Sie haben geglaubt, ich freue mich, Sie zu sehen, letzte Woche bei der Vernissage von L., als Sie sich schon ganz hitzig und feucht in die Menge gedämpft hatten mit Ihrem Hochdruckbügeleisen von einem Gehirn, Sie Kaschmirschlampe, nicht wahr, Sie dachten, ich fahre jetzt kolossal darauf ab, Sie endlich mal wieder in persona zu sehen?
Ahh!!! Ich könnte Monate, Jahre auf Sie verzichten!
Dachten Sie dünne dürre Schnitte Stadtkultur, ich spüre den Unterton von Verachtung und Gönnerhaftigkeit nicht, mit dem Sie mich besudeln, mit dem Sie mich auf eine Stufe mit dem Pöbel stellen, der sich für gewöhnlich die Nase an Ihrer Tür brünstig reibt?
S i e wagen es, mir Vorhaltungen zu machen? Mir die Zeit abzuschneiden, die mir zusteht, die mir frei und locker wie frisch geschlagener Schaum durch’s Fenster quillt?
Was fuchteln Sie herum mit Ihrem fauligen Taktstöckchen und verlangen mit dieser leisen kultivierten Stimme, ich solle schneller?
Biest!!
Mit mir können Sie nicht „arbeiten“! Ich bin ein verdammter Körper! Erschlagen könnte ich Sie, in einer totalen Abfahrt meiner fleischigen Gliedmaßen, und würde es nicht einmal merken!
Doch das wird gar nicht nötig sein, denn ich sag’ Ihnen eines: Meinetwegen erstick’ an Deiner Zugefalteten, da jammern die Maden und wühlen sich noch tiefer rein, weil’s draußen so zieht. Sie sind am Ende, meine Teure, bei aller Gelassenheit, auf die Sie immer so stolz sind, Ihnen geht die Luft aus, und niemand hier im Raum will wissen, ob für Sie noch was läuft. Und das alles, weil Sie mich f o r m a t i e r e n wollen, so wie die anderen. Die Gescheiten drängen sich in mein Leben, als gäb’s kein morgen, und wollen alle nur einmal klingeln.
Ich steh’ mir selbst im Weg, jawoll, und Sie, meine Teure, sagen, ich solle s c h n e l l e r? Warum die Leute nur immer so verdammt schlau sein müssen!!! Ich schließ’ mein Gehirn heut’ gar nicht erst auf!! Ich sitz einfach nur da.
Verstehst Du Schranze, was ich sagen will? Ich tauch’ noch dampfend ins Packeis, wenn bei Dir der Ofen längst aus ist!
Ich fütter’ nur mich selbst, ich fress’ mein eigenes Fleisch, und das geht niemanden einen Scheiß an und Sie… ja, Sie! werden sich auch noch umschauen. Ihre Strategie des ständigen sich selbst überholens ist zum Scheitern verurteilt! Die begräbt sich freiwillig! Auf den ausgaloppierten Trainingsstrecken der Stadt begegne ich zu vielen, die sich seit Jahren die Gegenwart nicht mehr vergegenwärtigt haben, übles Gesindel, das einem mit klarem Auge gegenübertritt, während es sich heimlich vor Angst, etwas zu verpassen, b e p i s s t !
Dann will natürlich auch niemand alleine dastehen mit so einer kindlichen Wucht, und so kommen sie permanent an und wollen einen ins Gespann einknüpfen. Wie ansteckend und widerlich, die Furcht, etwas zu verpassen. Wie selbstverständlich man sich von jedem Furz Termine geben läßt, als sei schon allein das eine Anerkennung der eigenen Existenz, wie der Kopf eilfertig zu nicken beginnt, noch bevor der Andere überhaupt seinen Schnitt ins Gewebe Deiner Zeit beendet hat! Doch ich bin schwer zu beeindrucken, und wenn Sie fauliger alter Kahn sich da in mir täuschen, wird’s Zeit, Ihr Urteil zu revidieren, bevor meine Schläger Hand an Sie legen!
Dir spritzt doch die Notdurft schon aus den Augen!
Warum, frag’ ich, muß denn immer das Eine auf dem Anderem beruhen? Strecken, die zurückgelegt werden mit straff angelegten Ohren, nur, um den Anschluß an das, was da weiter vorne passiert, um’s Verrecken nicht zu verpassen, und alle paar Tage schiebt dir jemand einen Termin zwischen die Zähne, hier, mach’s Maul auf und jetzt fest draufbeißen, ja, schön.
Haben
Sie
Angst
vor
mir…?
Sie schaden mir.
Ich vergebe das nicht.
Ich krieg’ Dich.
X.
(Überarbeitete Version. Erstmals erschienen in Metronome No.7, “The Bastard” , MetronomePress, Paris)
Gräfins Antwort. (Bedauerns)Werte X!
Schade, dass Ihnen keine Zeit zum Üben bleibt. Sie könnten es noch zu was bringen, Süße. Wenn Sie begriffen: Individualismus ist dämlich. Ohne System kein Sieg. Was ich früh begriffen habe. Versteht sich. Nicht einmal begreifen musste: Ich b i n das System. Das sie verschluckt oder ausspuckt. Sie wollen mich kriegen. Herrje, Pisse, Kacke, ZickeZacke.
So wird das nix. Da rück ich doch nur mein Chanel-Röckchen zurecht und streich mal kurz über mein Kaschmirteilchen. Klar ist mir das Geduze unangenehm. Sie gerieren sich zu auffällig. Stimmt schon, wir bleiben stets im Rahmen. Unter uns: Das will gelernt sein, sozusagen mit der Muttermilch eingesogen. Gegen uns vom alten Adel ist die Mafia ein Kinderspielchen. Irgendwie amüsant, dass sich immer wieder eine so aufregt. (Gelegentlich schließen wir Wetten auf Ihresgleichen ab.) Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir sind für den Wandel. Wir schöpfen den Profit ab. Wir sehen jede Subversion voraus und bestimmen die Kosten: Repression oder Abschöpfung.
Ihr bisschen Kannibalimus und Scheißefressen kann uns kaum erschrecken. Ach, was haben wir schon alles erlebt. Sie kriegen mich? Sie haben mich doch schon. Ich bin überall. Drinnen und draußen. Ich spitze die Lippen und Sie springen. Trotzdem: Mir ist das für diesmal nicht appetitlich genug. In der Krise werden wir etwas konservativ. Sie verstehen?
Verabschieden Sie sich, von allem was Ihnen lieb ist. Machen Sie es gut. (Wenigstens das).
Gräfin Y
ICH
SIE
–
zuverlässig!
buchstabieren
SIE
FLUCHT (ruckwärts)
jetzt
(zwecklos)
!
warum versteck spielen wollen, wenn eh immer alles eigentlich passt.
Meine Nerven! DIE schon wieder.
*laboriert an einer Art “Frontline” für Weblogs*
die frau bürgermeisterin na sowas!
ich goes welt oder umgekehrt, was macht das schon…
mach niemand auf dem kriegsschauplatz ann, lobster.
Jaa! Weiter so! Wie eine erfrischende Dusche! 🙂
Manchmal muss man donnern, lieber Schneck! : )
donnernd sein können, phyllis.
ee muss noch einquentchen samenflüssigkeit übrig sein können, lieb.
Könnten wir das Geschlechtliche einfach mal außen vor lassen? Mir ist grad’ nicht danach. Und in meinem heutigen Text geht’s definitiv n i c h t um Sperma.
Ab jetzt lösche ich Sie, Ännielobs.
Sie haben verhindert, dass ich mit Melusine spielen konnte heute – ist Ihnen das eigentlich klar? Dass da ein Spiel angefangen, und von Melusine und Schreiben wie Atmen erwidert wurde?
Nur – wenn ich nicht fest vor dem Rechner sitze, sondern erst Abends wieder dazu komme, haben Sie oft schon so viel KRAM abgeladen, dass mir und anderen die Lust am Spielen vergeht.
Warum, zum Henker, tun Sie das?
Erlauchte Gräfin Y! Wie erbaulich und bestärkend doch Eure subtilen Contourziehungen auf unsereins wirken! Das möcht’ Euch auch im Namen unserer beiden Gönners, des Grafen Bobby, versichert sein! Ein wütendes Poltern der X., was kann das dem Stande schon anhaben, nicht wahr?
Ohne den Anschein auch nur tonlos gehauchten Widerspruchs erwecken zu wollen, möge Ihro Hochgeboren Gräfin dennoch bedenken, welch’ rohe und unkultivierte, ja bisweilen sogar zerstörerische Kraft in flackernden Lichtern wie dem einer X. hausen könnte, weshalb Wir – also wir und Graf Bobby – vorsichtigst in Erwägung zögen, die X. sanftest zu separieren, von ihresgleichen, versteht sich, bevor deren blinde Hitze übergreife, und zwar im Hergange einer mitternächtlichen Quadrille, behufs derer Ausrichtung sich Herr von W. bereitwilligst zur Verfügung stellend sich gestern hierorts bereits eingefunden, wollte ihm lediglich eine ausreichende Bevorschußung der zu erwartenden Unkosten für den Rahmen eines anlaßverleihenden Hau
sßballes im Hofe des Edlen V. – das dort aufhältige Vieh wäre selbstverständlich zuvörderst kurzzeitig zu beurlauben sein, was allerdings keine wie immer gearteten Unkonformalitäten erwarten ließe, zumal Herr von A. eideßtattlich zu versichern bereit sei, so heist es, den Viehbestand sogar unentgeltlich umzuorten – gewährt sein, es geht die Rede von 25.000.- Euronen (unverbindlich, leiderhimmels), was nach Unser – also unser und Grafen Bobbys – bescheidenem Dafür- und Dazuhalten als schwerlich überzogen zu bezeichnendes Angeld auf die Besorgung einer Festlichkeit von Fürstlichem Range, obschon Durchlaucht U. die Teilnahme daran als transparent wirkend erscheinen laßen wollend sich zur Abwägung vorbehielt, gelten dürfte, eingedenk der noblen Tatsache, daß Ihro Gräfin zur Ausführung gewißer Notwendigkeiten und zur Milderung deßen prekärer Umstände Herrn von A. gerne heranzog, so verlautete es jedenfalls (im besten Vertrauen, notate bene!), um denselben nach Vollendung wunschgemäßer Verrichtung wohlwollend n’est-ce pas?Gegen 30.000 Voraußahlung, kleine Scheine, keine Münzen bitte, beseitigen Wir – also wir und und und – die potentielle Störquelle X. geräusch- und geschmacklos, ganz zu Eurer Freude und Zufriedenheit, Gräfin. OK?
In untertänigster Ehrerbietung
Baron Z. e.h.
(Bootschaffender)
DU: Graf Bobby
(mit dem freundlichen Ersuchen um Bereitstellung der Präsidentensuite für X. und Übermittlung eines Zweitschlüßels an
michuns)pronto, s.v.p.!
*jauchzt* Ich weiß nicht, ob ich das noch toppen kann, Hans. Dem Himmel sei Dank, daß Ihr Schreiben sich an Gräfin Y richtet und nicht an X, das gewährt mir eine Atempause
: )