera ein Präservativ durch die Nase.
Utube machts möglich: millionenhafte klicks –
Da war es zu Beuys Lebzeiten noch verhältnismässig schwer eine Plattform zu erklimmen, auf der man ein grösseres Publikum erreicht.
Ich bin der Ansicht das es Menschen gibt die spirituelle Erfahrungen gemacht haben, aus denen sich weitreichende Konsequenzen für das eigene Leben ergeben.
In den meisten Fällen sind diese Erfahrungen derart intim, das auf eine öffentliche Darstellung schon aus Gründen des Selbstschutzes verzichtet wird.
Leitet man daraus dann aber Werte ab, für die man auch öffentlich eintritt begibt man sich auf dünnes Eis.
Will man Beuys als Menschen verstehen, sollte man die Reaktionen seiner Freunde aufmerksam lesen.
Er kann sich ja nun nicht mehr selbst zur Wehr setzen.
Was dieser Medienfuzzi Hans Peter Riegel sowohl bei Immendorf und Beuys ausnutzte.
Seine eigene Biografie kreativ umgarnen finde ich nach der Diffamierung noch großartiger als vorher.
@DerDilletant … oder ganz einfach lästig.
Trotzdem: Der Öffentlichkeit ein vollständiges und moralisch ausgereiftes Selbstbild präsentieren zu können, macht noch keinen guten Künstler. Ebenso gilt – für mich – der Umkehrschluss.
Beuys & Medien Der Beuys hat es tatsächlich geschafft die abstrusen Bemühungen völkisch gesinnter Anthroposophen wieder salonfähig zu machen.
Es wird wieder schwarz rot gold getragen, die Nationalhymne wird wieder auf der Strasse und in Fussballstadien geschmettert
und wir dürfen sogar wieder Kriege führen.
Unsere Waffen sind begehrt, wir kaufen uns Rentnersitze in aller Herren Länder und mischen mit beim Poker um den Rohstoff Wasser.
Die Amerikaner haben es uns leicht gemacht, das hat Beuys gezielt genutzt um die deutsche Seele rein zu waschen.
Endlich wird Steiner als Enttraumatisierungsapostel enttarnt und seine Jünger auf dem Scheiterhaufen der gläsernen Gesellschaft
abgefackelt !
Gut so
Wirklich eigenartig, dass sich immer nur die Fleißigen als strunzfaul bezeichnen…!
Nachdem der >>> Kollege Beuys heute sein Fett weggekriegt hat, neige ich ja dazu, in die Künstlerbeschimpfung einzustimmen…
Die bisherigen Bücher bis auf eines: Frank Gieseke und Albert Markert, Flieger, Filz und Vaterland : eine erweiterte Beuys-Biografie. Berlin 1996. In diesem viel zu wenig beachteten Buch steht alles, was man über Nazi-Verstrickung und spätere -Verharmlosung dieses Schamanen und Selbstinszenierungsweltmeisters wissen muss. Wurde Zeit, dass mal jemand die Beuyssche Bude entzaubert.
Es scheint immer nur um Verurteilung zu gehen.
Ich komme indirekt aus der Beuyschen Kunstschule, da meine Professorin bei ihm gelernt hat.
Wieso soll ein Mensch nicht verkrustete und verhärtete Strukturen aufbrechen, um neue Bewusstseinsprozesse anzustoßen
und kreatives Potential freier zu machen.
All jene Männer die den Krieg überlebten und sich dort schuldig gemacht haben,
gaben der BRD bedauernswerter Weise auch ein Gesicht.
Noch heute schäme ich mich für die mangelhafte Aufarbeitung der Nazifratze Deutschlands,
zumal es nicht nur um individuelle Schuld und Verstrickungsgrade gegangen wäre,
sondern eben auch um eine Aufarbeitung der Menschenwerte und ein Bewusstsein für Frieden.
Unter diesem Aspekt ist mir der Einfluss den Beuys in Deutschland genommen hat wesentlich lieber als der der grauen
Masse von Kriegsverbrechern die unserem Land ihr jetziges Gesicht mit aufgedrückt haben.
Es geht nicht um Verurteilung, das wäre eine Anmaßung, es geht darum, hinter die Kulissen der “Show” zu sehen, weil es das Recht der Öffentlichkeit ist zu wissen, wer der Mensch als Mensch ist, wenn er sich denn als Anführer, als “Schamane” inszeniert und die Welt mit seinem Tun und mit seinem Werk künstlerisch / politisch zu beeinflussen, zu ändern trachtet, womöglich noch mit moralischem Impetus (wie Grass). Der Fehler fängt natürlich schon da an, wo Menschen einen Künstler unkritisch verehren und ihm folgen, gar seine Schüler werden.
Wie ich schon sagte, das Werk selbst kann man auch bewundern, wenn der es schaffende Künstler schwere Charaktermängel aufweist (Wagner, Hamsun, Pound …), doch wenn das Werk ganz wesentlich durch ihn oder sie als (Heils-)Erscheinung geprägt ist, ist es um so wichtiger, alles das Werk Betreffende zu wissen bis hinein in das dann durchaus nicht mehr Persönliche. (Ist das Werk eines Künstlers allerdings nicht der Rede wert, kann man den Menschen dahinter getrost den Instanzen überlassen.)
Vielen Dank lieber Herr Schlinkert, Sie bringen es auf den Punkt! Es gehört nämlich durchaus zur Sache, zu wissen, auf welch sumpfigem Boden die Beus’sche Ideologie gewachsen ist. Von einem Menschen mit den intellektuellen Fähigkeiten dieses Künstlers darf das Publikum wohl erwarten, dass die während der Nazizeit gemachten Erfahrungen nicht entpolitisiert und mythologisch überhöht werden. Aus dem Erlebnis, während des Krieges als Kampfpilot abgeschossen und anschließend gerettet zu werden spirituellen Honig zu saugen wäre nach meiner Ansicht nur dann akzeptabel, wenn die politisch-moralische Dimension miteinbezogen bzw. kritisch reflektiert worden wäre. Ich unterstelle mal, das war Beuys denn doch zu “profan”.
Ich denke, es geht um ein absolut notwendiges Maß an Information, auf das besonders die Nachkriegsgeneration ein Recht hatte, nicht nur in bezug auf Künstler; auch andere Personen des öffentlichen Lebens mit Verantwortung und Wirkung, Oberstaatsanwälte, Polizeipräsidenten, Minister, Bischöfe, Intendanten usw. müssen sich nicht nur Einsichtnahme gefallen lassen, sondern auch in Selbstverantwortung von sich aus Einblick geben – wer das nicht kann oder will, sollte keine solche Position erringen können, wie sie sich Beuys errungen hat oder Grass. Und was Beuys (und auch Grass) angeht, so hatte er lange genug Zeit, sich gegen etwaige Vorwürfe zu wehren, wenn sie denn tatsächlich falsch gewesen wären, wenn er denn seine Vergangenheit nicht teilweise verschwiegen bzw. verkitscht hätte. Daß er nun tot ist, dafür können die Autoren, die sein Leben erforschen, ja nichts. Ob Beuys ein guter Künstler war, wird nun neu und anders zu diskutieren sein, ohne dadurch zu einer “Verurteilung” kommen zu können, denn das setzte ja voraus, sich zum Richter aufzuschwingen. Eine umfassende Neu-Beurteilung aber wird wohl nicht zu verhindern sein, hoffe ich.