“Fernsehen frisst die Phantasie, Lesen beflügelt sie” sagte Tusker gestern Abend, “ab sofort bleibt die Kiste aus.” Sollte Miss TT vielleicht auch in Erwägung ziehen, obwohl sie das TV-Programm sowieso ignoriert; sie schaut Serien. Ab in die Parallelwelt und je mehr Staffeln, desto besser. In ihrem eigenen Kopf hält sie es abends nicht aus, der ist ein Wühltisch von unüberschaubaren Ausmaßen, grab and run, nichts addiert sich, alles ist billig. Nun bringt Selbstzerfleischung weder Lust noch Gewinn, doch das hat die hierfür Talentierten noch nie daran gehindert, soweit man weiß. Vielleicht ist die Ansage der Stunde, das Wollen einzustellen. Loszulassen.
“Dir passiert schon nichts” behauptete kürzlich jemand. “Stell dir einfach vor, wenn du hintenüber fällst, ist da ein duftender Heuhaufen.”
“Ich bin allergisch gegen Heu” sagte ich, “ich krieg’ Asthma, das Zeug kann mich killen.”
Die Stimme der Vernunft ist ein Parasit. Milch ist alle, heute gibt’s nur Schnaps.
wir sehen von ferne bücher und lesen die gebrauchsanweisung eines toasters. weitergebracht hat uns nichts von alle dem.
Vielleicht ist auf dem Punkt sein auch wichtiger als weiterkommen…?
@Phyllis Ihre Klosterwoche scheint nachzuwirken 🙂
@Books and more Und wie! : )
Ja, die Abendgestaltung ist immer so ein Problem, kenne ich, weil Anspruchsvolles egal wo und im Fernsehen sowieso sehr, sehr rar ist, während ja die dümmliche Volksunterhaltung sintflutartige Ausmaße angenommen hat. Gute Serien zu gucken ist da schon das Beste, was man, ohne sich zu bewegen, tun kann, es sei denn, man liest abends Bücher, was ich aber eigentlich nur tagsüber tue, so daß ich vom Tatah der Tagesschau an, die ich aber nicht gucke, ein allabendliches Dilemma zu bewältigen habe, denn ich habe alle Serien ausgeguckt bzw. warte auf die nächste Staffel oder darauf, daß die DVDs billiger werden; allerdings kann man natürlich in Berlin auch jeden Wochentag (auch allein) ausgehen und rauchen und trinken und quatschen, da hat man einen unschätzbaren Vorteil gegenüber den anderen wochentags- oder ganz und gar verschnarchten Großstädtchen, denn gelegentlich freiwillig mit Menschen zu sprechen, die man nie zuvor gesehen hat, ist in jedem Fall meist eine gute Abendunterhaltung. Wollte ich nur mal angemerkt haben, nu’ muß ich aber weiter an meiner finalen Romanüberarbeitung arbeiten, damit bald die anspruchsvollen Leser:innen für eine Weile ein Problem weniger haben.
Manchmal fürchte ich fast, ich habe alle guten Serien schon gesehen bzw. sehe sie im Moment, aber zum Glück stimmt das wohl nicht! (Twin Peaks, Deadwood, Six Feet Under, The Mentalist, Mad Men, Game of Thrones, Sopranos, Boardwalk Empire; es gibt natürlich noch andere sicher sehr gute, die aber thematisch nicht meinen Geschmack treffen.)
Anspruchsvolle Leser:innen sind welche, die ihre Gefangennahme durch den Text auf ihre je eigene Weise befördern, also aktiv das Ihrige beisteuern und sich mit dem Autor im Text treffen. (Im Gegensatz zu Menschen, die sich umstandslos in etwas versetzen lassen und sofort “losschunkeln”, wenn der Kitsch beginnt.)
Liebe Phyllis, isch kück ma, obbet da wat jibt, wat mir jut jefallen möchte täten! Bald kommt ja hoffentlich “Lilyhammer” und “Copper” und “Top of the Lake” auf den Markt.
(Als ich jung war und viel Zeit hatte, habe ich auch gerne Schmöker gelesen, Philip Djian, John Irving und sone Sachen – ist ja nix gegen einzuwenden.)
Whirlpool. Ein duftender, blubbernder Whirlpool. Nicht ein Heuhaufen.
Nun machen Sie mir schon Angst vor meiner eigenen Überschrift, bester Books! ; )
Ich kann Ihnen ein paar Serien empfehlen, die hohen Ansprüchen genügen!
(Was ist eine “anspruchsvolle” Leserin??? ; )
Lieber Norbert, ich hätte da noch Carnivale, The West Wing, Fringe, Lost, Neverwhere, Alias, Borgen und Upstairs Downstairs zu bieten –
diejenigen, die Sie aufzählen, habe ich leider auch längst durch.
“Losschunkeln”?
Argh! : )
Mit besten Grüßen,
Ihre anspruchsvolle Leserin (die aber durchaus auch den ein- oder anderen Schmöker nicht verschmäht)
Meine erste Assoziation zur Überschrift war, dass es sich um ein altes (vielleicht regionales) Wort für eine (vielleicht besonders große) Heuschreckenart handle. Das ‘U’ darinnen erschien mir viel furchtentsprechender als das ‘E’ in ‘Heuschreck’ und machte das Bild einer Wiese, unter dunklen Sommernachmittagswolken gegen einen grau-undeutlichen Wald ansteigend.
Live long and prosper!*
*Meine confessio zum Serien-Thread 🙂
Belletristik schmökern galt im Hause Kiehl schon immer als anstößig. “Schmutz und Schund!” schrieen die Altvorderen verächtlich. Dann musste man bereuen und etwas ungemein vernünftiges tun, bevor man sich seinem Backstein wieder zurückziehen durfte…