Cross over

Künstlerische Arbeit funktioniert nicht mit Skrupeln; sie muss den Anspruch der Grenzüberschreitung in sich tragen, angefangen bei den eigenen. Man muss im eigenen Handeln eine Differenz zu dem herstellen wollen, was gesetzt ist, muss zusehen, dass man wieder blinde Flecken ins Denken bekommt, wo vorher geordnetes Terrain war. Im geordneten Terrain reproduziert man nur. Man erliegt jedem Klischee. Und vor allem, die Falle schlechthin, man fühlt sich wohl.
Und das ist fatal.

10 Gedanken zu „Cross over

  1. Muß gerade an Valie Export denken, und an Ihr “Wäsche abhängen.” Hab jetzt leider nicht die Zeit… bin am kochen, meine Küche sieht ziemlich ungeordnet aus. Besetzungszone.

    • @cellini Valie Export ist mir als Künstlerin sehr nah; als Studentin hat mich ihre Radikalität inspiriert. Schön, dass Sie ihren Namen aufbringen: ich hatte schon eine ganze Weile nicht mehr an sie gedacht.

      Kochen… muss erstmal auf den Markt…

    • naja – wenn ich mir z.b. einen schreibtisch selbst baue oder ein bild für meine bude male, so ist vielleicht grenzüberschreitung dabei thematisiert – aber letztlich geht es um schönheit – meist ja um proportionen, aber in der regel um die schönheit alleine schon des materials.
      das material wiederum inspiriert durch seine farbcharakteristik oder seine struktur z.b.
      also ich erkenne bei einer künstlerischen aufgabe meist meine eigenen blinden flecken, ich kann ganz einfach etwas nicht, was aber als “vision” – und damit eben ziemlich unkonkret – mir womöglich vorschwebt.
      die idee lässt sich meist schnell umsetzen, das wäre für mich in der regel die skizze, die details lassen mich oft scheitern.
      das kenn ich auch bei der musik, wo ich mich irgendwie ganz gut auskenne.
      früher wollte ich immer den teufel mit dem beelzebub austreiben oder mit einer mächtigeren knute künstlerisch zurückschlagen in richtung der knute die mich schlug ( im übertragenen sinn ) und dadurch eine art weckfunktion neben dem ausdruck der widerständlerischkeit evozieren.
      dabei ist aber meist schlampigkeit kein problem – in der musik – hauptsache es macht krach.
      schwieriger ist es unangenehme texturen zu dekonstruieren, oder umzuschreiben, zu sich hin zu biegen – das kann schon sehr subtil werden und da stosse ich aber auf mitunter handwerklich verankerte blinde flecken.
      schwierig das mit den blinden flecken.

    • eigentlich wollte ich nur noch posten dass eben was mit meinem nick lobster eben entgleiste – da fällt mir doch das wort > skrupel noch ins auge und das kochen.
      man kocht ja auch dahingehend, dass das resultat hinterher auch möglichst gut schmeckt.
      also man hat keine skrupel, wenn man sich & seinen gästen leckeres essen vorsetzt.
      seine bude hat man in der regel hübsch eingerichtet, man betreibt wellness – und seis auch nur taichi – und kleidet sich gemäss dem eigenen guten geschmack – obwohl da schon der konflikt mit der umwelt antezipierbar ist, insofern man eine hässlichkeit als ästhetisches ausdrucksmittel präferieren will.
      ( gut, manche wohnen gerne auch extra unbequem – ich z.b. in einer art werkstatt, einer heruntergekommenen wohnung, wo ich eigentlich überall hinaschen kann oder der hund einer meiner freundinnen zur zeit hinpissen darf wo er will bis auf in mein bett )
      ich denke nach aussen hin sucht man gerne den rebellischen kontrast – und das meistens als ausdruck einer höheren moral.
      naja – bevor das ein monolog wird …

    • … wird es womöglich jetzt einer. ( sorry )
      das schöne ist doch – hat man es drauf künstlerisch tätig zu sein – sich selbst das herstellen zu können was einem in einem künstlerischen ausserhalb fehlt.
      konkret auf die musik bezogen heisst das für mich :
      ich höre irgendein musikalisches stück und mir gefällt darin eine womöglich nur 4 taktige
      passage ganz besonders gut.
      desweiteren kenne ich kein weiteres stück, wo jene 4 taktige passage auf wenigstens halber songlänge – also vielleicht 2 minuten – tatsächlich hinreichend ausgearbeitet wäre, so dass ich mir vielleicht sagen könnte hey – so hab ich schon mal was, was meinem geschmack etwas ausgebreiterter rechnung trüge.
      aber selbst ich kennte so ein stück so könnte ich mir immer noch sagen – hey – mir gefällt das so gut und davon gibt es für mich so wenig dass ich das jetzt für mich noch womöglich exzessiv herstellen muss.
      also solche aufgabengenierenden situationen liebe ich irgendwie – feldchen entdecken welche für mich nahezu unbeackert sind – und bei sowas muss oder darf man in der regel auch noch “forschen”.

  2. @lobster “das schöne ist doch – hat man es drauf künstlerisch tätig zu sein – sich selbst das herstellen zu können was einem in einem künstlerischen ausserhalb fehlt.”

    genau.

    Es soll auch Schriftsteller geben, die das Schreiben anfingen, weil es das Buch, was sie am liebsten lesen wollten, noch nicht gab…

    • da hört dann für mich das liebäugeln mit der eigenen reputation ( oder dazu affinem ) auf und es geht letztlich nur noch darum wie das material und dessen strukturalität auf mich wirkt.
      in der regel hab ich dabei dann einen gehörigen analyseaufwand – also aus ein paar takten imgrunde etwas herauszulesen, was systemisches mit sich trägt.
      klare, schöne, luftige, warme & übersichtliche textur, möglichst noch fantasievoll.

      wollte ich z.b. schreiben, ich hätte bei capote’s ‘grasharfe’ angesetzt.
      dort gefällt mir die alltäglichkeit gemischt mit für mich hoher poesie – alleine das vokabular ist mir hinsichtlich technischer entwicklung etwas zu antiquiert.

      naja, blödsinn eigentlich dass ich das jetzt noch poste.

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