Du wirst ausrutschen.
Deine Freunde werden nur selten die Geduld mit dir verlieren, doch das wird dir gleichgültig sein. Du wirst dein Gesicht in die Höschen und Hemdchen vergraben, die du gestohlen hast.
Du wirst schön aussehen. Der Mangel wird deine Haut falten und dir den durchscheinenden, zerknitterten Charme verleihen, der manchen Frauen gut gefällt. Sie werden kommen und fragen, was sie für dich tun können, du wirst sie ablecken und sofort wieder vergessen. Niemand wird wissen, was aus ihnen geworden ist.
Später wirst du dir die Decke zwischen die Beine klemmen und die Spinnweben in den Zimmerecken beobachten, die sich manchmal bewegen und manchmal nicht. Die Frau neben dir wird schlafen. Ihre ruhigen Atemzüge werden dich so rasend machen, daß du dich nur mühsam zurückhalten kannst, ihr ins Gesicht zu schlagen.
Und das Zimmer wird immer da sein, dieser Kasten, in dem du herumschnüffelst und suchst und jede Ritze kennst; es riecht nass, als sei es in die Erde gegraben. Wahrscheinlich ist es das, denn du kommst nicht heraus.
Du wirst das Tier nicht mehr loswerden, in das du dich verwandelt hast. Du wirst kaum merken, daß du so viele Wörter vergisst, denn jene, die du brauchst, kommen dir immer noch flüssig über die Lippen, doch es werden immer die gleichen sein.
Sie, der ich es vorlas, nannte mich einen Mörder.
Wer bin ich, dem zu widersprechen?
Dieser Text, liebe Phyllis, packt an der Gurgel und hebt einen halben Meter die Wand entlang schürfend hoch. Da oben zappelnd habe ich todesmutig zwei Fragen:
Niemand wird wissen, was aus ihnen geworden ist.
Dass jener sie sogleich wieder vergessen wird, kann ich nachvollziehen. Doch dass sie danach in der Versenkung verschwinden werden, für niemanden mehr wahrnehmbar, will sich mir nicht erschließen. Sorgende Frauen finden i m m e r Beachtung (wohl manchmal aus fragwürdigen Motiven). Verstehe ich da einen wichtigen Hintergrund nicht, oder ist’s eine Ungereimtheit des Textes?
Wahrscheinlich ist es das, denn du kommst nicht heraus.
“Wahrscheinlich ist es das” verbindet sich in mir mit dem vorangehenden Komparativsatz “als sei es in die Erde gegraben”. Die Begründung “denn du kommst nicht heraus” vermag ich nicht zu knacken. Will dieser Kausalsatz ein Unvermögen oder einen Unwillen ausdrücken? Ersteres erzeugte in mir ein vages Bild des Verschüttetseins, welches jedoch nicht unmittelbar aus dem Text ableitbar wäre. Auch hier: verstehe ich da etwas nicht, oder …?
Der letzte Absatz ist übrigens der furchtbarste in seiner prophezeienden Gewissheit. Da regt sich Widerstand in mir, heftig.
(…und jetzt möcht’ ich gerne wieder runter, bitteschön…)
Lieber Kienspan, ich antworte Ihnen morgen; muss erst einmal selbst nachdenken. Bin aber zufrieden ob der Auswirkungen meines Textes – eben so beklemmend sollte er sein.
Aber es ist nur ein Text.
Und morgen fahren alle zusammen an die See.
Sagte meine Oma, wenn ich mich fürchtete.
Also bitte runter von der Wand.
*Lächelt*
ja gut, ich bin der meinung dasss prophetie nicht einmal anerkannten propheten zustand und wenn dann als weissagungen hin zu einem idealeren “weiterkommensplateau”, alles andere, also zum beispiel üble prophezeihungen lassen sich gerne mit rancune-absichten verquicken oder so.
sorry, das ist echt löschbarer stoff unter dem löschbar-gewesen-seienden löbster zeuch usw.
ich pflege hier eher rinpotsches überzeichnung.
also ich fand den text sozusagen zernichten wollend und nicht mörderisch.
( muss was raucehn jetzt und spul mich woanders hinn )
bevor mann prophezeihungen ausspreche, wende mann seine kritik an eine weibliche instanz, die in ratgeberschaft zu dem kritisierenden stünde.
zernichten wollend, mörderisch Das sehe ich nicht ganz so. Die im letzten Textabsatz angedeutete, asymmetrische Sprachverschlankung, zum Beispiel, existiert “im wirklichen Leben” tatsächlich – ebenso die beschriebene Blockiertheit, speziell jene der Aggression.
Der Text entwirft eine sich einschleichende Auswirkung “zernichten wollender”, “mörderischer” Einwirkung. Gerade d i e ist aber nicht mal ansatzweise skizziert. Da kommt uns unsere Phantasie ungebeten zu Hilfe. Die Autorin, damit bezeichne ich den besonderen Schreibmodus, setzt diesen Effekt sehr klug und wirkungsvoll ein.
Jetzt komm ich !
Ich bin die überzeugte Gefühlsautomation in blogs, die eine maximale Massenwirksamkeit erreichen wollen, das ist bislang nicht ganz klar geworden.
Ihr müsst Gebärmaschinen sein wollen und können, MädelZ, wenn ihr eiskalt werden wollt und in Sachen Erziehung unterwegs seid, der Erziehung der Dankbarkeit gegenüber der ‘harten Hand’, der Erziehung eines alten Glückseligkeitsgefühls als Entmachtete, was sonst!
(?)
So I am.
wo sind sie denn kienspan ?
wir lieben die rekonstruktion der harten, ja gütig den güte bedürfenden vorkommen müssenden hand der von der leihen noch nicht, sag ich mal.
leihe ich jetzt eine verloren geglaubte gehöhrschnecke ( cochlea ) ihren emphatischen entgüssen ?
Jetzt musst du für mich mitsorgen!
Teilzeitarbeit, vielleicht?
du musst gelöscht werden nicht ausgelöscht, leyen.
dich nehm ich mir andersweitig vor demnäxt.
ät kienspan warum machen sie sich so klein ?
( indem sie sich zu einem kienspan machen ? – gut, ich machte mal einen auf “wirkungsquantum” – wieso verfallen wir solcherlei veniedlichungen, die nicht nur unsere prägungsabsicht sondern unsere prägungswilligkeiten, mir fehlt das definitive wort hier – prägungsgewilltgewesenseiendenwilligikeiten würde das vielleicht sprachgenetisch angerissen haben wollen )
asymmetrische sprachverschlankung : die prophezeihung ist nicht viel besser als ihre entäusserte kritik : da redet jemand nicht über seine abenteuer.
z.b.
Wollte ich mich als Künstler fühlen wollen müsste ich mir die Zeit lassen, die ich mir bislang nicht gewähren konnte ( psychisch, physisch, nicht ganz philosophisch-entideologisiert-abstrahieren wollend-mathematisch usw ) ich liesse mir eigentlich weder erkenntnistheoretische noch gestalterische Freiräume.
klingt irgendwie plausibel.
eitel womöglich.
Vor der Eitelkeit sind Sie anscheinend nicht gefeit, lobster ?
@Lobster Was meinen Sie mit “klein machen”? “Kienspan” ist doch eine Metapher, die mit Kleinheit überhaupt nichts zu tun hat.
“da redet jemand nicht über seine abenteuer”
Das bedarf noch weiterer erläuternder Eingrenzung, damit klar wird, w e r da nicht redet.
eitel ist das system der strasse, ich halte mich gerne in abgeschiedenheit.
bedeckt.
ja gut vielleicht auf nähere tuchfühlung gehen zu wollen, metaphernfunke, metaphernholz, wo bekomm ich jetzt sprit her ?
möglichst kostenlos ?
sie müssen mit kartographierungen anfangen, wo alles auf gps ist und nur noch verwaltungstechnisch-menschenführend geschult, als geschultes beamtentum.
so schlank wie möglich.
sorry, bin echt am abdrehen.
ich sollte dir meine hand geben und dich durch meine welt führen wollen.
warum hab ich nur diese scheisse http://syncrash.blogspot.com/ und kein echtes blog und warum favorisiert jemand vielleicht so etwas wie autofetischismen ( auto = das ich = das selbst und alles was nicht dazugehört, ihr mit dem schwamm, so geht das jetztbewusstseyn
ich bin dann ein bildungsschwamm oder so der sich unter was gestellt sehen kann )
Unter die Fusssohle, lobster und jetzt erst recht!
Mach mir noch ein Kind, Baby, und ich verspreche Dir, Du wirst mich danach nicht mehr begatten wollen, weil du Angst vor der technik hast, vor der Automation, vor Zukünftlichem, ja, lach nur.
Du verfügst nicht über dem ganz Ganzen.
Du.
Du Aufrührer und gesittet sein wollender !
Du Mensch.
@Kienspan Niemand wird wissen, was aus ihnen geworden ist.
“Dass jener sie sogleich wieder vergessen wird, kann ich nachvollziehen. Doch dass sie danach in der Versenkung verschwinden werden, für niemanden mehr wahrnehmbar, will sich mir nicht erschließen. Sorgende Frauen finden i m m e r Beachtung (wohl manchmal aus fragwürdigen Motiven). Verstehe ich da einen wichtigen Hintergrund nicht, oder ist’s eine Ungereimtheit des Textes?”
>>> Ungereimtsein könnte man nur als Kriterium verwenden, wenn man voraussetzte, dass der Text logisch aufgebaut sein müsste. Ist er aber nicht. Meine Assoziation war eher die, dass die Frauen z u E n d e abgeleckt werden – nichts mehr von ihnen übrig bleibt.
Wahrscheinlich ist es das, denn du kommst nicht heraus.
“Wahrscheinlich ist es das” verbindet sich in mir mit dem vorangehenden Komparativsatz “als sei es in die Erde gegraben”. Die Begründung “denn du kommst nicht heraus” vermag ich nicht zu knacken. Will dieser Kausalsatz ein Unvermögen oder einen Unwillen ausdrücken? Ersteres erzeugte in mir ein vages Bild des Verschüttetseins, welches jedoch nicht unmittelbar aus dem Text ableitbar wäre. Auch hier: verstehe ich da etwas nicht, oder …?
>>> Verschüttet, ja. Assoziationskette Inneres Zimmer/Erdhöhle/Tier/Rückzug. In etwa…
Die Zweideutigkeit von “Du kommst nicht heraus” ist beabsichtigt.
Merci vielmals!
de rien : )
Meine Assoziationen fallen beim Verschuettet-sein ganz schnell in die Agoraphobie und soziale Angststoerungen. Manchmal denk ich echt, ich mueste mich mal weider etwas locker machen(…)