befand sich auf dem Land. Man ging langsam im Kreis. Die Leute waren einfache Leute. Manchmal, wenn sie stehen blieben, berührten sich ihre Körper. Es gab keine Führungsfigur, zumindest keine, die als solche zu erkennen war. Vor ihr ging ein Mann, hinter ihr ebenfalls. Wo waren die Frauen?
Ohne Signal kam der Kreis erneut zum Stehen. Ihr Vormann wandte sich zu ihr um und sagte:
„Ich habe es gehasst, dass du da bist und dass ich körperlichen Kontakt mit dir hatte.“
Der Mann, der hinter ihr gegangen war, schaltete sich ein, rügte den anderen wegen seiner Grobheit, doch der wollte davon nichts hören. Er entfernte sich, ohne eine Erklärung abzugeben.
Sie nahm ihre Klamotten und ging zum Gruppenhaus, wollte sich einen Platz suchen dort. Drinnen saßen viele Menschen und meditierten. Alle sahen auf, als sie durch die Tür kam, doch niemand niemand rückte für sie beiseite. Sie spürte, dass sie nicht willkommen war und kehrte dem Haus den Rücken.
Draußen angekommen, beschloss sie zu fliegen. Über die Menschen hinwegzufliegen, ihnen zu zeigen, dass sie sie nicht nötig habe. Sie konzentrierte sich und hob schaukelnd vom Boden ab.
Sie kam drei, vielleicht vier Meter hoch. Das reichte, um Überblick zu bekommen und von den anderen gesehen zu werden, reichte aber nicht, um sich souverän zu fühlen. Sie hatte zwei Kissen unter die Arme geklemmt, eins rechts, eins links. Beim Abheben fragte sie sich, woher sie die plötzlich hatte.
Taumelnd schwebte sie über das Gelände. Die vertraute Genugtuung stellte sich ein, als sie die Menschen unter sich sah – wie immer war sie die einzige, die die Fähigkeit zu fliegen besaß. Sie wusste, wenn sie höher stiege, würde sie die Kontrolle verlieren. Sie konnte höher steigen! Sie konnte hoch fliegen wie ein Adler, und höher. Doch da war immer das Wissen, dass sie dann ins Grauenvolle abgetrieben würde. Und das war so wallend schwarz und vage, dass sie eine Heidenangst davor hatte, den Sichtkontakt zur Erde abreißen zu lassen. Wenn sie die Kontrolle verlöre, sich zu weit vom Vertrauten entfernte, würde sie im Himmel verloren gehen und nie wieder zu dem Ort zurückfinden, von dem sie gekommen war.
Ich bilde mir ein, im Text eine geniale Weiterentwicklung der Parabel vom Adler, der im Hühnerstall aufwuchs, zu erkennen.
Die kenne ich nicht – vermute aber, er hielt sich für ein Huhn. Grrr. Ich sehe mich genötigt, an folgende >>> sachdienliche Zeichnung zu erinnern… ; )
Stimmt. Allerdings sind die Zusammenhänge komplexer, als es den Anschein hat.
(würd’s näher ausführen, wenn ich nicht fürchtete, damit den Rahmen zu sprengen)
Ich setze mich über meine Bedenken mal kurz hinweg. (*ächz*)
Die Parabel vom Adler im Hühnerstall (Stichwortsuche:”Adler Hühner Geschichte”) wird in der deutschen Übersetzung im allgemeinen mystifizierend verkürzt dargestellt und damit zur naiven Kindergeschichte herabgewürdigt. Sie beschränkt sich darauf, einen sich seiner Fähigkeit unbewussten, im Hühnerstall Körner pickenden Adler zum Fliegen zu bringen.
Die Parabel wurde von James Aggrey ersonnen, der 1875 in der Goldküste, der späteren britischen Kronkolonie und heutigem Ghana, geboren wurde. Im vollständigen englischen Text liest sich der Stoff schließlich im Kontext der Kolonialzeit, nämlich der Unterdrückung durch den weißen Mann. (man ersetze die “fowls”, “ducks” und “turkeys” mit den Völkern der britischen Kolonialgeschichte). Die Geschichte ist als Aufruf zur Rückeroberung verlorengegangener Freiheit zu verstehen.
Daran, die Rückeroberung, mahnt mich Ihr Text, liebe Phyllis.
Das Geniale Ihres Textes liegt in der Bewusstheit begründet. Aggreys Adler ist sich seiner Fähigkeit nicht (mehr) bewusst, “Sie” indes sogar sehr ausgeprägt (die vertraute Genugtuung stellte sich ein…) Dennoch langt es nicht für das Empfinden von Souveränität.
… – wie immer war sie die einzige, die die Fähigkeit zu fliegen besaß. Diese Feststellung lässt mich wissen, dass “Sie” nicht in die Kommune hinein geboren ist. “Sie” kam dazu mit gesammelter Erfahrung andere Menschen(vereinigungen?) betreffend. Überall scheint “Sie” mit derselben Gleichgültigkeit konfrontiert gewesen zu sein. Gleichgültigkeit ist eine Form der Unterdrückung – ich behaupte, sogar die verletzendste.
Die Heidenangst, (Sicht)Kontakt zu verlieren, hindert “Sie”, so hoch zu fliegen wie ein Adler. “Sie” wird gehindert vom Wissen um die Existenz des Grauenvollen. Wie es tatsächlich beschaffen ist, das Grauenvolle, weiß “Sie” nicht. Dass “Sie” es nicht weiß, weiß “Sie” aber.
Die Vorstellung vom Grauenvollen ist wohl für jede Leser:in grundverschieden. Sich von der Vorstellung zu befreien: dazu ruft dieser Text mich auf – oder: zur Rückeroberung eines unbedrohten Daseinsempfindens.
Lieber Kienspan, schön, dass Sie Ihre Bedenken über Bord geworfen haben – so ein Blick von außen gibt mir Aufwind. Ich hab’ die letzten Monate so viel Energie darauf verwendet, anderen unter die Textflügel zu pusten, dass mein eigener Adler etwas zu kurz gekommen ist. Merci also. Und sprengen Sie ihn weiterhin, den Rahmen: Es gibt genug andere, die freiwillig drinnen bleiben.
nein ich kannte bislang keine kommune.
ich sah in meinen jugendtagen einen saxofonist im rollstuhl ( kreuzeder khiess der wohl )
die kommune befand sich irgendwo auf dem weg nach schweinfurt.
als ich kurzfristig mal bei bamberg wohnte in einem alten bauernhaus mit aussenklo ( am stall ) seinerzeit ( da wo die goldenen herbstäpfel am haus manchmal ein wenig sehr grün aussahen, solange kein sezialbier intus war )
traf ich die connection zu der musikerkommune auf dem weg nach schweinfurt : ein renoviertes ehemaliges kloster, wo so gut wie alle ausgeflogen waren.
es wurde mir erzählt, dass die ehmaligen kommunard:innen nun sich eine dschunke bauen liessen und auf diesbezüglichen meeren gerade schipperten.
es ging um gerade mal ein paar hindert tausend mark diesbezüglich seinerzeit.
ich hätte ein paat jahre vorher ein als von einer gemeinde tituliertes schloss für 300 mark anmieten können, hätte allerdings ein paar tonnen ( tausies für elektrik nachlegen müssen.
muss schluss machen, telefon klingelt- naja kommun..nen …
Das klingt nach gleich drei oder vier Geschichten, die zu erzählen wären, Lobster. Eine Dschunke. Das Schloss. Darüber erführe ich gern mehr. Das wär’ auch interessanter als die Frage, ob Sie nu’ Melusine Barby hasslieben, oder mich, oder doch nur sich selbst – den entsprechenden post hab’ ich vorhin gelöscht. Weil’s nicht darauf ankommt. Ihre Liebe zu Leuten, Ihre Wut auf Leute – das ändert sich bei Ihnen je nach Tagesform. (Na, eher Nachtform)
Fest steht, Sie kommen immer wieder, obwohl Sie sich schon x-mal offiziell auf Nimmerwiedersehen von TT verabschiedet haben. Insgeheim glaube ich ja, Sie fühlen sich hier pudelwohl. Warum, wissen nur die Geier – so oft, wie Sie mich schon beschimpft haben.
Tja.
Sie sehen, ich kann das nicht genauso leicht aus meinem Gedächtnis streichen, wie ich es von meinem Weblog lösche.
sie und baby gehören zu einer generation danach : der generation golf ( und nun generation smart )
sie sollten nichts über punk und kommunen schreiben.
aus ihrem mund klingt das einfach nur falsch.
sie sollten etwas über alban herbst und harald glööckler schreiben, das ist doch echt mal ein guss.
über die kunst echt wirklich und saugut nicht eindeutig zu sein.
ich sags nocnmal, für mich besteht die kunst darin eben so eindeutig zu sein wie möglich, vor allem poetisch.
ich ziehe mal so weit es geht politisches ab.
hass ist meinerseits null, liebe ein wenig, phy.
naja vergessen sie taintin’ talents.
ihr talent besteht halt darin, gewitzt und eloquent dagegenzuhalten.
gegen was aber ?
gegen rot lackierte fussnägel und freaks die es nicht ( mehr ) gibt ?
vielleicht sind sie ein wenig anachronistisch in ihrer (meinerseits ) gewähnten feuadal-affirmation ( glööckler-wie-herbst )
und meese wird noch in bayreuth den parzifal inszenieren.
passt doch echt.
game over, phy.
( natürlich erzählter mir der schwule was über knarren hinter dem tresen, die er nie sah und natürlich kamen vielleicht mal leute vom rd dazu rein )
na und ?
schafft man so knarren ab schwule und koks ?
oder drohnen und ferngesteuerte panzerchen gegen betende kämpfer:innen aus fleisch & blut mit ner kalaschnikov in der hand ?
ich lese die blogs von barby und alban nicht mehr.
na und ?
hassliebe ( wie kann farauman auf so einen bullshit nur kommen ? ? )
ich will kunst lauschen – kündige mal jemand kunst an.
sorry bin ein wenig sehr echauffiert soeben.
klar tut es weh wenn man sich mit missliebigen poltischen themen beschäftigt und klar thront man nicht darüber, tut man das un dklar verändert sich nichts, beschäftigt man sich nicht mit politisch missliebigen themen und klar ist man schon eine angekratzte persönlichkeit und klar ist radikalität vor allem für den radikalen schwierig und klar macht man lieber die augen zu und geht durch etwas, was man mit offenen augen auch nicht verhindert
ach phy, warum ich hier noch kommentiere ?
weil mir nichts besseres einfällt als sie an’s löschen zu bringen sowie sie vielleicht apellativ sich gerieren in einer wirklich opak-verstrickten, vernähten welt.
ich brauche die absulotion, die purgation aus ihrer löschtaste.
das ist es doch
@Lobster Sie sind bekennender als ich? Machen Sie was draus. Dann nehm’ ich auch den Finger vom Fegefeuer, versprochen.
wenn ich’s mir recht überlege… genau so könnte das Lebensgefühl einer Migrantin aussehen. Angegiftet, ausgegrenzt, ignoriert, nackt der Entfaltung beraubt.
Die Metapher des Fliegens brächte, aus diesem Blickwinkel besehen, die Sehnsucht nach Geltung zum Ausdruck und eine “kontra-phobische” Distanzierung von einer ausstoßenden Gesellschaft. Das Fliegen ist nämlich mit Angst behaftet.
Mir erschließt sich auf diesem Interpretationspfad die Angst vor dem Grauenvollen als die Erwartung des Scheiterns. Fliegen zu können, so hoch wie ein Adler, gar noch höher, und dennoch das Abgetrieben werden zu fürchten, weist darauf hin. Wäre da Erfahrung vorhanden, dass der Abdrift bereits einmal widerstanden werden konnte, sähe die Perspektive anders aus.
So aber unterbleibt der Versuch. Entgegen der eigenen Überzeugung vom Können und Vermögen. Das macht betroffen.
hallo kienspan
ihr duktus behagt mir nicht ( ganz ) ihr anliegen scheint in mienen kiemen redlich zu sein ( u now i am a totally red snapper like the zero-community )
i talked the last word in that tread.
i drunk much more than two glasses of red wine ( up 2 theres’ 4 maybe more )
what u post in that several days old thread ?
” wenn ichs mir recht überlege “
was wäre sie überlegten es nicht recht _ unrecht.
kann man nicht mal etwas unrecht überlegen ?
ich überlege es mir mal jetzt echt unrecht :
fliegen ist sache der fliegen.
überfliegen tun überfliegen, die es nicht gibt.
überfliegen sind vielleicht kampfflugzeuge.
was wollen sie dagegen sagen ?
kunstflieger sind kamfflugzeugbesitzer für den zeitraum eines kampfflugeinsatzes ?
oder :
wo worte zeitraum besetzen, ist soweit niemand gestorben, als diese worte sich nicht gegen den krieg richteten.
vielleicht, kienspan.
@Lobster Eine feine Klinge führen Sie da.
Im blendenden Schein der Camouflage robbt die Unredlichkeit heran.
anscheinend . zu . unrecht . fliegen . schiss . ( ) < ? : !
( sorry )
windgriff
manche wörter
leicht
wie pappelsamen
steigen
vom wind gedreht
sinken
schwer zu fangen
tragen weit
wie pappelsamen
manche wörter
lockern die erde
später vielleicht
werfen sie einen schatten
einen schmalen schatten ab
vielleicht auch nicht
H. M. Enzensberger